Hirschberg-Großsachsen

Plötzlich krachte die Schranke aufs Auto

Die Einmündung der Hohensachsener Straße in die B3 gilt als gefährlicher Verkehrsknoten. Die Gründe dafür sind eine irritierende Ampel und Staus am Andreaskreuz.

28.07.2021 UPDATE: 30.07.2021 06:01 Uhr 3 Minuten, 33 Sekunden
Am Verkehrsknoten B 3/Hohensachsener Straße, wo auch die RNV-Linie 5 vorbeifährt, kommt es immer mal wieder zu gefährlichen Situationen. Beispielsweise wenn sich der Verkehr zurückstaut. Foto: Dorn

Von Annette Steininger

Hirschberg-Großsachsen. Als ein Großsachsener (Name ist der Redaktion bekannt) am 21. Juni die Hohensachsener Straße runterfuhr und die Gleise, auf denen die RNV-Linie 5 fährt, passieren wollte, machte er eine unschöne Erfahrung mit der Schranke: Diese krachte nämlich auf sein Auto. Der Großsachsener kam mit einem Schrecken und einem Lackschaden davon, aber er sah die Schuld zunächst nicht bei sich und nahm sich eine Anwältin.

Er vermutete einen Defekt an der einen Ampelanlage kurz vor der Birkenstraße. Denn diese war laut dem Großsachsener aus, sodass er dachte, er kann bis zur Ampel direkt an die B 3 vorfahren und auf die Bundesstraße abbiegen. Doch das Auto vor ihm musste an der inzwischen roten Ampel direkt an der B 3 halten, hinter ihm befanden sich ebenfalls Fahrzeuge. Im RNV-Bahnhof Großsachsen stand die Linie 5, die gen Weinheim fahren sollte. Plötzlich senkte sich die Schranke und krachte auf das Auto.

Aus Sicherheitsgründen keine Lichtschranke

Hilfsbereite Zeugen befreiten den Großsachsener aus seiner misslichen Lage. Das Fahrzeug wurde an der Seite durch den Federfuß, der die Schranke nach unten abstützt, beschädigt. Und der Großsachsener, der die Strecke "wie seine Westentasche kennt", war verwundert. Er fragte sich: "Wie kann es sein, dass die Ampel an der Birkenstraße aus war und der Verkehr nicht mehr auf die B 3 abfließen konnte?" Zusammen mit seiner Anwältin wandte er sich an die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) und bat um Begleichung des Schadens.

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Die Antwort, die der RNZ vorliegt, fiel eindeutig aus. So sei die Schrankenanlage am Bahnübergang überprüft worden. "Diese funktionierte zum Unfallzeitpunkt einwandfrei", betont das Verkehrsunternehmen. Trotz ersichtlichen Rückstaus sei der Großsachsener in den Bahnübergang eingefahren und im Gleisbereich zum Stehen gekommen. Damit habe er laut Straßenverkehrsordnung einen Verstoß gegen "das absolute Wartegebot" begangen. Danach sei es verpflichtend, vor dem Andreaskreuz zu warten, "wenn der Bahnübergang wegen des Straßenverkehrs nicht zügig und ohne Aufenthalt überquert werden kann". Daher werde sich die RNV nicht am entstandenen Sachschaden beteiligen.

Ein ernüchterndes Ergebnis für den Autofahrer. Und für ihn ist nicht klar ersichtlich, was die Ampel vor der Birkenstraße für eine Funktion hat und warum die Schranke runtergeht, wenn auf den Gleisen Fahrzeuge stehen. Die RNZ hakte beim RNV-Bereichsleiter Recht und Versicherungen, Tobias Weisbrod, nach, der sich viel Zeit für die Beantwortung der Fragen nahm. Im Gespräch räumte er ein, dass es sich um eine "komplizierte Kreuzung" handelt. So zweige ja an dieser Stelle auch noch die Friedrich-Ebert-Straße ab. Gesichert ist die Kreuzung quasi durch drei Ampeln.

Die erste Zweiflammige – die nur Orange und Rot wird – erwartet den Fahrer auf der Hohensachsener Straße kurz vor der Birkenstraße. Die nächste Zweiflammige steht direkt am Bahnübergang, und direkt an der B 3 regelt eine dreiflammige Ampel den Verkehr. Die beiden zweiflammigen seien mit den Schranken gekoppelt.

Die Ampel an der Hohensachsener Straße auf der Höhe Birkenstraße dient laut RNV zur Räumung des Verkehrsknotens Hohensachsener Straße/Birkenstraße. Fahrzeuge, die von der B 3 kommen und links in die Birkenstraße einbiegen, könnten so den Bahnübergang sicher räumen.

Doch warum ist die Schranke runtergegangen, obwohl dort noch ein Fahrzeug stand? "Das hat Sicherheitsgründe", erläuterte Weisbrod. So sei eine solche Schranke auch nicht mir der eines Parkhauses vergleichbar und verfüge auch nicht über eine Lichtschranke. Schließlich muss die Bahn den Kreuzungsbereich nach Möglichkeit unfallfrei passieren. In der Regel werden die Schranken der Linie 5 durch Induktionsschleifen im Boden ausgelöst. Das heißt, fährt die RNV-Linie, über einen bestimmten Punkt im Boden, wird der Prozess des Schranken-Absenkens ausgelöst. Macht sich beispielsweise die Bahn von Lützelsachsen aus kommend auf den Weg nach Großsachsen, beginnt der Zeitblock für die Absperrung der Gleise. "Es gibt dann eine Räumzeit von circa einer Minute", erläuterte Weisbrod.

Gleiches gilt auch für die aus Süden kommende Bahn wie hier beim Schrankenunfall: Der Schaltpunkt befindet sich hier im ersten Drittel der Haltestelle. Der Bahnübergang wird dann gesichert. Die Schranken senken sich, nachdem die Zeit für die Räumung des Übergangs vergangen ist.

Dem Großsachsener war es da aber wegen der Autos vor und und hinter ihm nicht mehr möglich, den Gleisbereich zu räumen. Er appelliert nun, ein Schild mit "Bitte hier warten" aufzustellen, um die Situation am Verkehrsknoten eindeutig zu machen. Denn immer mal wieder kommt es an dieser Stelle zu Rückstaus auf den Gleisen. Auch seine Rechtsanwältin, Ina Pöschke, fände es begrüßenswert, wenn ein Schild aufgestellt werden würde zur Verdeutlichung, wo man anhalten muss bei einem Rückstau von der B 3 her. "Eine rechtliche Verpflichtung hierzu besteht sicherlich nicht, denn die Straßenverkehrsordnung ist insoweit schon eindeutig und sanktioniert einen Verstoß im Gleiskörperbereich, wenn man dort zum Halten kommt."

Jurist Weisbrod ist da eher skeptisch, weil dort noch mehr Schilder vielleicht für Verwirrung sorgen könnten. Außerdem gebe es ja das Andreaskreuz. Die Stelle sei zudem nicht für häufige Unfälle bekannt. "Generell kommt es an der Bergstraße ein- bis zweimal im Jahr zu Schrankenunfällen. Aber meistens sind es dann Ortsunkundige."

Für die Anordnung von Verkehrsschildern sei der Straßenbaulastträger zuständig, verweist die RNV außerdem an die Gemeinde weiter. "Das Thema werden wir bei der nächsten Bahnübergangsschau mit dem Landratsamt besprechen und die Möglichkeiten abstimmen. Der nächste Termin ist im Herbst nach der Sommerpause vorgesehen", sagte dazu Hauptamtsleiterin Anna Dorothea Richter.

Ort des Geschehens

Jedenfalls ist weiterhin Vorsicht geboten am Verkehrsknoten Hohensachsener Straße/B 3 – und das Andreaskreuz zu beachten, falls es zu einem Rückstau kommen sollte. Damit es nicht zum nächsten "Schrankenfall" kommt.

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