Lucy Carolyn Frank hat schon mit ihren Verwandten in Georgia gesprochen. Foto: Sturm
Ladenburg. (stu) Seit 42 Jahren lebt Lucy Carolyn Frank in Deutschland; die Sängerin aus Georgia hat aber immer betont, dass sie stolz auf "ihr Land" ist und Amerika liebt. Was am Mittwoch in Washington passiert ist, macht die langjährige Mezzosopranistin am Heidelberger Stadttheater aber fassungslos. "Ich war entsetzt und enttäuscht, als ich die Bilder gesehen habe. Wie konnte das nur passieren?", fragt sich Frank immer noch sehr aufgewühlt, als sie am Donnerstag mit der RNZ spricht.
Für sie ist klar: Folgenlos darf dieser Angriff auf die Demokratie für den Präsidenten nicht bleiben. "Trump muss zur Rechenschaft gezogen werden", hat die Künstlerin eine klare Meinung. Sie hofft, dass in der kommenden Regierungsperiode der Schatten Trumpfs die Arbeit des neuen Präsidenten Joe Biden nicht belasten wird. "Amerika muss zur Ruhe kommen; die Spalterei muss endlich ein Ende haben", meint die Frau des Konzertmeisters Robert Frank, der viele Jahre am Nationaltheater-Orchester Mannheim die erste Geige gespielt hatte.
Frank hat Kontakt zu ihren Verwandten und Bekannten in Georgia aufgenommen. "Alle sind entsetzt; auch diejenigen, die Trump gewählt haben", erzählt die US-Bürgerin. Sie hofft, dass sich nun auch zahlreiche Trump-Wähler von ihm abwenden. Sie selbst ist stolz, dass mit ihrer Stimme auch die beiden Senatoren der Demokraten den Wahlsieg geschafft haben, sodass die Demokraten nun eine Mehrheit im US-Senat haben werden.
Die Demokratie sieht Frank trotz der "unglaublichen Vorkommnisse" nicht in Gefahr. Ein Land, das in seiner Geschichte Kriege und Wirtschaftskrisen überwunden hat, werde auch die zu Ende gehende Ära Trump überleben. Beschämend sei es aber schon, dass der Populist so viele Menschen überzeugen konnte, ihn zu wählen.
Frank räumt ein, dass Amerika Probleme hat. Der Rassismus und der Umgang mit der schwarzen Bevölkerung stimmen die Künstlerin besonders nachdenklich. Für sie ist nach den Vorgängen am Mittwoch klar: In den USA werden unterschiedliche Maßstäbe angelegt. "Man stelle sich vor, es wären keine Weiße, sondern Schwarze ins Kapitol eingedrungen", so Frank. Sie gibt zu bedenken, dass die Sicherheitskräfte und Polizei dann wohl viel strikter vorgegangen wären. Sie ist entsetzt, dass eine Frau erschossen wurde und weitere Personen starben. Dies war eindeutig "too much" ("zu viel"), sagte die in Ladenburg bestens integrierte US-Bürgerin.
Nicht die Presse Amerikas, sondern Trump persönlich stehe für "Fake News", meint Frank abschließend, die noch einige Zeit brauchen wird, um die Geschehnisse vom Mittwoch zu verdauen.