Richard May, Vorsitzender des Laufsportvereins Leutershausen, im Gespräch mit der Vorsitzenden des Förderkreises Olympia-Kino, Wiebke Dau-Schmidt. Foto: Kreutzer
Von Anja Stepic
Hirschberg-Leutershausen. Früher war er als Marathonläufer eine Legende. Jetzt sitzt Paul Averhoff im Altersheim und bastelt Kastanien-Männchen. So aber hat er sich seinen Lebensabend nicht vorgestellt und packt seine Rennschuhe wieder aus. Mit über 70 will er es noch einmal wissen und fängt an, für den Berlin-Marathon zu trainieren. Der Film "Sein letztes Rennen" machte am Donnerstag den Auftakt zu zwei Veranstaltungen, mit denen sich das Olympia-Kino und die Gemeinde Hirschberg am "9. Europäischen Filmfestival der Generationen" beteiligen. Zur Begrüßung lud die Gemeinde alle Kino-Besucher erst einmal zu einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen ein, in bester Tradition stets liebevoll serviert von Danielle Fouache, Gisela Thünker, Ilse Vogelgesang, Gerda Fath und Karin Meitzner vom Partnerschaftsverein. Und so ist das Kino auch in der Nachmittagsvorstellung schon gut besucht - überwiegend von der älteren Generation. Der gesellige Rahmen und die Filme sollen vor allem Anstoß geben zum Dialog zwischen Alt und Jung, weswegen die Vorstellungen auch jeweils begleitet werden von einem Publikumsgespräch.
Und wer könnte als Gesprächspartner zu diesem Film wohl besser geeignet sein als der Leutershausener Richard May. In jungen Jahren gründete er den Laufsportverein. Heute ist er 74 Jahre alt und wie viele der damaligen Gründungsmitglieder noch immer aktiv. "Der Mensch ist nicht zum Sitzen und zum Stehen gemacht", betont May. Darum könne er jeden, egal wie alt, nur dazu ermuntern, zu laufen, zu walken oder zu tanzen. Denn Bewegung trainiere nicht nur den Körper, sondern auch den Geist. Es sei nachgewiesen, dass sich bei regelmäßiger Bewegung auch Konzentrationsfähigkeit und Denkvermögen verbessern. Dreimal die Woche für 30 Minuten aktiv sein, am besten in Gesellschaft und draußen an der frischen Luft - das sollte gerade für ältere Menschen zur Selbstverständlichkeit gehören.
Auch im Laufsportverein ist man gemeinsam älter geworden. Wer nicht mehr joggen kann, geht eben walken oder macht Gymnastik. Und die, die auch das nicht mehr können, haben gemeinsam Spaß beim Boule. "So bleiben alle dabei", sagt May und weist auch auf die soziale Komponente hin. Dreimal in seinem Leben ist er selbst einen Marathon gelaufen, dazu viele Halbmarathons. Heute geht er noch immer in die Berge - in die Dolomiten, sogar bis nach Nepal. "Wenn man aber viele Jahre keinen Sport getrieben hat, überfordert man sich da nicht?", fragt Wiebke Dau-Schmidt vom Kinoförderverein. "Wenn man sich richtig vorbereitet, kann man das auch im Alter noch machen", sagt May. "Man muss ja nicht gleich alles umrennen. Man kann auch ganz gemütlich anfangen und seine Leistung dann langsam steigern", sagt er. Er selbst hat schon seit knapp 20 Jahren zwei künstliche Hüftgelenke und er weiß: "Ob man etwas kann oder nicht, das wird alles im Kopf gesteuert." So lange man die Kraft und den Willen dazu habe, sei alles möglich - auch im Alter noch. Und da hält er es ganz mit dem Hauptdarsteller aus dem Film: "Wenn ich nicht die künstlichen Hüftgelenke hätte, würde ich auch noch mal einen Marathon wagen - und wenn ich als Letzter ins Ziel käme."
Info: Als zweite Veranstaltung im Rahmen des Filmfestivals läuft am heutigen Dienstag, 20.15 Uhr, der Film "Ich, Daniel Blake". Dann ist Hans-Josef Hotz, Landesgeschäftsführer des VdK, als Gesprächspartner zu Gast im Kino.