2018 gab die damalige Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen in Munster die Standortentscheidung für das neue Panzerbataillon bekannt. Archiv-Foto: Rüdiger Busch
Von Torsten Englert
Hardheim. Vor 65 Jahren wurde der Grundstein für den Erfolg der Garnisonsgemeinde Hardheim gelegt. Trotz des Widerstands des Hardheimer Gemeinderats verfolgte der neu gewählte Bürgermeister Kurt Schmider sein Ziel, zur weiteren und zukunftsfähigen Entwicklung der Gemeinde in Hardheim eine Bundeswehrkaserne anzusiedeln.
In der Gemeinderatssitzung vom 29. März 1957 wurde beschlossen, einen "Arbeitsausschuss für die Kasernenbelange" zu gründen. Er bestand aus den Gemeinderäten Kieser, Wanitschek, Eckert und Henn. In den folgenden Monaten gab es verschiedene Vorschläge für einen möglichen Kasernenstandort. Aus verschiedenen Gründen musste der Standort immer wieder geändert werden. Mehrere Vororttermine mit Besichtigung des jeweiligen Standortes fanden statt. Die Entscheidung darüber, ob Hardheim eine Kaserne erhalten sollte, wurde abhängig davon gemacht, ob der Staffelflugplatz in Dornberg gebaut würde. Es zeichnete sich auch ab, dass Höpfingen und Hardheim eine amerikanische Flugabwehr ("Nike-Stellung") erhalten würden.
Am 16. Oktober 1958 teilte das Regierungspräsidium Nordbaden telefonisch dem Bürgermeisteramt Hardheim mit, dass am 20. Oktober 1958 ein abschließendes Gespräch zur "Garnisons-Frage" für Hardheim in der Erftalgemeinde stattfinden sollte. Hierzu würden etwa 25 Teilnehmer erscheinen. In diesem Gespräch wurde dem Bürgermeister von Hardheim und seinen Verwaltungsvertretern mitgeteilt, dass Hardheim eine Garnison erhalten sollte. Die Lage für ein Kasernengelände im "Seubental" sei ideal für ein derartiges Bauvorhaben, welches mit circa 500.000 D-Mark veranschlagt wurde.
Der "erste Spatenstich" fand am 8. April 1961 durch Bürgermeister Kurt Schmider und verschiedene Repräsentanten des öffentlichen Lebens statt. Bis Anfang 1966 wurde an der Hardheimer Kaserne gebaut, im März 1966 konnte das Richtfest gefeiert werden. Im Juli desselben Jahres begann die Belegung der Hardheimer Kaserne, die den Namen Bauland-Kaserne trug, durch ein Vorkommando des Flugabwehrbataillon 12. Im Juli/August 1966 werden Teile des Panzeraufklärungsbataillon 12 und des Ausbildungszentrum Heer 52/1 nach Hardheim verlegt.
Am 13. September 1966 präsentiert sich zum ersten Mal das Flugabwehrbataillon 12 der Hardheimer Bevölkerung auf dem Schlossplatz. Das Bild zeigt (v. l.): Generalmajor von Buttler, BGM Schmider und Oberstleutnant Hummel. Foto: Torsten Englert (Repro)Am 13. September 1966 präsentiert sich zum ersten Mal das Flugabwehrbataillon 12 der Hardheimer Bevölkerung auf dem Schlossplatz im Rahmen eines Truppenappells mit anschließendem Platzkonzert. Im November 1966 erfolgte die Umbenennung in Carl-Schurz-Kaserne. Am 15. Oktober 1967 gab das Flugabwehrbataillon 12 der Bevölkerung erstmals die Gelegenheit zum Kennenlernen der Einrichtung mit einem Tag der offenen Tür. Dabei wurden rund 5000 Besucher gezählt.
Bis zum Ende des Jahres 2015 gehörten die Soldaten der Bundeswehr zum Ortsbild von Hardheim. So waren in der Kaserne die Flugabwehr, die 4. Panzerartilleriebataillon 365 (1973 bis 1975), Kompanien des Instandsetzungsbataillon 12, das 4. Beobachtungsbataillon 123 (Drohnenbatterie; 1988 bis 2003), ein Sanitätszentrum und zum Schluss das Sicherungsbataillon 12 stationiert.
Am 25. Oktober 2011 war vom Bundesverteidigungsministerium bekannt gegeben worden, dass der Bundeswehrstandort Hardheim mit seinen zwei großen militärischen Liegenschaften, der Carl-Schurz-Kaserne und dem Materiallager der Bundeswehr auf dem Wurmberg, komplett aufgelöst wird. Am Donnerstag, 10. Dezember 2015, folgte die Außerdienststellung des Sicherungsbataillon 12, das die letzte Einheit in der Hardheimer Kaserne war.
Am 13. September 2015 zogen bis zu 650 Flüchtlinge in die Kaserne ein, als das Land Baden-Württemberg eine Landeserstaufnahmestelle in der Kaserne einrichtete; die letzten Flüchtlinge verließen die Kaserne am 26. September 2016.
Der damalige Bürgermeister Ernst Hornberger besuchte 1978 das Flugabwehrregiment 12 in Todendorf an der Ostsee. Foto: Torsten Englert (Repro)Dank der Unterstützung der verschiedenen Abgeordneten, hier im Besonderen des CDU-Bundestagsabgeordneten Alois Gerig, der die damalige Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) kannte, und weiteren Unterstützern, wie den ehemaligen Verwaltungsbeamten Günther Eichkorn und ehemaligen Kasernenkommandeuren der Flugabwehr, war es möglich, dass eine Kasernenschließung aufgehoben beziehungsweise ausgesetzt wurde. Dies wurde am 12. Dezember 2016 von der Bundeswehr bekannt gegeben. Bereits am 4. Oktober 2017 zogen wieder Soldaten einer Versorgungseinheit des Kommando Spezialkräfte in der Hardheimer Kaserne ein.
Als besonderes "Nikolausgeschenk" für die Hardheimer Bevölkerung gab Verteidigungsministerin von der Leyen auf den Truppenübungsplatz in Munster im Beisein des Bundestagsabgeordneten Alois Gerig, Landrat Dr. Achim Brötel und Bürgermeister Volker Rohm am 6. Dezember 2018 bekannt, dass Hardheim Garnisonsgemeinde bleibt. Die Erfolgsgeschichte Hardheims als Partner der Bundeswehr konnte damit fortgesetzt werden.