Die kleine Ronja, hier mit ihrer Familie und den Taufpaten, äußert keinen Mucks, als bei ihrer Taufe am Sonntagmorgen Wasser über ihr Köpfchen fließt. Foto: Dorn
Von Nicoline Pilz
Hirschberg-Leutershausen. Was für ein Idyll: Der evangelische Posaunenchor spielt unter der Leitung von Christiane Binz "What a wonderful world" – zur Einstimmung auf einen besonderen Gottesdienst, in dem die 14 Monate alte Ronja die Hauptrolle spielt. Ihre Eltern haben entschieden, die Kleine im Gottesdienst am Sonntagmorgen taufen zu lassen. Ein Gottesdienst, der erneut im Bibelgarten stattfindet, wo inmitten der Grün- und Blühpflanzen, Bäume und Sträucher Stühle in gebührendem Abstand aufgestellt sind. Kirchendiener Carsten Ewald hat sie über die politische Gemeinde leihen können. "Gut, dass er die Idee hatte, wir hätten das gar nicht gewusst", sagt Pfarrerin Tanja Schmidt am Ende des Gottesdienstes der RNZ.
Sie selbst steht während der Gottesdienstfeier unter dem dichten Blätterdach des Maulbeerbaums auf dem "Platz der Begegnungen". Falls es wie in der Nacht zuvor richtig schütten sollte, würde Ronjas Familie unter den Baum flüchten können, der Gottesdienst selbst würde dann verkürzt. "Nass werden soll heute nur ein Menschlein, und das ist die kleine Ronja", sagt die Pfarrerin mit einem Lächeln.
Doch eine Flucht vor dem Regen war Gott sei Dank nicht nötig. Ronjas Eltern Sabrina und Maximilian wollten die Taufe ihrer Tochter ursprünglich im Waldgottesdienst feiern, allerdings ebenfalls im kleinen Kreis der Familie. So habe man nicht groß umplanen müssen, sagen die Eltern, während das Töchterchen gut gelaunt den 40-minütigen Gottesdienst aufmerksam begleitet. Kein Mucks kommt über ihre Lippen, als ihr der Onkel am Taufbecken das Wasser übers Köpfchen gießt.
"In Notzeiten darf jeder Christ taufen – und in Coronazeiten sollte die Pfarrerin nicht so nahekommen", erklärt Tanja Schmidt. So sei es ja auch ein besonderes Patenamt und schön zu sehen, dass Ronja in einem liebevollen Geflecht an Menschen daheim sei. Ein Netz menschlicher und himmlischer Personen trage das Kind, das mit der Taufe nun Teil der Gemeinschaft und Kind Gottes sei, sagt die Pfarrerin, die der Kleinen wünscht, zu "einem starken und selbstbewussten Menschen heranzuwachsen". Fürbitten sprechen auch die Angehörigen, wünschen Kraft, Energie und Mut, Liebe und die Fähigkeit, Frieden zu finden.
Sicher seien die Eltern für die nächsten Jahre die wichtigsten Bezugspersonen. Aber auch die Großeltern, bei denen das Kleinkind gerne verweilt, seien wichtige Unterstützer und Begleiter. Es brauche eben mehr Personen, um die Freude und die Lasten der Erziehung zu verteilen, meint die Pfarrerin, die sich in inhaltlich in ihrer zeitlich gut komprimierten Ansprache auf das afrikanische Sprichwort "Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen" bezieht. Die christliche Gemeinschaft zähle zu diesen Bezugspersonen. "Ronjas Familie ist es wichtig, dass sie in diese Gemeinschaft aufgenommen wird", betont die Pfarrerin.
Ihr Dank galt neben dem Posaunenchor für die musikalische Begleitung des Gottesdienstes auch dem Bibelgarten-Team, das sich einerseits liebevoll um die wunderbare Anlage kümmert, andererseits für diesen Morgen auch den Altar mit weißem Tuch, Kerze und buntem Wiesenblumenstrauß geschmückt hatte.
Am kommenden Sonntag feiert die Evangelische Kirchengemeinde Leutershausen um 10 Uhr erneut Gottesdienst vor der Kirche.