Pfarrer David Reichert mit der Tüte für die Weihnachtsfeier daheim. Foto: Sturm
Ladenburg. (stu) "Es schmerzt, was da gerade passiert", waren sich die beiden Ladenburger Pfarrer, David Reichert von der Evangelischen Kirchengemeinde und Matthias Stößer von der Pfarrgemeinde St. Gallus, einig. Gerade am Fest der Liebe zieht es die Menschen in die Gotteshäuser, um christliche Botschaften zu hören, die Kraft und Lebensmut geben können. Es war ihnen klar, dass in diesem Jahr alles anders sein wird.
Stößer und Reichert gingen aber zunächst davon aus, dass der harte Lockdown erst nach den Weihnachtsfeiertagen ausgerufen wird – was sich jedoch überholt hat. Der Kirchengemeinderat der Evangelischen Gemeinde setzte sich daher am Montagabend in einer Sondersitzung zusammen, um die Gottesdienstplanung neu zu überdenken. Am Ende beschlossen die Mitglieder einstimmig, bis zumindest 10. Januar auf Präsenz-Gottesdienste zu verzichten. Die allgemeine Lage werde regelmäßig überprüft und gegebenenfalls neu bewertet, teilte Reichert am Dienstag der RNZ mit.
Die Entscheidung sei dem Gremium nicht leicht gefallen, schließlich sei der Gottesdienstbesuch an Weihnachten für viele Menschen ein inneres Bedürfnis. Die Sehnsucht nach einer stimmungsvollen Feier in einer großen Gemeinschaft ist in der derzeitigen Lage besonders groß, aber an den unpopulären Maßnahmen führe kein Weg vorbei. Auch die Kirchengemeinde in Ladenburg will daher ihren Beitrag leisten, dass Menschen auf Kontakte verzichten, damit die Infektionsketten durchbrochen werden können.
Eine Absage von Präsenz-Gottesdiensten schmerzt jeden Pfarrer, das ist auch bei Reichert nicht anders. Er und seine Gemeinde bieten allerdings eine Alternative an. Hier gibt es technikversierte Gemeindemitglieder die Online-Gottesdienste auf den Weg bringen oder auf dem YouTube-Kanal der Kirchengemeinde einen Familien-Gottesdienst mit weihnachtlichen Bildern und Musik abrufen können. An Heiligabend, ab 18 Uhr, ist die "Stall-Weihnacht" online – ein Gottesdienst aus dem Stall vom Bauernhof Wolf in Neubotzheim.
"Ich bin dankbar und glücklich, dass wir digital so gut aufgestellt sind", sagte der Pfarrer, der auch auf das Angebot der "offenen Kirche" hinwies. Ab 22. Dezember können zwischen 9 und 17 Uhr Tüten für die Weihnachtsfeier zuhause in der Kirche abgeholt werden. Darin befinden sich Geschenke wie vertraute Liedtexte, Gebetsvorschläge sowie ein Hoffnungslicht, das in den derzeit schwierigen Tagen besonders hell strahlen möge, sagte der Pfarrer.
Der katholische Pfarrer Matthias Stößer will Gottesdienste an Weihnachten feiern. Foto: SturmFür einen anderen Weg hat sich die Katholische Kirchengemeinde entschieden. Präsenz-Gottesdienste sind auch in harten Lockdown-Zeiten erlaubt und daran will Stößer – Stand jetzt – auch festhalten, wie er am Dienstag der RNZ sagte. In die Christmette an Heiligabend um 17 Uhr können aber nur gut 80 Menschen persönlich teilnehmen. Zusammen mit der Badischen Landeskirche hat die Erzdiözese Freiburg aber ein Angebot vorbereitet, damit Familien einen würdigen Hausgottesdienst mit ihren Kindern feiern können. "Anders Weihnachten feiern", heißt das Faltblatt, das eine Art "Anleitung" für Zuhause ist.
Weihnachtliche Liedtexte, eine Weihnachtsgeschichte und die Aufforderung, auch den schwächeren Menschen beizustehen, können auch in den eigenen Räumen wirkungsvoll umgesetzt werden. Das bei den jüngsten Gemeindemitgliedern beliebte Krippenspiel kann nicht stattfinden. Stattdessen werden die Kinder aufgefordert, ihre eigene Weihnachtsgeschichte zu malen oder zu modellieren. Die Kunstwerke können abfotografiert und an Silvia.Streun@kath-hela.de geschickt werden. Die Bilder werden ab dem vierten Advent in St. Gallus präsentiert. "Wir wissen, dieses Fest wird nicht ohne Enttäuschungen ablaufen – aber wir haben die Hoffnung, dass wir das Weihnachtsfest 2021 wieder in gewohnter Weise feiern können", machten Stößer und Reichert Mut. Ihre Bitte: "Schaut nach denen, die alleine sind."
Info: www.ekila.de sowie www.kath-hela.de.