Buchen. (rüb) Tausende Kunden laufen Tag für Tag an ihr vorbei und schauen Mercedes Kupczyk bei der Arbeit zu. Das ist ungewohnt für die Künstlerin, die ihr Handwerk für gewöhnlich eher an ruhigeren Orten verrichtet. "An einem Einkaufszentrum habe ich noch nie gearbeitet", sagt die selbstständige Kirchenmalermeisterin aus Erlenbach bei Marktheidenfeld. Auch wenn die Ergebnisse ihres Schaffens aktuell noch größtenteils von einem Gerüst verdeckt werden, so lässt sich bereits jetzt erkennen, dass ihr aus drei eigenständigen Gemälden bestehendes Buchen-Panorama die Blicke der Passanten auf sich ziehen wird und zur Aufwertung der Einkaufspassage beitragen wird.
"Dieses Projekt stellt den Abschluss des großen Umbaus dar", erklärt Andreas Schifferdecker von der Schifferdecker Verwaltung KG und erinnert an die vor gut einem Jahr begonnene Maßnahme, durch die es gelang, die NKD-Fläche von 400 auf 600 Quadratmeter zu erweitern und zusätzlich noch Raum für die Neueröffnung der Sanus-Apotheke zu schaffen. Zudem wurden der Fahrstuhl modernisiert und ein neuer Treppenaufgang geschaffen. 1,2 Millionen Euro wurden dafür insgesamt investiert.
Der Wartturm als Wandmalerei: Das Buchener Wahrzeichen ziert die Außenfassade des neuen Aufzugsturms am Einkaufszentrum am Sendeturm. Foto: Rüdiger BuschIm Frühjahr hätte es dann auf der oberen Ebene mit der Überdachung der Passage zwischen Parkdeck und Aufzug weitergehen sollen, doch Corona sorgte für etwas Verzögerung. Doch vor wenigen Wochen war es dann so weit: Ein imposantes Sonnenschirmsystem der Firma MDT (Hardheim) sorgt nun dafür, dass die Kunden jetzt trockenen Fußes vom Parkplatz ins Kaufland oder in die anderen Läden kommen. Sie schützen aber nicht nur vor der Sonne: Durch die nach oben gerichtete Blütenform wird Regenwasser aufgefangen und abgeleitet. Ebenso praktisch wie architektonisch ansprechend.
Eine zusätzliche optische Aufwertung entsteht gerade einige Meter weiter, wo Mercedes Kupczyk gerade die Fassade des neuen Aufzugturms bemalt (l.). "Wir wollten nicht, dass die Passanten auf eine triste Betonwand schauen müssen", sagt Andreas Schifferdecker. Die Idee war schnell geboren: "Unsere enge Verbundenheit zur Stadt wollten wir durch die Darstellung Buchener Wahrzeichen zum Ausdruck bringen." Dies ist gelungen: Stadtturm, Wartturm und Mariensäule – aus diesen drei Wahrzeichen wird gerade ein Pano-rama von Buchen geschaffen.
Vor einer Woche hat die Kirchenmalerin vor Ort mit der Arbeit begonnen. Zuvor hatte sie sich in Buchen umgeschaut und Entwürfe gezeichnet. Die ersten beiden Gemälde hat sie bereits auf die Betonwand aufgebracht, etwa den Stadtturm, in einer Größe von fünf mal fünf Meter, so dass er auch von unten gut zu sehen ist. Die Stadtansichten malt sie mit selbstgemischten mineralischen Farben in einer Art Freskotechnik. Die Farbe verbindet sich mit dem Beton und sorgt durch ihre Transparenz für eine besondere Tiefe, Lebendigkeit und Leuchtkraft.
Die Passage zwischen Parkdeck und Aufzug wurde überdacht. Foto: Rüdiger Busch"Das ist eine Technik, wie sie die alten Meister verwendet haben", erklärt Architektin Susanne Kärcher-Hilbert (Reutlingen), die den Gegensatz aus moderner Bauweise und althergebrachtem Kunsthandwerk besonders spannend findet.
Nächste Woche möchte Mercedes Kupczyk ihre Arbeit abgeschlossen haben. Wenn dann noch das Gerüst abgebaut ist, wird das Werk in seiner ganzen Pracht zu bewundern sein, und Andreas Schifferdecker kann endgültig den Haken hinter den Umbau setzen.
Doch es gibt schon weiterführende Pläne: Kaufland möchte seinen Markt im kommenden Jahr modernisieren und die Verkaufsfläche auch etwas erweitern (Richtung Nordosten). Der Markt soll offener werden, die Verkaufsfläche komplett umgestaltet, und Selbstbedienungskassen sollen eingebaut werden. Nach dann 20 Jahren – die Kaufland-Filiale gibt es seit 2001 – sind diese Pläne wahrlich kein Luxus, erst recht beim Blick auf die Tausenden Kunden, die es Tag für Tag ins Einkaufszentrum am Sendeturm zieht.