Bürgermeister Stefan Schmutz während seiner ins Internet übertragenen Neujahrsansprache. Foto: Sturm
Von Axel Sturm
Ladenburg. Unter normalen Umständen wäre das vergangene Wochenende für Ladenburgs Bürgermeister Stefan Schmutz ein richtiger "Stresstest" gewesen. Am Samstag hätte der Feuerwehrball stattfinden sollen, der sonntägliche Neujahrsempfang am Antoniustag war bis vor wenigen Wochen fest terminiert, und am Nachmittag stand eigentlich traditionsgemäß die Jahreshauptversammlung des Heimatbundes auf dem Programm, die in diesem Jahr Coronabedingt verschoben werden musste.
Trotz der Absagen letztlich aller Veranstaltungen hatte Schmutz aber kein komplett freies Wochenende. Er bereitete sich auf den virtuellen Stadtempfang vor, der am Sonntag von 11.15 Uhr an im Netz und in den sozialen Medien abgerufen werden konnte. Mit dem Digitalisierungs-Beauftragten der Stadtverwaltung, Maximilian Bauer, hatte er den "Stadtempfang" vorbereitet. Die "Live-Veranstaltung" im Foyer des Carl-Benz-Gymnasiums wird normalerweise von rund 300 Gästen besucht.
"So viele User und gerne ein paar mehr sollten es auch beim virtuellen Stadtempfang sein", setzte sich Schmutz eine hohe Messlatte. Natürlich musste der kulturelle Teil wie die Beiträge der städtischen Musikschule oder der in den letzten Jahren dazugehörende Impulsvortrag ausfallen, und auch die Amtskette legte Schmutz beim Dreh bewusst nicht an. "Das wäre wohl ein wenig überzogen", waren sich der Bürgermeister und Maximilian Bauer einig. Auch die Länge der Neujahrsansprache wurde bewusst kürzer als sonst gehalten, denn erfahrungsgemäß schalten die User im Netz ab, wenn Beiträge zu lange dauern.
In seiner Neujahrsansprache erinnerte Schmutz an 2020, "das kein Jahr wie jedes andere war". "Kein Altstadtfest, kein Weihnachtsmarkt, keine Vereinsveranstaltungen – stattdessen Abstand halten, soziale Kontakte reduzieren, Maskenpflicht, Lockdown", wählte Schmutz Begriffe, die nach wie vor in aller Munde sind. Auch Ladenburg musste sich früh den Herausforderungen der Pandemie stellen. Die Merian-Realschule war im März die erste Einrichtung, die schließen musste. Es folgte die Stadtverwaltung, und auch vor dem Pflegeheim am Waldpark machte das Virus nicht halt.
268 Bürgerinnen und Bürger haben sich seit dem Ausbruch der Pandemie infiziert. Schmutz sprach allen Betroffenen, die unter den Folgen der Krankheit zu leiden hatten und die den Verlust von Angehörigen beklagen mussten, sein Mitgefühl aus. Die Pandemie habe das gesellschaftliche Leben fast lahmgelegt. Die Gastronomen und die Einzelhändler seien betroffen, das Vereinsleben sei zum Erliegen gekommen, und auch das familiäre Leben sei massiv eingeschränkt. Schmutz prognostizierte: "Es zeichnet sich ab, dass wir uns noch weiter gedulden müssen."
Stolz wies er darauf hin, wie wichtig es ist, ein funktionierendes Gemeinwesen zu haben. Und in Ladenburg gebe es viele Mitmenschen, die das System am Laufen hielten. Diese Menschen würden auf andere Mitbürger Rücksicht nehmen. "Das Wir ist gerade jetzt wichtiger als das Ich", sagte das Stadtoberhaupt.
Für Schmutz ist der Start der Impfungen ein wichtiges Signal, um das Ende der Pandemie einzuläuten. Insbesondere ältere und kranke Menschen müssten immunisiert werden. Schmutz räumte ein, dass die technischen Hürden hoch sind, und daher wird die Verwaltung die über 1000 Mitbürgerinnen und Mitbürger, die über 80 Jahre alt sind, anschreiben, um Unterstützung beim Impfen anzubieten. "2020 war aber nicht nur Corona – wir haben viel erreicht und vieles angestoßen", wirkte Bürgermeister Schmutz zufrieden.
Ladenburg sei eine wachsende Stadt, die in diesem Jahr die 12.000-Einwohner-Grenze überspringen werde. "Keine Stadt in der Region kann in den kommenden Jahren auf eine vergleichbare Entwicklung verweisen", meinte Schmutz selbstbewusst. Er begrüßte die Fertigstellung des Wohnquartiers Martinshöfe, erwähnte als weitere Beispiele die Baufreigabe des Neubaugebiets Nordstadt und das wachsende Neubaugebiet Am Matzgarten.
Infrastrukturmaßnahmen wie die Eröffnung des Natur-Kindergartens, der Ausbau der Astrid-Lindgren-Schule und des Kindergartens an der Hockenwiese hätten die Stadt nach vorne gebracht. Die Ausschreibung für den Bau der Dreifeld-Sporthalle sei angelaufen, die Sanierung des Wasserturms fast abgeschlossen. Auf der Agenda stünden außerdem der Ausbau der Kinderbetreuungs-Einrichtungen und nicht zuletzt die erforderlichen Digitalisierungsmaßnahmen an den Schulen und öffentlichen Gebäuden. Bürgermeister Schmutz ist bekannt dafür, dass er selbst schmerzvollen Veränderungen noch etwas Gutes abgewinnen kann.
Die Firma ABB verlasse einerseits zwar den Standort Ladenburg, betonte der Verwaltungschef, aber die Weiterentwicklung des Geländes sei für die Stadt andererseits eine große Chance. "Eine wachsende Stadt bietet Chancen, und es ist wichtig, neue Wege und Formate auszuprobieren", meinte Schmutz, der auch die vielen Neubürger in die Prozesse einbeziehen möchte. "Ladenburg lebt vom Miteinander", griff Schmutz einen früheren Slogan seines Amtsvorgängers Rainer Ziegler auf.
Zum gelebten Miteinander lud Schmutz auch in seiner virtuellen Neujahrsansprache ein, verbunden mit dem Appell, den Mut nicht zu verlieren. "Ich hoffe, dass Mitte des Jahres ein Mehr an öffentlichem und kulturellem Leben möglich ist, denn ich freue mich auf zahlreiche Begegnungen, auf Gespräche und auf ein Stück mehr Normalität", sagte der Bürgermeister abschließend, der sich nichts mehr wünscht, als dass sich die jetzigen Anstrengungen auszahlen.