„Nach dem Einsatz ist vor dem Einsatz“ heißt es für Gerätewart Marcel Donath (re.) und seinen Stellvertreter Tom Reuther. Ihre Aufgabe ist die Wartung und Instandhaltung aller feuerwehrtechnischen Geräte und Einrichtungen. Foto: Dorn
Von Annette Steininger
Hirschberg. Marcel Donath (23) und Tom Reuther (37) sind Feuer und Flamme für die Freiwillige Feuerwehr Hirschberg. Sie fühlen sich dort wohl, sind gerne ehrenamtlich im Einsatz. Und doch brennt ihnen etwas unter den Nägeln. Die beiden wünschen sich eine halbe bezahlte Stelle für die Wehr, denn wie Gerätewart Donath und sein Stellvertreter Tom Reuther berichten, wachsen doch die Aufgaben erheblich. "Vor allem die Bürokratie nimmt stetig zu", erzählen sie.
Die zwei sind übrigens nicht nur Kameraden, sondern auch Kollegen. "Wir haben unser Hobby zum Beruf gemacht", meint Donath schmunzelnd. Die beiden sind nämlich in einem Feuerwehrfachhandel beschäftigt. Dort wie im Ehrenamt profitieren sie von ihrem Wissen über die Gerätschaften. Donath ist vor fünf Jahren über Freunde zur Feuerwehr Hirschberg gekommen, seit zwei Jahren hat er das Amt des Gerätewarts inne. Nach einem Jahr war klar: Er braucht Unterstützung; und so kam Reuther als sein Stellvertreter ins Spiel.
800 Stunden, das haben sie mal durchgerechnet, sind sie im Schnitt und nur in der Kernzeit als Gerätewarte tätig. "Wenn wir mal eine halbe Stunde hier im Hilfeleistungszentrum waren, haben wir das aber nicht gleich aufgeschrieben", sagt Reuther. Hinzu kommt, dass sie auch Einsätze mitfahren. Zwar können Donath und Reuther auf die Hilfe ihrer Feuerwehrkameraden zählen, doch für sie heißt es dann: "Nach dem Einsatz ist vor dem Einsatz." Sie sind dafür verantwortlich, dass beim nächsten Mal wieder alles funktioniert, die Geräte und Schläuche sauber und vollzählig sind.
Reuther nennt ein Beispiel: "Ein Fahrzeugbrand auf der Autobahn. Wir sind 45 Minuten im Einsatz; danach dauert es aber drei Stunden, bis alles gereinigt ist." So sind die beiden Gerätewarte froh, dass sie einen verständnisvollen Arbeitgeber haben, selbst ein Feuerwehrmann, der Fehlzeiten durch Einsätze der Gemeinde nicht in Rechnung stellt. Lediglich nacharbeiten müssen die beiden die Stunden. Und da kommt schon einiges zusammen. Denn ihre Aufgabe ist die Wartung und Instandhaltung aller feuerwehrtechnischen Geräte und Einrichtungen. Und da gehören bei Weitem nicht nur die Feuerwehrautos dazu. Auch die regelmäßige Prüfung der Gegenstände ist Teil der Aufgaben eines Gerätewarts. Teilweise hat die Feuerwehr diese Leistung an externe Firmen vergeben. Reuther und Donath sind überzeugt, dass eine 50-Prozent-Stelle auch dafür sorgen könnte, dass in diesem Bereich Kosten minimiert werden.
"Wir sind die einzige Feuerwehr hier im direkten Umfeld, die das alles ehrenamtlich stemmt", sagt Donath. So seien oft Gerätewarte zu 50 Prozent bei der Feuerwehr beschäftigt und zu 50 Prozent beim Bauhof oder beim Ordnungsamt. Der Hirschberger Bauhof unterstützt die Wehr bereits, wie die beiden Gerätewarte dankbar erzählen. Beispielsweise wenn eines der Feuerwehrfahrzeuge zum TÜV muss, dann fährt ein Mitarbeiter dieses mitunter hin oder holt es wieder ab. "Bauhofleiter Carsten Ewald ist unsere gute Fee", sagt Kommandant Peter Braun. Er unterstützt das Anliegen seiner Gerätewarte und hat dieses auch 2019 beim Jahresgespräch mit Bürgermeister Ralf Gänshirt vorgetragen. Sie seien damals so verblieben, dass die Feuerwehr zunächst einmal eine Tätigkeitsbeschreibung erstellt. Doch Corona-bedingt sei man hier noch nicht weitergekommen, sagt Braun. So könnten beispielsweise Ausschusssitzungen nicht stattfinden. "Aber wir haben das Thema auf der Agenda", betont Braun.
Auch die Gemeinde versichert: "Wir sind in Sachen Gerätewartung im Gespräch mit der Feuerwehr." Die Wehr werde die zu erledigenden Aufgaben definieren, und auf dieser Basis werde die Gemeinde eine Entscheidung für das weitere Vorgehen treffen, sagt Hauptamtsleiterin Anna Dorothea Richter. "Wir sehen die Belastung und die steigenden Anforderungen an die ehrenamtlichen Gerätewarte und haben aus diesem Grund auch schon Wartungsaufträge an Fremdfirmen vergeben." Darüber hinaus werde die Feuerwehr auch jetzt schon vom Bauhof unterstützt.
Also ist das Ansinnen von Donath und Reuther nicht ganz aussichtslos. Ihre freie Zeit zwischen den Jahren werden sie mit der Erfassung der Gerätschaften verbringen, denn die Feuerwehr hat eine neue Software namens "MP-Feuer". Die Gegenstände werden mit einem Barcode versehen und können per Scanner ausgelesen werden. Dadurch sehen die Gerätewarte dann auch gleich, wann wieder eine Prüfung ansteht. Bislang führten sie Excel-Tabellen. Die Software wird die Arbeit zwar erleichtern, aber die Erfassung wird wohl gut ein halbes, Dreiviertel Jahr dauern.
Besonders freuen sich Reuther und Donath wie andere Kameraden auch auf das neue Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug, das voraussichtlich im Sommer 2021 kommt. "Damit kann man 90 Prozent aller Einsätze abdecken", schwärmt Reuther. Sowohl ihm als auch Donath merkt man bei solchen Aussagen einfach an, dass sie voll in ihrem Amt aufgehen. Kein Wunder, dass sie keinen Gerätewart mit 100-Prozent-Stelle wollen.