Die Eberbacher Firma Wagner baut derzeit eine vier Meter hohe Kletterwand und eine Holzbühne im Hirschgraben auf. Foto: Sturm
Ladenburg. (stu) Das "grüne Klassenzimmer", das im Hirschgraben bei der Dalberg-Grundschule gebaut wird, ruft bei den Anwohnern wenig Begeisterung hervor. Die Schulleitung hatte dem Technischen Ausschuss (TA) ein Konzept vorgestellt, wie das Klassenzimmer aussehen soll. Es ist auch zum Toben in der großen Pause gedacht.
Im Hirschgraben wurden von einer Fachfirma eine Kletterwand und eine kleine Veranstaltungsbühne gebaut, wo Theateraufführungen stattfinden können. Da die Schule das Projekt über Spendengelder eines Sponsorenlaufs selbst finanzieren konnte, stimmte der TA dem Bauvorhaben einmütig zu. Diskussionen gab es aber in einer Sitzung des Gemeinderats, als Bürgermeister Rainer Ziegler über das Vorhaben informierte. Die Schulleitung forderte die Verwaltung auf, die Spielgeräte im Schulhof abzubauen. Man wollte die Verantwortung "wegen steigender Verletzungsgefahr" nicht mehr übernehmen, was FWV-Stadtrat Peter Hilger kritisierte. Ziegler gab jedoch nach. Er ließ vom Bauhof die Geräte im Schulhof abbauen.
"Was ist mit einem höheren Verletzungsrisiko verbunden, ein Spielgerät am Boden oder eine Kletterwand?", fragten sich nun auch einige Ratsmitglieder, die nun befürchten, dass unter der Kletterwand auf Kosten der Stadt auch noch Dämmplatten montiert werden müssen. Zudem sei zu befürchten, dass der Bauhof das Klassenzimmer "pflegen" müsse.
Auch die Anwohner des grünen Klassenzimmers sind davon nicht begeistert. Sie befürchten, dass die Bühne und die Kletterwand zum nächtlichen Treffpunkt für Jugendliche werden. Sie beschweren sich außerdem, dass die Umgestaltung ohne eine Anwohnerbefragung umgesetzt wurde. Nicole Ernst-Karch vom Stadtbauamt sieht keine Versäumnisse. Eine Anwohnerbefragung für sei in diesem Falle nicht erforderlich gewesen. Es gebe keine Nutzungsänderung und es werde dort auch kein neues Haus gebaut, sagte Ernst-Karch. Nur dann müssten die Anwohner an den Arbeiten beteiligt werden.
Ernst-Karch wies darauf hin, dass die Kletterwand und die Bühne "Schulgelände" seien. Sie räumte aber ein, dass der Ort für Jugendliche attraktiv werden könnte. Es gelte nun abzuwarten, was im Hirschgraben geschehen werde. Für Lärmbeschwerden sei aber die Polizei zuständig, die bei Problemen von den Anwohnern informiert werden müsste.
"Wir sind nachts durch die Treffen der Jugendlichen auf dem nahen Spielplatz schon jetzt stark belastet. Man steht im Bett, wenn Steine durch die Kinderrutschenröhre geworfen werden", erzählte eine Anwohnerin der RNZ. Eine andere sprach sarkastisch von einer "tollen Idee", dass ausgerechnet unter ihrem Schlafzimmer eine Kletterwand aufgebaut wurde.
Kritische Worte hörten die Schulleitung und die Stadtverwaltung auch von Stadtbildpfleger Egon Lackner. Der beschwerte sich in der TA-Sitzung, dass das Schulgelände Schritt für Schritt vergrößert werde. Lackner gefällt es gar nicht, dass der historische Hirschgraben zum Spielplatz umfunktioniert wird. Er wünscht sich ein stärkeres Geschichtsbewusstsein der Entscheidungsträger.