Hirschberg

Eine ganze Welt mit bloßen Worten kreieren

RNZ-Mitarbeiterin Nadine Rettig nimmt an einer KÖB-Schreibwerkstatt mit Autorin Andrea Liebers teil.

18.03.2022 UPDATE: 20.03.2022 16:00 Uhr 2 Minuten, 32 Sekunden
Sieben Teilnehmerinnen, darunter Nadine Rettig von der RNZ (4 v.l.) begrüßte Andrea Liebers (4.v.r.) zur Schreibwerkstatt in den Räumen der KÖB in Leutershausen. Foto: Kreutzer

Von Nadine Rettig

Hirschberg-Leutershausen. Sprache fasziniert mich schon mein ganzes Leben. Sowohl die gesprochene Sprache wie auch die schriftliche. Und ebenso lange begleitet sie mich schon auf unterschiedlichsten Wegen. Meinen Bachelor habe ich in Germanistik gemacht, aktuell mache ich meinen Master in angewandter Linguistik mit dem Schwerpunkt Textkompetenz. Und geprägt sind beide Studiengänge vom Schreiben wissenschaftlicher Arbeiten. Bei meiner Arbeit für die Rhein-Neckar-Zeitung darf ich noch einen ganz anderen Zweig erfüllen: das journalistische Schreiben. Mal als schlichter Bericht, mal als Reportage und mal als Selbsterfahrungsbericht, wie gerade hier.

Doch an eine Art des Schreibens habe ich mich noch nie wirklich herangewagt: die des kreativen Schreibens. Und das, obwohl mich die fremden Welten zwischen zwei Buchdeckeln auch schon immer in ihren Bann ziehen. Doch an diese Erfahrung wage ich mich nun mit sechs weiteren Frauen in der Katholischen Öffentlichen Bücherei (KÖB) heran. Denn dort wird aktuell eine Erwachsenenschreibwerkstatt mit der Kinderbuchautorin Andrea Liebers angeboten.

Für Liebers, die bereits seit 21 Jahren Kinderschreibwerkstätten und seit 17 Jahren Erwachsenenschreibwerkstätten anbietet, ist es die erste Erwachsenenschreibwerkstatt in Leutershausen. Die Idee wurde einst auf einer Wanderung in Hirschberg geboren und wurde nach einigen Überlegungen zügig umgesetzt. "Und ruckzuck hatten wir die sieben Frauen zusammen", freut sich Helga Wagner vom Leitungsteam der KÖB. Von ihr stammt auch der Name "Federleicht", unter dem die Schreibwerkstatt läuft. "Es soll uns ja schließlich federleicht von der Hand gehen", begrüßt Liebers die Runde am Montagabend zur ersten von insgesamt vier Einheiten der Schreibwerkstatt. Und sie erzählt uns gleich zu Beginn, dass sich die Schreibwerkstatt dem kreativen Schreiben widmet und am Ende jeder Teilnehmer eine eigene erfundene Kurzgeschichte hat.

Das Spannende dabei ist, dass wir alle zwar an unseren eigenen Geschichten schreiben werden, wir jedoch mit den gleichen Vorgaben arbeiten. Also geht es zunächst darum, unsere Protagonistin zu kreieren, ihren Startpunkt festzulegen und nach einem Problem zu suchen, mit dem sie zu kämpfen hat. Erst von dort aus entwickelt jeder seine ganz eigene Kurzgeschichte. Und schnell merke ich am eigenen Leib, worin sich der Unterschied zwischen dem Handwerk journalistischen Schreibens und dem des kreativen Schreibens befindet. Ich habe keinen Rahmen, der mir meine Informationen vorgibt.

Die Geschichte und ihre Figuren sind aktuell nur ein purer Nebel in meinem Kopf, den es erst einmal zu durchbrechen und zu formen gilt. Auf der einen Seite ein befreiendes Gefühl, auf der anderen Seite im ersten Moment fast schon beängstigend frei. Was einem einfällt, ist alles und doch wieder nichts. Auch beim Schreiben selbst werde ich sicher noch auf den einen oder anderen Unterschied stoßen. Denn dann gilt es schließlich, eine ganze Welt mit bloßen Worten zu erschaffen. Bei meiner Arbeit steht die Geschichte immer schon. Da gilt es in erster Linie, diese in einer bestimmten Zeilenanzahl mit möglichst hohem Informationsgehalt für die Leser der Zeitung auf Papier zu bringen und die gegebenen Informationen sorgfältig zu überprüfen.

Doch zum Glück sind die ersten Schritte der Schreibwerkstatt Teamarbeit, und Liebers ermuntert uns immer wieder, unsere Kreativität und Fantasie zu entfalten. Denn das wichtigste im Entstehungsprozess sei, Blockaden gar nicht erst zuzulassen. "Unser Kurs ist der Erfindungskraft gewidmet", betont Liebers. Und so spüren wir uns nach und nach in den Ausgangspunkt unserer Geschichte hinein und erschaffen alleine durch unsere Kreativkraft die Protagonistin "Louisa Wendt". Für den Schreibprozess gibt Liebers uns auf den Weg mit, dass es wie im Kursnamen zwar federleicht sein müsse, uns aber nicht aus der Hand gleiten dürfe. "Es ist auch die Geschichte, die Euch sagt, wo sie hin möchte. Und das ist die Magie", erklärt sie.

In den nächsten Wochen würden wir merken, wie das Leben mit einer erfundenen Person so sei, scherzt die Kinderbuchautorin. Denn im Laufe des Schreibprozesses begleite uns unsere Geschichte immer im Hinterkopf. So bin ich gespannt, wohin uns in den nächsten Wochen unser Weg führt. Der Weg von Louisa Wendt und mir.

Info: Wer auch Lust auf eine Schreibwerkstatt bekommen hat, kann sich bei der KÖB (Tel. 06201/507253) melden. Bei Bedarf kann eine weitere ins Leben gerufen werden.

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