156 Parkplätze sind am Einkaufszentrum in Ladenburg eigentlich den Kunden vorbehalten. Das kümmert die Arbeiter der Baufirmen der Martinshöfe aber nicht. Von früh morgens an belegen sie oft fast die Hälfte der Parkfläche. Foto: Sturm
Von Axel Sturm
Ladenburg. Dieter Kellers Ärger beginnt jeden Morgen kurz nach 6 Uhr. Wenn der Leiter des Edeka-Marktes im Ladenburger Einkaufszentrum zur Arbeit fährt, stehen auf dem Kundenparkplatz bereits die ersten weißen Kastenwagen mit Nummernschildern aus Frankfurt, Köln, Saarbrücken oder Stuttgart. Kurz nach 7 Uhr zählt Keller meist bis zu 30 Fahrzeuge von Firmen, die auf der benachbarten Martinshöfe-Baustelle im Einsatz sind. Eigentlich ist es den Bauarbeitern verboten, den Parkplatz zu nutzen. Die Parkverbotsschilder werden aber schlicht missachtet.
Vor ein paar Wochen wurde es Keller zu viel. Er stellte die Falschparker zur Rede. "Mir wurden sogar Schläge angedroht", sagt er. Der vorläufige Höhepunkt habe sich dann vergangene Woche ereignet: Ein Bauarbeiter habe ihn mit seinem Kastenwagen umfahren wollen, sagt der Marktleiter. Nur durch einen Sprung auf die Seite habe er das verhindern können. Auf eine Anzeige habe er verzichtet; er wolle nicht noch mehr Öl ins Feuer gießen.
Weitergehen kann es aber so nicht, sagt Keller. Fast 40 Prozent der 156 Parkplätze des Einkaufszentrums werden derzeit von Bauarbeitern belegt. Weil es sich um ein Privatgelände handelt, sind Polizei und Gemeindevollzugsdienst die Hände gebunden. Das Gelände und die darauf stehenden Einkaufsmärkte gehören mittlerweile einem Frankfurter Investor, der sich rein rechtlich als Eigentümer um die Zustände auf dem Parkplatz kümmern müsste – oder die Leiter der Einkaufs- und des Drogeriemarktes kümmern sich selbst darum. "Ich müsste die Fahrzeuge auf meine Kosten abschleppen lassen und das Geld von den Firmen wieder eintreiben", sagt Keller.
Dieses Risiko ist ihm zu hoch, zumal zahlreiche Subunternehmen am Bau der Martinshöfe beteiligt sind. Die Abschleppkosten müssten also von Firmen aus Polen, Albanien oder Rumänien rückerstattet werden. "Dass ich damit Erfolg haben werde, bezweifle ich stark."
Schon oft hat sich Keller an den zuständigen Polier der Bauleitungsfirma OBG Rhein-Neckar gewandt. Günter Steinmetz sagt der RNZ, dass er den Ärger des Marktleiters gut verstehen kann. Die Bauaufsicht habe alle beteiligten Unternehmen angeschrieben, um auf das Parkverbot hinzuweisen.
Steinmetz hat die Bauarbeiter auch persönlich angesprochen. "Die nicken mit dem Kopf, fahren weg, stehen aber zehn Minuten später wieder hier", sagt der Polier. "Wo sollen die ganzen Arbeiter aber auch parken?", fragt er. Derzeit arbeiten rund 120 Arbeiter aus 25 Gewerken unter Hochdruck auf der Baustelle, um die Fertigstellungstermine einzuhalten. "Die Parkplatzsituation ist wirklich schwierig in Ladenburg, selbst in Frankfurt bei einem ähnlichen Bauprojekt hatten wir bessere Bedingungen." Marktleiter Keller fürchtet, dass es zur Weihnachtszeit, wenn das Kundenaufkommen am höchsten ist, regelrechte Kämpfe um die Parkplätze geben könnte. Und auch nach Fertigstellung der Martinshöfe werde es wohl keine Verbesserungen geben, sagt er. In den Geschäftskomplex ziehen dann Fachärzte, eine Apotheke und eine Cafeteria ein. "Und was glauben Sie, wo die Kunden dieser Geschäfte und Praxen parken werden?", fragt Keller: "Auf den Parkplätzen des Einkaufszentrums".
Auch für die Stadtverwaltung ist die derzeitige Parksituation um die Martinshöfe ein Ärgernis. Die Sprecherin des Bürgermeisters, Nicole Hoffmann, teilt schriftlich mit, dass es mit dem Baufortschritt eine erhöhte Beschwerdelage rund um die Baustelle gebe – von der Friedhofsverwaltung, Friedhofsbesuchern und Anwohnern, weil Fahrzeuge der Handwerker und Lieferanten wild im Bereich der Martinshöfe abgestellt würden. Das würde sich zu Zeiten von Beerdigungen und Trauerfeiern noch verschärfen. Daher wird der Bereich von den beiden Mitarbeitern des Gemeindevollzugsdienstes regelmäßig kontrolliert.
Bevor Strafzettel verteilt werden, würde aber versucht, Kontakt mit den Falschparkern aufzunehmen, schreibt Hoffmann. Trotz aller Beschwerden erwähnte die Verwaltung den guten Kontakt zur OBG-Bauleitung, die täglich auf die Handwerker einwirken würden.
Den Vorschlag der Verwaltung, dass die Handwerksfirmen die Tiefgarage der Martinshöfe benutzen könnten, wurde aber seitens des Stuttgarter Bauträgers bpd abgelehnt. "Wir werden den Vorschlag aber erneuern, wenn sich die Situation weiter verschärfen sollte", schreibt Hoffmann.