Motorsegler RF 4 für Kunstflüge. Foto: zg
Von Frederick Mersi
Weinheim. Auf spektakuläre Manöver am Himmel dürfen sich die Weinheimer am Samstag, 31. August, und Sonntag, 1. September, freuen: Beim Sommerfest des Luftsportvereins Weinheim (LSV) wird vom Modellflieger bis zur Boeing fast alles gezeigt, was die Herzen von Flugzeug-Fans höherschlagen lässt. Mit Karussell, Hüpfburg, Blasmusik und einem Brillantfeuerwerk ist aber auch am Boden für Unterhaltung gesorgt.
Das Fest findet dieses Jahr eine Woche früher als üblich statt, um eine Terminkollision mit anderen Flugschauen zu vermeiden. "Am Wochenende drauf hätte sich die Feier mit denen in Mannheim und Sinsheim überschnitten", sagt Nicole Allendorf-Ostwald.
"Bei den Zuschauern würden wir zwar nicht so sehr in Konkurrenz stehen, aber bei den Flugzeugen." Schließlich unterstützen sich die Luftsportler bei Großveranstaltungen gegenseitig. "Außerdem wäre das eine ziemliche Lärmbelastung für die Bevölkerung geworden, wenn alle drei Feste gleichzeitig stattgefunden hätten", sagt die LSV-Pressebeauftragte.
Moderner Segelflieger. Foto: zg
Einer kann bei der Flugschau trotzdem nicht dabei sein: Volker Fischer war mit seiner Yak-52 für Kunstflug-Vorführungen eingeplant, kurzfristig musste er jedoch absagen. Sein Flugzeug, ein russisches Modell, muss gewartet werden - was laut Allendorf-Ostwald nur in einer litauischen Werkstatt möglich ist: "Er bekommt den Flieger erst in drei Wochen wieder."
An Programmpunkten mangelt es auf dem Flugplatz in der Altau trotzdem nicht: Eine Yak-Staffel wird zu Formationsflügen starten. Uwe Schreyer aus Backnang will mit seinem kleinen, wendigen, 360 PS starken Doppeldecker Pitts und viel Rauch kunstvolle Figuren über Weinheim malen. Zum ersten Mal dabei ist in diesem Jahr der Sinsheimer Fluglehrer Tom Neudel, der mit seiner RF 4 zu Vorführungen starten wird. Der Motorsegler aus Frankreich ist äußerst belastbar: Er hält das bis zu 13-Fache der Erdbeschleunigung aus, obwohl er gerade mal 290 Kilogramm wiegt.
Offener Schulgleiter aus den 1930er Jahren. Foto: zg
Aber auch der Segelflug kommt nicht zu kurz. Dafür ist ein echter "Flugsaurier" in der Zweiburgenstadt zu Gast: ein offener Schulgleiter SG 38, den der Baden-Württembergische Luftsportverband zur Verfügung stellt. Wer das Flugzeug erblickt, wird wohl im ersten Moment an Otto Lilienthals Hängegleiter denken. Gitterrumpf, offener Pilotensitz und jede Menge Spannseile erinnern an die ersten "Segelflug-Hüpfer", die in den 20er Jahren auf der Wasserkuppe in der Rhön gemacht wurden.
Tatsächlich ist der Schulgleiter die letzte Entwicklungsstufe einer ganzen Reihe von damals noch ausschließlich einsitzigen Schulgleitern für die Ausbildung von Fliegernachwuchs: einfach, robust und vor allem sicher.
Entwickelt wurde der SG 38 für die Pilotenausbildung im Nationalsozialistischen Fliegerkorps. Bereits beim ersten Hüpfer am Gummiseil war der Flugschüler vollkommen auf sich allein gestellt, was heute undenkbar wäre: Viele Schulflüge endeten mit mehr oder weniger schweren Schäden am Flugzeug.
Der SG 38 des Baden-Württembergischen Luftsportverbands ist ein Nachbau, nur der Beschlagsatz stammt noch von einem Original. Betreut und geflogen wird der "Flugsaurier" am Sommerfest von den beiden LSV-Nachwuchspiloten Anna Lensker und Tobias Schweikart.
PS-starke Doppeldecker. Foto: zg
Als Oldtimer unterwegs sind beim Sommerfest in Weinheim aber auch mehrere motorisierte Doppeldecker: eine De Havilland DH 82 Tigermoth aus dem Jahr 1931, eine nur unwesentlich jüngere Stampe SV 4 und eine imposante Boeing Stearman PT 17, einer der am häufigsten gebauten Doppeldecker überhaupt. Die Piloten nehmen während des gesamten Wochenendes auch Besucher mit in die Luft. Wer die Heimat aus der Vogelperspektive betrachten möchte, kann auch in eines der vielen viersitzigen Motorflugzeuge, den Hubschrauber oder die Broussard einsteigen und mitfliegen.
Die vereinseigene Olympiameise darf am Boden und am Himmel ebenso wenig fehlen wie das Weinheimer Blechbixx-Team mit Segelkunstflugvorführungen. Als besonderer Höhepunkt sind am Samstagabend eine Kunstflug-Vorführung bei Dämmerung und ein Feuerwerk vorgesehen.
Der Sonntag startet um 10 Uhr mit einem Weißwurstfrühstück zu Blasmusik, für das leibliche Wohl ist aber laut Veranstalter an beiden Tagen reichlich gesorgt. Am Samstag beginnt das Programm um 12 Uhr, die Besucher können am Flugplatz in der Altau kostenlos parken. Mit dem Auto erreichen Besucher das Gelände am einfachsten über das Autobahnkreuz Weinheim. Sollte die Adresse "Altau 11" nicht vom Navigationssystem gefunden werden, führt der Weg bis zur Bertleinsbrücke 1. Von dort ist die Route ausgeschildert.
Info: Das ganze Sommerfest-Programm gibt es unter lsv-weinheim.de.