Danach wird geprüft, ob sich Hinweise auf eine Corona-Infektion finden. Foto: Kreutzer
Von Philipp Weber
Weinheim. Die Lüftung rauscht auf Hochtouren. Selbst durch die FFP2-Maske hindurch riecht man Putz- und Desinfektionsmittel. Doch die Türen der Dietrich-Bonhoeffer-Schule sind am Donnerstagmorgen offen. Zwar ist der Schulverbund noch Lichtjahre vom Normalbetrieb entfernt, aber vereinsamt sind die Flure nicht. Immerhin ist die Grundschule schon dabei, eine Öffnungsstrategie umzusetzen. Für die Abschlussjahrgänge von Werkrealschule, Realschule und Gymnasium kommt ein Hybridmodell mit Vor-Ort-Phasen zum Tragen. Unweit des Sekretariats im ersten Stock hat die Schule einen Wartebereich eingerichtet. Die Tür davor führt in ein provisorisch eingerichtetes Testzimmer, wo aus Lehrern Patienten werden – zumindest für ein paar Minuten.
Jascha Detig leitet seit elf Jahren die Realschule. An diesem Morgen spricht er – in Abstimmung mit den anderen Schulleitungen – jedoch für den gesamten Schulverbund. Seinen Angaben zufolge arbeiten 180 Lehrkräfte in dem Gebäudekomplex am östlichen Ende der Breslauer Straße. Die verbeamteten Lehrer haben ebenso wie andere Arbeitskräfte die Möglichkeit, sich einem Corona-Schnelltest zu unterziehen. Die Kosten übernimmt das Land. Das Testprozedere findet unter professionellen Bedingungen statt: Eine Ärztin, die in einer Hemsbacher Coronapraxis arbeitet und ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will, nimmt den Pädagogen die Proben für den Antigen-Test ab.
Dann erfolgt der Abstrich aus dem Nasen-Rachen-Raum. Foto: KreutzerDanach müssen die Lehrer das aufbringen, was Angehörige von Pflegeheimbewohnern längst kennen: Geduld. "Wer eine Viertelstunde nach dem Test nichts gehört hat, kann seine Arbeit fortsetzen", erklärt Schulleiter Detig. Schlägt ein Schnelltest an, muss der oder die Betroffene sich unter anderem einem PCR-Test unterziehen, um Gewissheit zu erlangen.
Während Medienvertreter einen der Schnelltests dokumentieren dürfen (Ergebnis: negativ), warten draußen weitere Lehrer. Sie haben Berechtigungsscheine dabei, mit deren Hilfe die Arztpraxis und das Land abrechnen. "Wer sich testen lassen will, kann sich in eine Liste eintragen, damit nicht alle gleichzeitig kommen", erklärt Detig. Die Zeitfenster für die Schnelltests öffnen sich dienstags und donnerstags, jeweils in den Morgenstunden. Der Schulleiter betont, dass sich niemand testen lassen muss. Die Aktion sei freiwillig.
Danach wird geprüft, ob sich Hinweise auf eine Corona-Infektion finden. Foto: Kreutzer"Die Bereitschaft zur Teilnahme an den Schnelltests ist hoch", umschreibt Detig die Stimmung in der Bonhoeffer-Schule. Das gelte auch für das Großthema Impfen. Hier zählt Personal von Schulen mittlerweile zu den berechtigten Personengruppen, wobei die Impfärzte bekanntermaßen nicht vor Ort arbeiten. "Man braucht einen Termin in einem Impfzentrum", so Detig. Ob ein solcher zustande kommt, hängt davon ab, wie viel Serum verfügbar ist.
"Wir als Schule sehen uns in der gesellschaftlichen Verantwortung. Wir sind bereit, die Teststrategie des Landes umzusetzen, zur Senkung der Infektionszahlen beizutragen und damit die Voraussetzungen für die weitere Öffnungsstrategie zu erfüllen", sagt Detig. Dabei seien drei Dinge hilfreich: Erstens wird vor Ort getestet, zweitens ziehen die Lehrerkollegien freiwillig mit. Und drittens hat die Hemsbacher Praxis die Ärztin abgeordnet.
In diesem Fall nimmt die Prozedur ein gutes Ende: Der Mann ist „negativ“. Foto: KreutzerHinzu komme das Abstands- und Hygienekonzept, das es schon seit dem letzten Jahr gibt, erläutert Detig. Präsenzphasen und Prüfungen fänden mit so viel Abstand wie möglich statt, zum Beispiel im großen Musiktheater. Der Übertragung von Erregern durch Aerosole will man mit Lüften vorbeugen, ebenso wie mit dem Hochfahren der maschinellen Lüftung. Es werde ständig abgewogen, wer unterrichten darf, wer nicht und wo freiwillige Lösungen in Betracht kommen, so Detig. Dass sich viele Eltern eine Rückkehr in den Präsenzunterricht wünschen, könne er verstehen, so der vierfache Familienvater: "Auch in der Schule besteht der starke Wunsch nach einer Rückkehr zur Normalität." Aber die Sicherheit aller Beteiligten genieße Priorität, außerdem müsse die Öffnungsperspektive von Dauer sein.