Der 'Runde Tisch Waidsee' feierte seinen 20. Geburtstag mit vielen Informationen. Foto: Kreutzer
Weinheim. (keke) Lufttemperatur 18 Grad. Wassertemperatur 23 Grad. Regenwahrscheinlichkeit: 80 Prozent. Einen echten Waidseebenutzer ficht eine solche Wetterprognose ebenso wenig an wie die Mitglieder des "Runden Tischs Waidsee", die am vergangenen Sonntag ihren 20. Geburtstag feierten. Natürlich in ihrem ureigenstem Revier am Strandbad.
"Trotz der starken Nutzung des Gewässers ist die Wasserqualität gleichbleibend gut", freute sich Renate Schnelle, Initiatorin und Mitbegründerin des "Runden Tisches", dass es dem Arbeitskreis der Waidsee-Anrainer-Vereine in den zurückliegenden zwei Jahrzehnten mit verschiedenen Projekten gelungen ist, das ökologische Gleichgewicht des Sees zu erhalten.
"Der See wird stärker genutzt, als für ihn ökologisch gut ist", wissen die Mitglieder des Badisch-Unterländer Angelsportvereins, der DLRG-Ortsgruppe Weinheim, vom Tauchclub Hohensachsen, Tauchclub Aqua, Tauchclub Octopus, Weinheimer Wassersportclub sowie vom Windsurfingclub Bergstraße. Gefahr droht dem durch Kiesschürfungen im Zuge des Baus der Autobahn A5 ab 1967 entstandenen See wie jedem Baggersee ohne natürlichen Zu- und Abfluss vor allem durch eine "Überfütterung" mit Phosphat bei gleichzeitigem Sauerstoffverlust.
Besonders problematisch ist dabei das Füttern von Fischen und Vögeln, der Eintrag von Sonnenöl sowie seine Benutzung als "Wasserklosett" beim Schwimmen. Renate Schnelle findet auch die Idee, den See als Müllcontainer zu missbrauchen, einen "unverständlichen Frevel".
24 Hektar umfasst die Wasserfläche des Waidsees, sein Umfang beträgt knapp 2277 Meter, seine maximale Länge 768 Meter und seine maximale Breite 432 Meter. Bis zu einer Tiefe von 27,95 Meter kann er ergründet werden, die mittlere Tiefe liegt bei 13,39 Meter. Das Wasser nutzen jährlich rund 150.000 Badegäste, an warmen Wochenenden sind es bis zu 10.000 Badende täglich.
Dass nicht zuletzt die Stadt ein Interesse am Erhalt ihres Naherholungsgebiets hat, zeigt die 2002 erfolgte Anschaffung von fünf Pelikanen. Dabei handelt es sich allerdings nicht um echte "Ruderfüßler" mit ihren markanten Schnäbeln, sondern um sogenannte "Phosphat-Eliminations-Kompakt-Anlagen". Gefüllt mit Phosphatabsorbierenden Spezialgranulat wirken die künstlichen schwimmenden Filteranlagen dem durch Niederschläge, Wasservögel und Badebetrieb erfolgten Nährstoff-Neueintrag entgegen.
Noch vor dem großen Ansturm auf den "Runden Tisch", der mit Informationsständen, Erste-Hilfe-Demonstrationen, einem "Seemannsknoten-Kurs" sowie einem "Quiz rund um den See" lockte, war es Kurt Schäfer, dem Vorsitzenden des Tauchclubs Hohensachsen, ein Bedürfnis, der "patenten Gründerin, treibenden Kraft und erfolgreichen Weiterführerin des Runden Tisches", Renate Schnelle, für ihre engagierte Arbeit zu danken.
Und das nicht nur mit Worten, sondern auch mit einer speziell kreierten 1,5 Liter-Sektflasche "Seewasser trocken". Das Ganze versehen mit einem selbst gebastelten und am Flaschenhals angebrachten "Runden Tisch" und Pokal im Miniformat, Plastik(kletter)fröschen am Flaschenbauch sowie einem Etikett, das wichtige Stationen der Historie des Runden Tischs bebildert.
Schnelle gab sich bescheiden. Dies alles hätte nicht funktioniert, wenn nicht alle mitgezogen hätten, erinnerte "Mutter Waidsee" daran, wie alles begann: Mit einem Seminarbesuch, auf dem Professor Dr. Franz Brümmer von der Universität Stuttgart, heute einflussreicher Berater von Angela Merkel in Umweltfragen, auf die möglichen Gefahren umkippender Baggerseen hingewiesen hatte: "Das war der Auslöser dafür, dass wir uns zusammengeschlossen haben".