Katja Hoger, Barbara Heinrich und Sabine Wunder (v.l.) sind bei der "Woinemer Lokalrunde" mittendrin. Foto: Kreutzer
Von Philipp Weber
Weinheim. Die Stühle fürs Publikum stehen bereit. An der Beleuchtung wird noch gewerkelt. Das Kabarett-Ensemble "Woinemer Lokalrunde" und einige Helfer bereiten sich am Donnerstagabend auf den großen Tag vor: Die ausverkaufte Premiere der Kabarettshow "Apo-Lokal-ypse" am Samstag, 2. November, im Keller der Woinemer Hausbrauerei rückt näher. Sabine Wunder (39), Katja Hoger (44) und Barbara Heinrich (31) sind mittendrin. Die drei Frauen gehören fest zum Ensemble. Wunder und Hoger stehen auf der Bühne. Barbara Heinrich wird auf Video zu sehen sein: Sie macht dieses Jahr Pause. Anfang 2020 kommt Nachwuchs.
"Ich fände es toll, wenn mehr Frauen den Mut aufbringen würden, auf die Bühne zu gehen", sagt Sabine Wunder. Dass Frauen auf Bühnen stehen, ist nicht ganz neu, doch gerade im Kabarettbetrieb und bei dessen weniger nachdenklicher Schwester, der Comedy, dominierten bis in die jüngere Vergangenheit Männer. "Auf der Kabarettbühne zählt ja nicht allein die spielerische Performance, es kommt auf den Text an", erklärt Hoger.
Gerade Kabarettisten müssten überzeugen. Wer andere aufs Korn nimmt, müsse sich auch selbst Kritik gefallen lassen. Vielleicht seien Männer in dieser Sache mutiger oder angriffslustiger gewesen, vermuten Hoger und ihre Mitstreiterinnen.
Doch die Rollenbilder ändern sich. Frauen gelangen in Führungspositionen und auf Kabarettbühnen. Katja Hoger, im Hauptberuf Geschäftsführende Schulleiterin, zählte vor rund einem Jahrzehnt zur Urbesetzung der Lokalrunde. Brauereichef Jochen Hardt hatte die Idee, ein Starkbier-Kabarett ins Leben zu rufen. Er kontaktierte das Bühnenurgestein Wolfgang Kunze, der sich wiederum an Hoger wandte. Sabine Wunder kam 2015 auf die Bühne. Als Hobby-Autorin und "Comedy-Frau mit Anspruch" hatte sie Holger Mattenklott kennengelernt. Der lud sie ein, an den Texten mitzuschreiben. "Inzwischen haben wir geheiratet", sagt die Mitarbeiterin eines Pharmakonzerns und schmunzelt. Dass ihr Partner ihr Hobby unterstützt, erklärt sich von selbst. Auch Familie Hoger ist auf und neben der Bühne dabei.
"Mein Mann unterstützt mein Hobby und freut sich, wenn ich auf der Bühne stehe, das ist mir sehr wichtig", sagt Heinrich. Die Laudenbacher Verwaltungsangestellte habe erst einmal "eine Nacht drüber schlafen" müssen, als sie nach dem Ausfall eines anderen Mitglieds 2014 die Einladung bekam. Sie war unter anderem Hoger aufgefallen, im Holzwurmtheater.
Bühnenerfahrung haben sie alle bei der Lokalrunde. Das Kabarett-Programm und dessen klar abgegrenzte Comedy-Bestandteile werden in nur knapp einem Monat eingeübt. Die Texte entstehen dagegen übers Jahr hinweg. "Die Klima- und Ökothemen waren früh abzusehen", sagt Heinrich zum "Roten Faden", der sich "zwischen schlechtem Gewissen, Protest und Schizo-Grünen" bewegt. Hoger und Wunder haben wieder viele Texte beigetragen. "Wenn wir anderen Mails mit Textanhängen bekommen, hat eine von beiden gerade ihren Urlaub angetreten", sagt Heinrich und lacht. Es sei aber schon vorgekommen, dass Nummern kurzfristig gestrichen oder geändert werden mussten. "Den Christian Lindner hätte ich auffressen können, als er die Jamaika-Koalition platzen ließ", sagt Wunder: "Die Nummer dazu war so schön und stimmig."
Info: Restkarten für die Auftritte der Lokalrunde am 11., 18., 19., 25. und 26. Januar gibt es unter woinemer-hausbrauerei.de.