Im Jahr 2006 wurde der Krottenneckar schon einmal ausgebaggert, damit dort im seichten Gewässer Fische und Amphibien laichen können. Mittlerweile bedroht die Verschlammung erneut die Artenvielfalt in dem Naturschutzgebiet. Foto: Pilz
Von Katharina Schröder
Edingen-Neckarhausen. "Momentan haben wir hier einen stabilen Wildschweinbestand", sagt Herbert Stein vom Bau- und Umweltamt Edingen-Neckarhausen über den Krottenneckar. Der sollte aber eigentlich Lebensraum für Fische und Amphibien sein, droht jedoch zu verlanden. "Wenn der Schlamm höher ist als die Wasserlinie, haben die Tiere keine Chance", fasst Amtsleiter Dominik Eberle zusammen.
Der Krottenneckar ist ein Altarm des Hauptflusses im Ortsteil Edingen und gehört zum Naturschutzgebiet Unterer Neckar. Ähnlich wie bei der Fischkinderstube sollen dort Fische und Amphibien im seichten Gewässer laichen können. Mittlerweile ist die Fläche aber stark verschlammt. Zu viel Sediment hat sich abgelagert. Das führt zu Sauerstoffmangel, weil der Wasseraustausch mit dem Hauptfluss fehlt. Jetzt müssen Bagger an den Altarm und den Schlamm herausholen. Das war zuletzt 2006 nötig.
Gemeinde kritisiert Regierungspräsidium
Vor knapp anderthalb Jahren gab es bereits eine Ortsbegehung mit dem Regierungspräsidium, Vertretern der Gemeinde und des Naturschutzbundes (Nabu). Dabei habe der Vertreter des Regierungspräsidiums angekündigt, dass eine Maßnahme zur Entschlammung kommen soll, erinnert sich Vivien Müller, ebenfalls vom Bau- und Umweltamt. "Seitdem haben wir nichts mehr gehört", erzählt sie. Die Verwaltung habe zwar mehrmals beim Regierungspräsidium und der Naturschutzbehörde Unterer Neckar angefragt, aber "nähere Infos haben wir noch nicht. Wir wissen nur, dass wohl etwas geplant ist." Das Ausbaggern liege in der Zuständigkeit des Regierungspräsidiums Karlsruhe, da es sich beim Krottenneckar um ein Naturschutzgebiet handele, erklärt Müller.
Auf Anfrage der RNZ teilt eine Sprecherin des Regierungspräsidiums mit, dass derzeit das Vergabeverfahren für die Planungsarbeiten zur Entschlammung laufe. Ende nächster Woche will das Regierungspräsidium Vergabegespräche mit zwei Ingenieurbüros führen. "Der vorläufige Zeitplan sieht vor, dass in der zweiten Jahreshälfte ein Antrag auf wasserrechtliche Genehmigung beim Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis gestellt wird", erklärt die Sprecherin. Wie lange das Genehmigungsverfahren dauern werde, sei nicht bekannt. "Daher ist mit einer Umsetzung der Entschlammungsarbeiten frühestens Anfang 2021 zu rechnen", erläutert die Sprecherin weiter.
Demnach würde es vom Ortstermin bis zur tatsächlichen Maßnahme fast drei Jahre dauern. Eberle vom Bau- und Umweltamt kritisiert die Kommunikation. "Es ist schade, dass uns schon beim Ortstermin Hoffnung gemacht wurde und dann nichts mehr kam", fand er.
Während der Lebensraum für Fische und Amphibien schwindet, fühlen sich bereits andere Tiere an dem Ort wohl. "Momentan sind dort viele Wildschweine. Die nutzen das Gebiet jetzt als Suhle oder als Weg", erzählt Vivien Müller. Der Krottenneckar soll aber Fischen und Amphibien eine Rückzugsmöglichkeit bieten und nicht Wildschweinen. "Die Funktion eines Flachwassergebiets ist nicht mehr gegeben", sagt Müller. Und auch Herbert Stein unterstreicht die Dringlichkeit der Entschlammung: "Im Moment ist es einfach notwendig, etwas zu tun."
2006 wurden 2500 Kubikmeter Material aus dem Neckar-Altarm entfernt. Wie groß der Aushub dieses Mal wird, kann das Regierungspräsidium in Karlsruhe noch nicht sagen. Aber: "Die Entschlammung soll so nachhaltig geplant werden, dass regelmäßige folgende Entschlammungen entfallen beziehungsweise reduziert werden können", erläutert die Sprecherin.