Walter Jaufmann berichtet seit über 60 Jahren über alles, was in Götzingen so vor sich geht. Dass die Rathaustür geschlossen ist, hat er vor 2020 noch nicht erlebt. Foto: Tanja Radan
Von Walter Jaufmann
Götzingen. Corona, Pandemie, Lockdown – Begriffe, die zu Jahresbeginn wohl für viele Fremdworte waren und anfangs auch nicht gerade besonders wichtig genommen wurden, gerieten jedoch unerwartet schnell in den Fokus des Geschehens und prägten letztlich weitgehend den Verlauf des jetzt ausklingenden Jahres. Schließlich war "Corona" über das ganze Jahr 2020 ein immer lästiger werdender Begleiter, beeinträchtigte unser Leben in nie gekanntem und so auch nie erwartetem Ausmaß – dieses "Corona-Jahr" wird uns wohl lange in Erinnerung bleiben.
Anfangs wurden die Berichte über die Entwicklung im fernen China und die ersten Infektionsmeldungen aus Bayern zwar mit Interesse, aber doch ohne große Befürchtungen verfolgt. Jedoch wurde das mit Beginn des ersten Lockdowns schlagartig anders, unser Alltag und das gesellschaftliche Leben wurden plötzlich auf den Kopf gestellt.
Recht dramatisch wurde es gerade auch für den Freizeitsektor, insbesondere für die Vereine im ehrenamtlichen Bereich. Der Trainings- bzw. Probenbetrieb für Sport-, Musik- und Gesangsvereine fiel total aus, die Aktivitäten der Vereine kamen weitestgehend zum Erliegen mit weitreichenden Konsequenzen für das gesellschaftliche Leben und inzwischen gar der begründeten Befürchtung von negativen Langzeitfolgen.
Speziell in diesem Bereich verspürte auch die Lokalpresse deutliche Auswirkungen – es gab keine Meldungen über Versammlungen und Sitzungen, keine Berichte mehr über Veranstaltungen oder den lokalen Sportbetrieb.
Der Inhalt der Lokalseiten der Tageszeitung änderte sich deutlich, für die freien Mitarbeiter der RNZ war und ist heute noch zwangsläufig "Kurzarbeit", ja phasenweise in der Praxis sogar "Arbeitslosigkeit", angesagt.
Das brachte auch für mich als örtlichen Berichterstatter Götzingens eine Zäsur, hatte ich doch selbst als Rentner speziell wegen der Pressearbeit stets so einiges auf dem Terminplan.
Und plötzlich war mein Terminkalender leer – keine Versammlungen mehr, keine Sitzungen und Besprechungen, Veranstaltungen wie beispielsweise das "Help-Festival" oder "Caribic-Revival" fielen der Pandemie zum Opfer und es gab nichts zu berichten. Selbst Senioren- und Stammtisch-Treffs waren gestrichen.
Der Lockdown veränderte vieles, plötzlich war ich viel mehr zu Hause, meine Frau hatte nun abends kaum noch mal den Fernseher für sich allein.
Das Leben ohne Terminkalender brachte eine Entschleunigung und führte gar dazu, dass von den kaum noch gegebenen Terminen auch noch manches "verschnappt" wurde. So erreichte mich beispielsweise bei der Gartenarbeit plötzlich ein Anruf von Ortschaftsrat Fabian Aumüller: "Du Walter, mir häbbe heuit doch’s erschde Mol widder Sitzung vum Ortschaftsroat, künnscht du no?".
Ein Anruf von Event-Organisator Thilo Jaufmann– "Mensch Walter, sou schwer wie’s a fellt, mir müsse leider’s Help-Konzert jetzt doch widder absoache!" – bedeutete das Aus für ein streng nach Corona-Vorgaben in abgespeckter Form organisiertes Alternativ-Event mit dem Ziel der Unterstützung des Krankenhauses Buchen. Diese Beispiele mögen die Auswirkung von Corona-Folgen für die Pressearbeit der freien Mitarbeiter in etwa demonstrieren.
Natürlich wurde zudem der Kontakt mit Kindern und Enkeln weitgehend auf WhatsApp und Telefon umgestellt, zu Freunden und Bekannten gar weitgehend eingestellt.
Der Alltag verlief, absolut auch mit positiven Aspekten verbunden, entspannter und lockerer, mehr in Haus und Garten oder auch bei intensiverer Verfolgung der Nachrichten.
Nach Lage der Dinge wird sich kurzfristig leider auch wohl kaum eine nennenswerte Besserung der Situation ergeben, selbst wenn sich dieser Tage durch den Start der Impfaktion erste Hoffnungsschimmer erkennen lassen. Dieses unscheinbare winzige Virus hat das Geschehen auf dem Globus völlig durcheinandergewirbelt. Die Natur zeigt hier dem Menschen deutlich seine Grenzen auf. Wir werden wohl noch lange mit dem Coronavirus und möglichen Mutationen leben müssen.
Da bleibt uns nur die Hoffnung, dass durch wirkungsvolle Impfseren und Medikamente. vor allem aber durch Vernunft und Einsicht im Reagieren der Verantwortlichen und dem Verhalten der Menschen die Pandemie rasch wirkungsvoll eingedämmt werden kann und beherrschbar bleibt.
Und diese Hoffnung brauchen wir dringend, denn neuerdings ganz aktuelle Schlagworte wie Mutation, steigende Sieben-Tage-Inzidenz, Hotspot, Kontaktreduktion und Infektionslage schlagen einen direkten Bogen zum Anfang dieser Betrachtungen.