Gastronomin Weiwei Liu und ihr Lebensgefährte Rüdiger Kröl vor ihrem Restaurant „Ni Hao“. Foto: Beckmann
Ladenburg. (skb) Seit sich die neuartige Lungenkrankheit Coronavirus von China aus auszubreiten begann, sind deren Auswirkungen auch in Europa und Deutschland zu spüren. Zwar bleibt die Zahl der Krankheitsfälle hierzulande mit zuletzt 16 Erkrankten weiterhin gering. Doch die Angst, sich anzustecken, nimmt bei einigen teils groteske Züge an. Chinesen in Deutschland berichten, sie würden gemieden, aus Angst, sie könnten die Krankheit, die mittlerweile den Namen Covid-19 erhalten hat, übertragen. In Italien beklagen Betreiber chinesischer Restaurants Umsatzrückgänge von bis zu 80 Prozent, seit sich das Virus verbreitet hat.
Wie geht es den chinesischen Mitbürgern in Ladenburg? Spüren auch sie gesellschaftliche Auswirkungen von Covid-19?
Weiwei Liu betreibt das Restaurant "Ni Hao" am Marktplatz. Sie sagt: "Mein Geschäft lief die letzten Tage ganz normal." Als die RNZ vorbeischaute, neigte sich die mittägliche Öffnungszeit gerade dem Ende zu. Gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Rüdiger Kröl traf Weiwei Liu Vorbereitungen für den Abendbetrieb und nahm sich gerne Zeit für ein Gespräch.
Seit rund zehn Jahren schon betreibt sie das "Ni Hao" und konnte seit dem Ausbruch von Covid-19 keinerlei Veränderungen im Betrieb feststellen. Möglicherweise wirke sich die Situation auf Gäste von auswärts aus, das könne sie nicht mit Sicherheit sagen, so Weiwei Liu "aber in Ladenburg kennen mich die Leute." Und das führt zu einem gewissen Vertrauen. "Keiner hat mich gefragt, ob ich in letzter Zeit in China war."
Das Virus sei zwar bei den Gästen ganz grundsätzlich durchaus auch schon mal ein Thema, sagt Weiwei Liu. Das sei jedoch allgemeiner Natur und nicht in persönlicher Hinsicht. Außer, wenn Restaurantbesucher sich nach der Familie erkundigen.
Die lebt in Zhejiang und ist wohlauf. Wenngleich der Alltag dort aktuell streng reglementiert ist, wie Weiwei Liu berichtet: Strikte Kontrollen seitens der Behörden, Ausgangsbeschränkungen, Sperrungen von Straßen und Brücken, der vorgeschriebene Mundschutz. Die Gegend sei nicht vom Virus betroffen, nur eine einzige Person, die sich zuvor in Wuhan aufgehalten hatte, musste vorsorglich in Quarantäne, konnte diese aber verlassen, nachdem keine Infektion festgestellt wurde. Am 25. Januar wurde in China das Neujahrsfest gefeiert, das wichtigste traditionelle Fest des Landes, "so wie hier Weihnachten", erklärt die Gastronomin. Alle haben zwei Wochen lang frei und fahren in dieser Zeit nach Hause zu ihren Familien: "Auch die Menschen aus Wuhan. Deshalb hat sich das Virus auch so rasant verbreitet."
Etwas andere Erfahrungen als Weiwei Liu hat allerdings ihr Bruder gemacht. Er ist ebenfalls Gastronom und betreibt eine Gaststätte in Barcelona. "Meine Schwägerin hat erzählt, dass dorthin zur Zeit weniger Gäste kommen", sagt Weiwei Liu. Das wundert die Ladenburgerin, zumal aus Spanien bislang kaum ein Krankheitsfall gemeldet wurde.