Hirschberg-Großsachsen. (wabra) "So wie ein Blatt vom Baume fällt, so geht ein Mensch von dieser Welt, und die Vögel singen weiter." Der "Kellers Fritz" ist am Mittwoch im Alter von 92 Jahren gestorben. Bei ihm im Gasthaus "Goldene Rose" sangen zwar einst nicht die Vögel, wie dies Matthias Claudius dichtete, dafür aber viele sangesfreudige Menschen. Aber auch Sportler, Wanderer, Skatspieler, Mitglieder von Vereinen und Besucher aus den Nachbarortschaften kehrten hier ein.
Meist gut gelaunt und gelassen stand Fritz Keller am kleinen Tresen und zapfte das bestellte Bier. Er war ein Gastwirt und Winzer mit Leib und Seele. Sein Leben war geprägt von Arbeit, die ihm aber viel Spaß machte und Freude bereitete. Er hatte immer ein schelmisches Lächeln im Gesicht.
Ein Blick in die Geschichte der Kellers zeigt, dass die Familie bereits seit 1630 in Großsachsen beheimatet war. Fritz Keller erblickte am 28. Mai 1928 das Licht der Welt. Er besuchte von 1935 bis 1943 die Volksschule in Großsachsen. Danach ging er auf die Höhere Handelsschule in Heidelberg. Im Januar 1945 wurde er mit 17 Jahren zum Arbeitsdienst verpflichtet und musste drei Monate danach zur Infanterie einrücken.
Nach der Kriegszeit arbeitete er im elterlichen Familienbetrieb seines Vaters Michael Keller, der auch eine Mälzerei betrieb, mit. An das zum alten Großsachsener Ortsbild gehörende Gebäude Ecke Breitgasse/Obere Bergstraße wurde im Jahr 1850 der Wirtschaftsraum, der sich damals noch im alten Teil des Gebäudes befand, neu angebaut. Im Jahr 1960 heiratete Fritz Keller Annelore geb. Flößer und übernahm die Mälzerei mit der Gastwirtschaft. Aus der Ehe gingen zwei Söhne hervor.
Aus dem Jahr 1891 stammt die Kerwe Anzeige der Rose in Saaase. Fotos: BrandDas Gasthaus "Rose" gehörte mit zur dörflichen Gemeinschaft. Während seine Ehefrau in einer kleinen Küche leckere Gerichte zubereitete, war Fritz Keller für seine Gäste der Ansprechpartner hinter der Theke. Nicht nur die Gasträume, sondern auch der Saal im Obergeschoss wurden von den örtlichen Vereinen zu vielerlei Zusammenkünften genutzt. Hier hatte über Jahrzehnte der Männergesangverein "Sängerbund" 1873 Großsachsen seine Heimat.
Auch wenn die Wirtschaft oft proppenvoll war, verrichtete Fritz Keller seine Arbeit mit Gewissenhaftigkeit und Ruhe. Besonders gefragt war der eigene Hauswein, den er mittels Fünf-Liter-Krug aus einem Weinfass, das sich direkt unterhalb der Theke im Keller vom Lokal befand, befüllte. Dieser besondere Großsaasemer Hauswein wurde von den Sängern oft besungen.
Nicht nur in Großsachsen hatte die Gastwirtschaft einen hervorragenden Ruf für ihr gutbürgerliches und preiswertes Essen, sondern auch darüber hinaus. Man traf hier Freunde und musste sich dafür nicht einmal verabreden. Fritz Keller wurde dabei auch oft mal zum "Beichtvater". Als Wirt war er an vielem interessiert und hielt auch gern mit seinen Gästen ein Schwätzchen. Fritz Keller war zudem Mitglied und auch Ehrenmitglied bei vielen Ortsvereinen und gehörte als Winzer der Winzergenossenschaft Schriesheim an.
Am 31. Dezember 1997 wurde das Gasthaus für immer geschlossen. Gesundheits- und altersbedingt konnte die Familie Keller die Kraft in der Küche und hinter dem Tresen nicht mehr aufbringen, um den Wirtschaftsbetrieb weiterzuführen. Viele Gäste und Vereine bedauerten damals die Nachricht der Schließung der "Goldenen Rose".
Die von Fritz Keller so geliebte Ziehharmonika, die er nicht nur für seine Gäste, sondern auch noch im hohen Alter immer mal wieder in die Hand nahm, ist jetzt für immer verstummt.