Das ehemalige Altersheim im Veilchenweg. Foto: T. Radan
Buchen. (mb) Am Ende der Informationsveranstaltung zur Unterbringung von Flüchtlingen im Veilchenweg brandete Applaus auf am Mittwochabend in der Feuerwache. Mehrere Teilnehmer hatten gefordert, mit einer positiven Grundhaltung auf die Neuankömmlinge zuzugehen. Zuvor hatte Björn-Christian Kleih, Erster Landesbeamte des Neckar-Odenwald-Kreises, über die zu erwartenden Flüchtlinge und ihre Unterbringung in dem Wohngebiet informiert.
Insgesamt lief die Informationsveranstaltung sachlich und ruhig ab, auch wenn einzelne Besucher durch ihr Verhalten immer wieder versuchten, die Diskussion zu emotionalisieren. So redete ein Teilnehmer immer wieder sehr empört dazwischen. Er wurde jedoch nach kurzer Zeit von anderen Anwesenden zurechtgewiesen. Man solle zunächst den Vortrag von Dr. Kleih anhören und danach Fragen stellen.
Als Kleih erwähnte, dass alleinstehende Asylbewerber 330 Euro monatlich vom Staat erhielten, kommentierte dies ein Besucher mit "So eine Sauerei!". Dr. Kleihs Hinweis, dass erwachsene Menschen keine Sozialbetreuung rund um die Uhr bräuchten, quittierten manche Zuhörer mit höhnischem Gelächter.
Darüber hinaus gelang es Dr. Kleih, mit seiner ruhigen und sachlichen Art, Emotionen aus der Diskussion zu nehmen. So wies Dr. Kleih darauf hin, dass derzeit jede Woche 68 Flüchtlinge den Neckar-Odenwald-Kreis erreichten. Insgesamt lebten zurzeit 1763 Personen in Flüchtlingsunterkünften, davon 1306 in 18 Gemeinschaftsunterkünften.
Weil man es vermeiden wolle, Menschen in Sporthallen einzuquartieren, habe man auch drei Interimsunterkünfte in Leichtbauzelten eingerichtet, zum Beispiel in Buchen auf dem Parkplatz "Am Ring".
Der Mietvertrag für das ehemalige Altenheim im Veilchenweg sei auf vier Jahre abgeschlossen. Dort könnten bis zu 50 Personen einquartiert werden. Ein Verwaltungsmitarbeiter des Landratsamts werde vor ort sein, ein Sozialarbeiter der Caritas werde die künftigen Bewohner im Rahmen einer 40-Prozent-Stelle betreuen. Ein Hausmeister stehe zur Verfügung.
Detailliert ging Dr. Kleih auf die Forderungen in einer Petition der "Interessengemeinschaft Veilchenweg" ein. So ist nach seinen Worten ein besonderes Sicherheitskonzept für diese Unterkunft nicht vorgesehen. "Das ist Aufgabe der Polizei", sagte er.
Man werde das Gebäude voraussichtlich zunächst mit bis zu fünf Familien belegen. Für die dann noch 32 Einzelplätze wolle man das Land bitten, alleinstehende Frauen zuzuweisen. Dr. Kleih betonte immer wieder, dass der Landkreis bei der Belegung nichts versprechen könne. Man könne selbst nur Wünsche äußern.
In Bezug auf die Kriminalität versuchte der Landesbeamte, die Anwesenden zu beruhigen: "Es ist uns kein Fall im Landkreis bekannt, dass Flüchtlinge deliktisch auf Einheimische eingewirkt hätten". Man werde aber keine Rechtsverstöße dulden.
Auch die rechtliche Zulässigkeit einer Flüchtlingsunterkunft in einem allgemeinen Wohngebiet hat der Landesbeamte geprüft mit dem Ergebnis, dass diese soziale Einrichtung im Einklang mit geltendem Recht stehe.
Dr. Kleih betonte auch die große Bedeutung ehrenamtlicher Helfer: "Ehrenamtliche bügeln Dinge aus, zu denen wir nicht kommen." Im Frühjahr werde das Landratsamt einen Flüchtlingsbeauftragten für ehrenamtliche Helfer einstellen.
Im Rahmen der Fragerunde wünschten sich Anlieger unter anderem, dass die Polizei im Wohngebiet häufiger Streife fahren solle. Außerdem sollte man die Straßen besser und länger beleuchten. "Ich möchte als Frau nachts dort nicht vorbeilaufen", sagte eine Zuhörerin.
Bürgermeister Roland Burger warnte vor einer Pauschalverurteilung der Flüchtlinge: "Gehen Sie auf die Menachen zu! Geben Sie ihnen eine Chance!" Klaus Fröbel, ebenfalls Bewohner des Veilchenwegs, setzt sich im Arbeitskreis Asyl für Flüchtlinge ein. "Das sind liebe und nette Menschen", betonte er. Und auch Manfred Röckel, stellvertretender Vorsitzender des TSV Buchen, hat im Rahmen des Sportprogramms für Flüchtlinge positive Erfahrungen mit diesen gemacht.