Dieter Odenwald, Polizeihauptmeister a.D., Leimen: "Am Sonntag, 22.12.1991, verrichtete ich unter anderem zusammen mit meinen Kollegen Uwe Thamm, Rolf Siegle und Rainer Habitzreuther, Frühschicht im Streifendienst des Polizeireviers Heidelberg-Nord. Kurz vor unserem anstehenden Schichtwechsel, gegen 12 Uhr, wurden wir von der damaligen Funkleitstelle der Polizeidirektion Heidelberg darüber informiert/alarmiert, dass es am Hohen Nistler einen Flugzeugabsturz gegeben hätte. Das Ausmaß und die weiteren Umstände waren zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt. Zusammen mit meinen oben genannten Kollegen sowie der ersten Streife, die uns eigentlich ablösen sollte, machte ich mich sofort (wir waren drei Streifenwagenbesatzungen) auf den Weg in den Handschuhsheimer Wald.
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Wie ich später herausfand, waren wir Teil eines langen Konvois von Einsatz- und, die zum Unfallort ausgerückt waren. Die angeforderten Rettungshubschrauber, die nicht direkt an der Unfallstelle landen konnten, bezogen am Hubschrauberlandeplatz neben der Chirurgischen Klinik Heidelberg Stellung. Deren Besatzungen kamen dann aber im weiteren Verlauf nicht mehr zum Einsatz. In der engen Mühltalstraße in Handschuhsheim standen zahlreiche Anwohner, aufgeschreckt von den vielen Signalhörnern, mit fragenden Gesichtern vor den Häusern. Einzig die vom regulären DRK-Rettungsdienst um Unterstützung gebetene niedergelassene Ärztin, die in der Mühltalstraße vor ihrem Haus wartete und dann absprachegemäß zur ärztlichen Verstärkung in einen bergwärts fahrenden DRK-Rettungswagen einstieg, wusste wohl, was passiert war. Nach der stetig bergwärts führenden Eilanfahrt wurde schließlich die Absturzstelle erreicht.
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Da es nun galt, die verunglückten Flugzeuginsassen schnellstens zu orten, um ihnen helfen zu können, veranlasste ich, als der lebens- und dienstälteste Polizeibeamte des Polizeireviers Heidelberg-Nord vor Ort, die Absuche des Trümmerfeldes. Hierzu wurde mit den zwischenzeitlich eingetroffenen etwa 20 Polizeibeamten meines Polizeireviers, des Polizeireviers Heidelberg-Mitte und des Polizeireviers Heidelberg-Süd sowie der Verkehrspolizei, eine Polizeikette gebildet, die dann langsam über das Trümmerfeld lief. Drei Flugzeuginsassen, die glücklicher Weise den Absturz überlebt hatten, wurden mit schweren Verletzungen vom DRK-Rettungsdienst übernommen. Leider stellte sich jedoch relativ schnell heraus, dass den weiteren Verunglückten nicht mehr geholfen werden konnte. Dem Leitenden DRK-Notarzt Dr. Sönke Müller, konnte ich nach der Absuche mit der Polizeikette letztendlich nur noch melden, dass es mit fast absoluter Sicherheit keine weiteren Überlebenden mehr geben würde.
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Verarbeitet habe ich/haben wir Polizeikollegen die ganzen Eindrücke dieses schlimmen Unglückes, wie es damals üblich war, indem wir viel miteinander redeten. Eine Notfallseelsorge, auch für Helfer, gab es damals noch nicht. Ab und an, insbesondere jetzt, nach dem Aufgreifen des Sachverhaltes durch die RNZ, erscheinen jedoch die Bilder und damaligen Eindrücke wieder vor meinem geistigen Auge."