Die Sprecher des Arbeitskreises "Flüchtlinge und Hilfsbedürftige" nahmen in ihrer Sitzung kein Blatt vor den Mund. Petra Fuhry (r.) ist mit der Zusammenarbeit mit den Behörden unzufrieden. Foto: Sturm
Von Axel Sturm
Ladenburg. Die Helfer des Arbeitskreises "Flüchtlinge und Hilfsbedürftige" sehen dunkle Wolken aufziehen. Im Jahr der Willkommenskultur, als sich 2015 auch der Ladenburger Helferkreis gründete, war vieles möglich, was heute nur noch schwer oder gar nicht mehr umzusetzen ist. Rund 20 Ehrenamtliche waren zum Mitarbeitertreffen in den Domhof gekommen, um über den aktuellen Stand der Projekte zu informieren.
Derzeit leben in Ladenburg rund 120 geflüchtete Menschen in der Anschlussunterbringung. Die Familien aus Syrien und Afghanistan, junge Männer aus Ghana und Menschen aus dem Kosovo brauchen Hilfe bei der Integration. "Wir sind motiviert, und es gibt manchmal auch Anlass zur Freude", sagte Beisitzerin Petra Fuhry, die sich um das Thema Ausbildung und Arbeit kümmert.
Sie ärgert sich aber sehr über die Zusammenarbeit mit den Behörden des Rhein-Neckar-Kreises. "Nicht nur die Flüchtlinge sondern auch wir Ehrenamtlichen werden von den Ansprechpartnern im Landratsamt äußerst schlecht behandelt", sagte Fuhry, "Das ist einfach unzumutbar. Keiner fühlt sich für irgendetwas zuständig." Anrufe würden erst Tage später beantwortet, dringende Entscheidungen herausgezögert. "Statt uns zu unterstützen, werden wir von der Ausländerbehörde demotiviert."
Auf Anfrage teilte die Leiterin der Stabsstelle Integration, Anne Wenk, mit, dass für die Integrationsarbeit das ehrenamtliche Engagement nach wie vor ungemein wichtig sei. So wurde im Landratsamt bereits 2016 die Stelle des Ehrenamtsbeauftragten geschaffen, die als Schnittstelle zwischen Ehren- und Hauptamt dienen soll. Es gebe Vernetzungstreffen für die Asylkreise sowie Unterstützung vom Jobcenter und der Ausländerbehörde. Die Zusammenarbeit solle weiter verstärkt werden, schreibt die Stabsstellenleiterin.
Die Realität aber sei eine ganz andere, sagte Fuhry. Zehn junge Flüchtlinge haben einen Ausbildungsplatz als Altenpfleger, Heizungsbauer, Bäcker, Maler, Einzelhandelskaufmann oder Chemielaborant gefunden. Fuhry dankte den Ausbildungsbetrieben, die ebenfalls viele Behördenschreiben beantworten müssten. Das Erlernen der deutschen Sprache sei nach wie vor extrem wichtig. Allerdings werden der in Ladenburg angebotene Deutschunterricht, die Berufsschulennachhilfe und die Hausaufgabennachhilfe nicht konsequent besucht. Die Fehlzeiten seien hoch, es gebe aber auch Kursteilnehmer, die sehr zielstrebig bei der Sache seien.
Die Arbeitskreissprecher betonten, dass die Zusammenarbeit mit der neuen Integrationsmanagerin Horiya Bennama sehr gut funktioniere. Die Schaffung dieser Stelle sei ein wichtiger Integrationsbaustein, sagte Arbeitskreissprecherin Sabine Weil.
Die Mitglieder gaben offen zu, dass es eine "Riesenenergie" brauche, um kleine Verbesserungen zu erzielen. Die Arbeit mit den geflüchteten Menschen und das Wissen über deren Schicksale sei emotional manchmal sehr belastend, sagte Weil, die sich aber nicht entmutigen lassen will. Schließlich werden auch Erfolge erzielt. Wenn Kinder von Flüchtlingsfamilien fast akzentfrei deutsch sprechen oder Schüler gute Noten nach Hause bringen, sind das Erfolgserlebnisse, die die Helfer glücklich machen.
Ein Erfolgsbeispiel ist auch der afghanische Flüchtling und Filmregisseur Hassan Nasari, der 2013 in Ladenburg eine neue Heimat fand. Er hat nun ein Filmfestival in Ladenburg ins Leben gerufen. Hier werden am 20. Juli Filme über Schicksale von flüchtenden Menschen gezeigt. "Ein Film wird beweisen, dass Afghanistan kein sicheres Land ist", sagte der Medienexperte, der dafür wirbt, dass Flüchtlinge nicht nach Afghanistan zurückgeschickt werden.