Niko Paul von der „Neckarperle“ hat seine ersten Pfandboxen bekommen. Foto: Pilz
Edingen-Neckarhausen. (nip) "Allein, was bei mir im kleinen Rahmen an Abfall anfällt, ist der Wahnsinn." Gastronom Niko Paul, Betreiber des Hotel-Restaurants "Neckarperle" in Neckarhausens Hauptstraße, mag sich gar nicht vorstellen, welche Berge an Einweggeschirr in Zeiten von Corona im Gastronomiebereich im Umkreis und in größeren Städten zusammenkommen. Selbst wenn das Liefer- und Abholgeschäft den Wirten ein wenig Licht in ihre Existenzsorgen bringen sollte, so hat es doch auch seine Schattenseiten: Große Mengen an Plastik- und Styropormüll fallen an.
"Jedes Sößchen, jeder Salat muss verpackt werden – Plastik ist immer da", sagt Niko Paul. Er selbst akzeptiere, wenn Kunden nach Absprache ihre eigenen Behältnisse mitbringen würden. "Der Punkt ist aber, dass diese Behälter oft nicht passen. Das bringt uns den Ablauf durcheinander – es ist einfach schwierig im Handling", erklärt er. In der Presse las er dann vom Angebot der Klimaschutz- und Energie-Beratungsagentur (KLiBA) in Mannheim, dass sie für die Gastronomie eine Erstanschaffung von Mehrwegboxen bis zu einem bestimmten Betrag fördere. Der Gedanke dahinter: Die gebeutelte Branche müsste nicht gleich Geld investieren für etwas, von dem sie nicht weiß, wie es läuft.
"Ich fand die Idee ganz toll und dachte, wieso nicht bei mir?" Er nahm Kontakt zur Firma reCircle auf. Laut Angabe auf der Firmenhomepage "das größte Mehrwegsystem für Essen im To-Go-Geschäft im deutschsprachigen Raum". Und wer hat’s erfunden? Die Schweizer. Von 1400 Standorten im deutschsprachigen Raum stammen inzwischen 260 Betriebe aus Deutschland. Edingen-Neckarhausen war bis dato ein weißer Fleck – die nächsten Mehrwegstationen finden sich in Mannheim und in Heidelberg, erstaunlich viele liegen im Schwabenländle.
Vielleicht, weil man den Schwaben nachsagt, findige Sparfüchse zu sein. Tatsächlich bezahlen Kunden und Gastronomen jeweils zehn Euro Pfand für ein Behältnis. "Ein Nullsummenspiel", sagt Paul. Pro Befüllung verlangt reCircle von ihm weitere 13,50 Cent. "Aber was ich derzeit an Plastikverpackungen brauche, kostet mich mehr", sagt Paul. Dass er dabei Geld spart, ist ihm weniger wichtig, als die Vermeidung von Plastikmüll. "Das ist das, um was es geht."
Nachdem er im sozialen Netzwerk Facebook und auf der Homepage fürs neue Mehrwegsystem warb, stieg das Interesse der Kunden deutlich an. Inzwischen sind die ersten Boxen bei ihm angekommen. Die ersten drei Monate habe er 50 Mehrwegboxen frei, schildert er. Erst danach werde das Pfandgeld fällig. Das erleichtere die Entscheidung zum Start.
Aber in der "Neckarperle" werde kein Gast gezwungen, das neue System in Anspruch zu nehmen. Wolle man seine zehn Euro Pfand zurück, könne man die Schüssel einfach bei ihm oder bei einem anderem am reCircle-Netzwerk beteiligten Gastronomiebetrieb zurückgeben. Ansonsten bleibt sie im System, wird gereinigt und bei Bestellungen gegen eine andere Box ausgetauscht. "Das finde ich sehr gut", sagt Niko Paul. Er ist der erste Restaurantbetreiber in Edingen-Neckarhausen, der ans Mehrwegsystem andockt. "Es ist ein kleiner Schritt. Aber etwas zur Müllvermeidung beizutragen, das ist doch schön", findet der Wirt.