Der Zufluss in die Kläranlage verringerte sich während der Beschränkungen im Frühjahr um knapp 20 Prozent, sagt Ludwig Ehrly, der kaufmännische Leiter des Abwasserverbands Unterer Neckar. Foto: Pilz
Von Katharina Schröder
Edingen-Neckarhausen. Dass sich die Corona-Pandemie auf sämtliche Lebensbereiche auswirkt, ist mittlerweile eigentlich klar. Überraschungen gibt es trotzdem hin und wieder. In der jüngsten Sitzung des Abwasserverbands erklärte Ludwig Ehrly, kaufmännischer Leiter des Abwasserverbands, dass aufgrund der Pandemie mehr Fremdfirmen im Abwasserverband eingesetzt werden müssen. Und: Man kann den Lockdown an den Werten der Kläranlage ablesen.
"Wir haben einfach gemerkt, dass die Welt runterfährt", sagt Ehrly noch zu den Erfahrungen aus den Beschränkungen um Frühjahr. Das Abwasser aus Edingen-Neckarhausen, Ladenburg, Schriesheim, Heddesheim und Ilvesheim landet in der Kläranlage in Edingen-Neckarhausen. Der Zufluss aus diese fünf Gemeinden sei im Frühjahr um knapp 20 Prozent zurückgegangen, sagt Ehrly. "Das liegt wahrscheinlich an den geschlossenen Restaurants und Wäschereien", schätzt der kaufmännische Leiter. "Es ist nicht so, dass die gleiche Menge an Leuten auch die gleiche Menge Abwasser erzeugt." Gastronomische Betriebe verbrauchen laut Ehrly mehr Abwasser als Privatpersonen zu Hause. "Eine Großküche hat einen höheren Energiebedarf."
Putzmittel, Metall und Mikroplastik, das in großem Stil beispielsweise von Gastronomie und Wäschereien benötigt werde, lande ebenfalls in der Kläranlage. Auch dieser Anteil sei geringer geworden. Einen Grund dafür sieht Ehrly auch darin, dass die Leute vermehrt im Homeoffice arbeiten. "Da reduziert sich alles", sagt er. "Da wird die Ernährung knapp gehalten und vielleicht auch eher mal zu fertigem Essen für die Mikrowelle gegriffen", vermutet er. "Das Essen schiebt man in die Mikrowelle und wirft die Verpackung anschließend weg, so landet der organische Abfall nicht bei uns in der Kläranlage." Und Ehrly hat noch eine Vermutung, warum der Zufluss in die Kläranlage durch das Homeoffice geringer ausfällt: "Wahrscheinlich wird auch die Körperhygiene heruntergefahren, weil man nicht mehr unter Leute muss." All das mache sich in der Kläranlage bemerkbar. Ein Problem sei der geringere Zufluss für den Betrieb aber nicht. "Wir bekommen höchstens weniger Schlamm zur Energiegewinnung", erklärt Ehrly. Dieser Fall sei aber noch nicht eingetreten.
Nach den Lockerungen im Sommer seien die Werte aber schnell wieder hoch gegangen. Gespannt ist Ehrly auch auf die Auswirkungen der aktuellen Beschränkungen. "Was jetzt passiert, sehen wir dann im Frühjahr bei der nächsten Auswertung in der Betriebsoptimierung." Der kaufmännische Leiter vermutet aber, dass der Sprung dann nicht ganz so stark sein wird wie nach den Beschränkungen im Frühjahr. "Auch im Sommer war man ja gehemmt und ist weniger ausgegangen als sonst, daher wird der Sturz der Werte sicher nicht so stark ausfallen wie aus der Zeit vor der Pandemie zum ersten Lockdown."
Die direkten Auswirkungen der Pandemie auf den täglichen Ablauf in der Kläranlage seien geringer als bei anderen Betrieben, sagt Ehrly. "Wir arbeiten hier meist im Freien und auf großer Fläche, das ist ein Vorteil." Für die Umkleiden seien Vorkehrungen getroffen worden. Der Einsatz von Fremdfirmen sei hauptsächlich für Arbeiten wie Laubsammeln oder Rasenmähen nötig gewesen. "Die Geländepflege macht bei uns hauptsächlich ein Kollege, und als der einmal in Quarantäne war, haben wir Leute gebraucht." Im technischen Bereich arbeiten insgesamt zehn Menschen, in der Verwaltung sind drei beschäftigt. Wenn davon jemand in Quarantäne muss, sei der Verband auf die Dienste von Fremdfirmen angewiesen.
Deswegen hat der Verband in seinem Wirtschaftsplan 2021 auch Mehrausgaben für solche Fälle eingeplant. Denn man gehe davon aus, dass die Situation auch in diesem Jahr ähnlich sein werde. Je nach Entwicklung der Pandemie könnte die Jahresrechnung in Bezug auf den Einsatz von Fremdfirmen jedoch besser aussehen.