Die Kindertagesstätte im Erdgeschoss soll auf 240 Quadratmetern Wohn- und Nutzfläche sowie auf 180 Quadratmetern Gartenfläche Betreuungsplätze für bis zu 30 Kinder ab drei Jahren bieten. Plan: zg
Von Katharina Schröder
Edingen-Neckarhausen. Ein Bauantrag für ein Mehrfamilienhaus mit einer Kindertagesstätte hat den Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung beschäftigt. Das Gremium stimmte dem Vorhaben zu. Aber wer baut einfach so eine Kita? Die RNZ traf den Bauherrn.
"Schon bevor es die Option gab, das Grundstück zu kaufen, habe ich in meinem Bekanntenkreis gemerkt, dass Kita-Plätze knapp sind", erzählt Florian Jakel. Der 33-Jährige ist der alleinige Bauherr des geplanten Mehrfamilienhauses mit Kindertagesstätte in der Hauptstraße in Neckarhausen. Sein Bruder, SPD-Gemeinderat Alexander Jakel, ist beratend an dem Projekt beteiligt. Neben fünf Wohneinheiten mit je zwei bis drei Zimmern, soll im Erdgeschoss auf etwa 240 Quadratmetern Wohn- und Nutzfläche sowie rund 180 Quadratmetern Gartenfläche eine Kindertagesstätte entstehen.
Berater Alexander Jakel (l.) und Bauherr Florian Jakel haben konkrete Vorstellungen für die geplante Kita. Foto: Pilz"Wir sind in der Gemeinde aufgewachsen und hier verwurzelt", sagt Alexander Jakel. "Die Jugend liegt uns am Herzen." Deswegen wollen die Brüder etwas für die Verbesserung der Betreuungssituation vor Ort tun. "Mit Neckarhausen Nord und der Bäko-Wiese ist die Nachfrage da", sagt Alexander Jakel. Die Idee für die Einrichtung sei schon gewachsen, bevor den Brüdern der genaue Bedarf vorlag. "Wenn man zum Beispiel in der Situation ist, dass die Oma das Kind vom Kindergarten abholen muss, der Kindergarten aber in Seckenheim oder Heidelberg ist, wird das schwierig", sagt der 33-Jährige. Deswegen wolle er für die Gemeinde etwas tun.
Mit der Entscheidung des Gemeinderats, dem Bauantrag zuzustimmen, hat das Projekt den ersten Schritt geschafft. Jetzt gilt es, die Betriebserlaubnis zu bekommen und einen privaten Träger zu finden. Denn: "Wir sind keine Kindergärtner und wir werden es auch nicht", sagt Alexander Jakel und lacht. Die Leitung solle eine pädagogisch geschulte Person mit Konzept und Erfahrung übernehmen.
Vorstellungen für die Einrichtung haben die Brüder dennoch. "Als wir uns näher mit den Einrichtungen in der Region befasst haben, haben wir gemerkt, dass gerade barrierefreie Angebote, die Inklusion erlauben, fehlen", führt Florian Jakel aus. "Deswegen ist die Kita auch im Erdgeschoss, sie soll barrierefrei sein. Inklusion und Teilhabe ist uns ein wichtiges Anliegen." Alexander Jakel ist ein Freund von Einrichtungen, die Kinder bereits vor der Schule auf Englisch vorbereiten. "Wir haben schöne Ideen, aber viele sind noch nicht spruchreif", sagt er.
Außerdem schwebt den Brüdern ein Ganztagskonzept vor. Kinder ab drei Jahren bis zum Schulalter sollen in einer Regelgruppe mit 20 Plätzen sowie einer Kleingruppe mit zehn Plätzen betreut werden. Damit würden die Räumlichkeiten am besten genutzt. "Es wird eine Küche geben und genügend Platz vorhanden sein", kündigt Alexander Jakel an. Bauherr und Berater stünden in engem Kontakt zum Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS). "Wenn man deren Schlüssel für den Platz pro Kind umlegt, ist die Einrichtung mehr als großzügig geplant", sagt Alexander Jakel.
Mit Problemen mit den Nachbarn rechnen die Brüder nicht. "Schon bevor wir den Bauantrag gestellt haben, gab es Gespräche mit den Nachbarn", sagt Florian Jakel. Die seien positiv gewesen. Alexander Jakel sieht sogar einen Vorteil für das benachbarte Restaurant Quinta da Luz: "Mit der Tiefgarage entlasten wir die Parksituation auf der Straße, das heißt, es bleiben mehr Plätze für Gäste." Verständnis für Bedenken habe man, nachdem sich ein über Jahrzehnte gleich gebliebener Zustand ändere. "Aber es sollte jedem bewusst sein, egal wo man wohnt, dass das Haus von nebenan abgerissen werden kann und etwas Neues kommt", sagt Alexander Jakel.
Anetta Bernardino vom Quinta da Luz fürchtet dagegen um die Existenz ihres Restaurants. "Die Kita wird direkt an unseren Biergarten angrenzen", sagt die Inhaberin. Das sei problematisch wegen Mittagsveranstaltungen. "Wir haben Trauerfeiern, Schulungen und ähnliches. Wenn das wegfällt, ist das für uns ein riesiger Schaden." Ihre Tochter hatte das Gebäude gekauft, um in zweiter Generation die Gastronomie zu übernehmen. "Damit es sich rechnet, brauchen wir den Mittagstisch", sagt Bernardino. "Bei Mittagstisch und Kita prallen zwei Interessen aufeinander." Bernardino weiß nicht, wie diese sich vereinbaren lassen sollen. "Kinder sollen ja draußen sein und toben, das brauchen sie" , sagte die Gastronomin. "Aber bei uns geht es um die Existenz und das, was wir in den vergangenen 20 Jahren aufgebaut haben."
Derweil beweist der Bauherr Vertrauen in das Projekt: In einer der fünf Wohnungen möchte er selbst heimisch werden.