"Ohne Handy hat man mehr Zeit für Freunde und Familie"
23 Schüler der Klasse 6a der Realschule lebten eine Schulwoche lang ohne Smartphones – "Kinder kamen gut zurecht"

Dass man auch ohne Smartphone nicht den Kontakt zur Außenwelt verliert, zeigten 23 Realschüler des Walter-Hohmann-Schulverbunds bei der "handyfreien" Woche. Foto: Adrian Brosch
Hardheim. (adb) Häufig wird die Jugend von heute für ihren Medienkonsum kritisiert. Dass es auch anders geht, bewiesen die 23 Mädchen und Jungen der Hardheimer Realschulklasse 6a des Walter-Hohmann-Schulverbunds: Im Zuge der von Schulsozialarbeiter Christian Parth und Klassenlehrerin Ines Kemper initiierten "handyfreien Woche" schlossen sie ihren "mobilen Kommunikationsapparat" von Montag bis Freitag in den Tresor der Hardheimer Volksbank-Filiale ein und entdeckten "klassische" Methoden der Freizeitgestaltung auf ein Neues.
Am Montag begrüßte Privatkundenberaterin Sabine Orciari die Klasse und sprach von einer "sehr guten Projektidee", ehe die Smartphones eingesammelt und in den Tresorraum gebracht wurden. Nachdem man direkt danach eine Klassenarbeit geschrieben hatte, starteten die Mädchen und Jungen in das lehrreiche Programm einer besonderen Projektwoche: So informierte Elmar Schmitt (Polizeiposten Hardheim) kompetent über Cyber- und speziell Handykriminalität, aber auch den sachgemäßen Umgang mit Smartphones und den durch sie besonders leicht nutzbaren Sozialen Netzwerken wie Facebook und Instagram, den Messengerdienst WhatsApp und auch den immer wichtiger gewordenen, oftmals jedoch kaum beachteten Datenschutz.
Aus Walldürn kamen die Schülermedienmentorinnen Alina Mann und Mia Martens von der Konrad-von-Dürn-Realschule mit Konrektorin Elke Gramlich in das Zimmer der 6a, um aus erster Hand "Von Jugendlichen für Jugendliche" über die Vorteile, aber auch drohende Risiken und Gefahren der Smartphone-Nutzung aufzuklären. Mit Erfolg, wie Christian Parth beobachtete: "Die Schüler waren sehr eifrig und konzentriert bei der Sache!"
Gezeigt wurde auch, wie man ohne Smartphone und fortlaufende Erreichbarkeit eine attraktive Freizeit planen kann: Gemeinsam übte man sich in kooperativen Abenteuerspielen, in denen sich ein Schüler auf den anderen verlassen musste und zugleich spürte, auch ohne Mobiltelefon und mobiles Internet immer "mitten im Leben" zu sein.
"Wir Erwachsenen merkten recht bald, dass die Kinder ohne Handy durchaus zurechtkommen und sehr wohl das ganz traditionelle Spielen nicht verlernt haben", resümierten Christian Parth und Ines Kemper, die ihre Mobiltelefone am Montag ebenfalls abgegeben hatten. "Wir wollten mit gutem Beispiel voran gehen: Leider stellt man zusehends auch an sich selbst fest, dass man das Smartphone oft genug gar nicht mehr ausschaltet", erklärte Christian Parth, der mit Jugendlichen bereits im April 2014 eine "handyfreie Woche" in die Tat umgesetzt hatte und nun von den damals gewonnenen Erkenntnissen profitierte. "Es geht nicht darum, das Handy und seine durchaus auch hilfreichen technischen Möglichkeiten in ein schlechtes Licht zu rücken - aber wir wollten den Kindern zeigen, dass man auch ohne ständige Erreichbarkeit in der Lage ist, gut zu leben und nicht den Kontakt zur Außenwelt zu verlieren", räumte der engagierte Schulsozialarbeiter im RNZ-Gespräch ein.
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Wie gut das Experiment ankam, zeigte am Freitag die Gesprächsrunde im Klassenzimmer. "Man unternimmt ohne Handy mehr mit Freunden, hat mehr Zeit für die Familie und die Hausaufgaben", hielt Lena Sensbach fest. Ihr Mitschüler Marc Höll ließ wissen, "Gesellschaftsspiele wieder neu entdeckt und mehr zusammen unternommen zu haben", was ihm Freude geschenkt habe. Auf die gute Stimmung des gemeinsamen Mittagessens ganz ohne auf dem Tisch liegende Mobiltelefone berief sich Melanie Böhrer. Angelina Gehrig gab bekannt, ohne das Handy mehr im Haushalt geholfen und auch so zu einem guten, sinnvollen Zeitvertreib gekommen zu sein. Dennoch war die Freude groß, als man gemeinsam zur Volksbank-Filiale lief und von Sabine Orciari die Smartphones wieder gereicht bekam.
"Die Volksbank Franken unterstützt Aktionen dieser Art gerne", schilderte Orciari und würdigte die tolle Mitarbeit der 6a: "Ich finde es klasse, wenn in dieser medial so vernetzten Gesellschaft noch andere Werte gekannt, wieder entdeckt und geschätzt werden", erklärte sie.