Von Dominik Rechner
Hardheim/Tauberbischofsheim. Sie sind gewaltige 62 Tonnen schwer, 3,54 Meter breit, mit einer 120-Millimeter-Bordkanone ausgestattet und das Herzstück für die Soldaten des neuen Panzerbataillons 363 Hardheim: Die Panzer des Typs Leopard 2 A6. Vier davon kamen schon am 3. September in der Carl-Schurz-Kaserne an, am Dienstagnachmittag gab es endlich Nachschub: Sieben weitere "Kollegen" waren nach einem langen etwa 14-stündigen Transport über Nacht aus dem niedersächsischen Munster am Verladebahnhof in Tauberbischofsheim angekommen, von wo ihr Weg dann weiter auf der Straße nach Hardheim führte.
Es war ein historisches Ereignis für den Verladebahnhof, der nach 14 Jahren im Ruhezustand wieder genutzt wurde. Für die Soldaten war es zugleich ein Tag "zum Anfassen. Sie können sehen, wie es mit dem Aufbau vorwärts geht", erklärte Kommandeur Oberstleutnant Pascal Pane erfreut im Gespräch mit der RNZ.
Innerhalb von Minuten waren die gescheckten Kampfpanzer von Soldaten des Panzerbataillons 363 vom Waggon entladen. "Das ist grundsätzlich eine unkomplizierte Sache. Ich habe erfahrene Männer in meiner Kompanie, und das Gleis ist gerade, was die Sache einfacher macht", sagte Kompaniechef Hauptmann Christian Kagelmann von der ersten Kampfkompanie.
Im Straßenmarsch wurden die sieben Kampfpanzer im Anschluss in Begleitung von Polizei, Feldjägern und einem Bergepanzer am Ende des Korsos (fungiert zum Beispiel als Abschleppdienst, falls ein Kampfpanzer ausfällt) nach Hardheim in die Carl-Schurz-Kaserne überführt. Acht Mitarbeiter der Deutschen Bahn und rund 70 Soldaten, davon 28 für die Panzerbesatzung, waren rund um die Entladung und den Marsch beteiligt.
Der 2001 gebaute Verladebahnhof in Tauberbischofsheim soll laut Oberstabsfeldwebel Michael Konrad von der Pressestelle des Panzerbataillons 363 nun wieder regelmäßig genutzt werden: "Es ist der Start für viele weitere Be- und Entladungen am Verladebahnhof Tauberbischofsheim und macht die Rückkehr der ,Leos’ für die Öffentlichkeit in der Region deutlich sichtbar." Die bis dato letzte Verladung von Kampfpanzern in Tauberbischofsheim hatte im April 2006 durch das ehemalige Panzerbataillon 363 aus Külsheim stattgefunden.
Die Entladung dokumentiere den kontinuierlich voranschreitenden materiellen Aufbau des Verbandes, so Oberstabsfeldwebel Konrad. Im Rahmen der Neuaufstellung des Panzerbataillons 363 wird die Zulaufplanung der Kampfpanzer zentral durch das Kommando Heer in Strausberg koordiniert. Gemäß dieser Planung übernimmt das Hardheimer Panzerbataillon im vierten Quartal 2020 acht Kampfpanzer. Diese Übernahme findet im Verfahren "Materialausgleich Truppe – Truppe" zwischen dem Panzerlehrbataillon 93 in Munster und dem Panzerbataillon 363 in Hardheim statt.
Das Panzerlehrbataillon 93 wird mit Kampfpanzern des Typs Leopard 2 A7 ausgestattet und gab im Zuge dieser Neuausstattung acht generalüberholte Leopard 2 A6 an das Panzerbataillon 363 ab. Der achte Panzer war unterdessen "noch nicht fertig", erklärte Oberstabsfeldwebel Konrad gegenüber der RNZ. Nachdem dieser auch generalüberholt worden sei, werde er noch in diesem Jahr per Schwertransport auf der Straße nach Hardheim geliefert.
Ein weiterer Baustein für die Aufstellung des Panzerbataillons 363 Hardheim ist damit gesetzt. Weitere "vereinzelte" Leopard-Panzer werden nach Angaben von Kommandeur Oberstleutnant Pane im Januar höchstwahrscheinlich ebenfalls aus Munster hinzukommen. "Damit werden wir 15 Panzer im nächsten Jahr haben. Die restlichen Panzer kommen dann 2022 dazu", so Pane. Insgesamt werden es 44 Kampfpanzer sein.
Mit den "Leoparden" wird auf den Truppenübungsplätzen in Bergen/Niedersachsen oder Baumholder/Rheinland-Pfalz geübt, wie Hauptmann Kagelmann die RNZ informierte. "Im April werden wir die dritte Kompanie, also die zweite Kampfkompanie, aufstellen. Im Oktober folgt die zweite Kompanie, also die dritte Kampfkompanie", erklärte Kommandeur Pane zu den weiteren Planungen im Jahr 2021. Bis Ende 2023 soll das Panzerbataillon dann vollzählig – mit etwa 500 Soldaten bestückt – sein.
Update: Dienstag, 8. Dezember 2020, 18.07 Uhr
Am Dienstag rollen die nächsten Bundeswehr-Panzer an
Hardheim. (RNZ/pm) Die ersten vier von geplanten 44 Leopard-Kampfpanzern des neuen Hardheimer Panzerbataillons 363 sind schon im September eingetroffen, am Dienstag werden sieben weitere Panzer des Typs Leopard 2 A6 in einem Straßenmarsch vom Taubertal in die Carl-Schurz-Kaserne überführt. Zuvor werden die Fahrzeuge am Verladebahnhof in Tauberbischofsheim durch Soldaten des Panzerbataillons entladen.
Fünf Jahre nachdem der letzte Kampfpanzer – ein Flugabwehrkanonenpanzer Gepard – die Carl-Schurz-Kaserne verlies, schreitet die Aufstellung des neuen Panzerbataillons in Hardheim damit weiter voran. Die Geschichte der Erftalgemeinde als Bundeswehrstandort wird fortgeschrieben.
Begonnen hat alles im Jahr 1966 mit dem Einzug des Flugabwehrbataillons 12 (FlaBtl 12). Am 1. Oktober 1979 wurde das Flugabwehrbataillon 12 unter gleichzeitiger Einführung der neuen Flugabwehrwaffe Gepard zum Flugabwehrregiment 12 (FlaRgt 12) umgegliedert, bestehend aus sechs Batterien mit jeweils sechs Flugabwehrkanonenpanzern.
Nach der Grenzöffnung 1989 nahm das FlaRgt 12 mehr als 100 Übersiedler in der Kaserne auf; später folgten unter anderem Übersiedler aus Rumänien. Die neuen politischen Verhältnisse im Osten führten aber in der Folge auch zu einem Umbruch in der Bundeswehr. Im Januar 1991 begann das FlaRgt 12 mit der Ausbildung ehemaliger NVA-Soldaten (Nationale Volksarmee).
Im September rollten die ersten Panzer des neuen Panzerbataillons in der Carl-Schurz-Kaserne ein (unser Bild). Heute folgen sieben weitere „Leoparden“ in einem Straßenmarsch aus Tauberbischofsheim. Archivfoto: Janek MayerDie letzte Stunde des FlaRgt 12 schlug dann am 1. Oktober 1994 – gleichzeitig der erste Arbeitstag des Panzerflugabwehrkanonenbataillons 12, das dann 1998 mit dem Flugabwehrkanonenpanzer Gepard 1A2 ausgerüstet wurde. Nach der Auflösung des gemischten Flugabwehrregiments 2 wurde das Panzerflakbataillon 12 im Jahr 2002 der neu geschaffenen Flugabwehrbrigade 100 unterstellt.
Die veränderten Sicherheitsverhältnisse in der Welt führten aber auch in den Folgejahren zu weiteren Neuerungen. Im Zuge der Umstrukturierung der Bundeswehr wurde die Flugabwehr der Luftwaffe unterstellt. Das als Ersatz für den Gepard vorgesehene neue Waffensystem Mantis wurde daher – anders als ursprünglich vorgesehen – nicht ins Erftal verlegt, sondern nach Husum.
Stattdessen endete die erfolgreiche Allianz zwischen Hardheim und der Flugabwehr am 29. Juli 2011 mit der Auflösung des Panzerflakbataillons 12. Anschließend zogen die Jäger in Hardheim ein: Das zum Jahresanfang 2011 aufgestellte Sicherungsbataillon 12, das zu Beginn aus drei Ausbildungskompanien bestand und 650 Soldaten umfasste, darunter 480 Rekruten, erfüllte eine bedeutende Aufgabe innerhalb der Bundeswehr: Die Ausbildung des Infanteristen der Zukunft – erweitertes System. Das Sicherungsbataillon 12 wurde jedoch schon Ende 2015 in Hardheim aufgelöst.
Schon im Oktober 2011 hatte der damalige Verteidigungsminister Thomas de Maizière die Schließung der Carl-Schurz-Kaserne (sollte im zweiten Quartal 2017 erfolgen) und des Materiallagers auf dem Wurmberg (Ende 2018) bekannt gegeben. Zwischenzeitlich zogen am 13. September 2015 bis zu 650 Flüchtlinge in die Kaserne ein, als das Land Baden-Württemberg eine Landeserstaufnahmestelle in der Kaserne einrichtete; die letzten Flüchtlinge verließen die Kaserne am 26. September 2016.
Das Kapitel "Garnisonsgemeinde Hardheim" stand vor dem Aus. Doch die Planungen wurden im Zuge der Neuausrichtung der Bundeswehr mit Schwerpunkt Landes- und Bündnisverteidigung verworfen und die Weiternutzung der Liegenschaften beschlossen.
Zum 1. Oktober 2017 wurde in der Carl-Schurz-Kaserne mit der Aufstellung der Stabs- und Führungsunterstützungskompanie SOCC (Special Operations Component Command) begonnen. Am 6. Dezember 2018 gab die damalige Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen bekannt, dass 2019 das Panzerbataillon 363 (ehemals in Külsheim) wieder aufgestellt und in der Carl-Schurz-Kaserne in Hardheim stationiert werden soll. Die Aufstellung des neuen Panzerbataillons begann im September 2019 mit dem Einzug der Stab- und Versorgungskompanie. Ein Jahr später kehren auch die ersten Panzer zurück. Die Geschichte des Bundeswehrstandorts Hardheim wird weitergeschrieben ...