Trotz Corona

Die Oper gibts jetzt im Livestream

Jetzt geht Kultur ins Netz - Von Igor Levit bis zu den Opernhäusern

17.03.2020 UPDATE: 21.03.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 24 Sekunden
Pianist Igor Levit. Foto: Henning Kaiser/dpa

Von Matthias Roth

Berlin. 160.000 Zuschauer weltweit erreichte der Live-Stream von Bizets Oper "Carmen" aus der Staatsoper Unter den Linden in Berlin am Donnerstag vorletzter Woche. Dies habe gezeigt, "wie wichtig Kultur gerade in diesen Zeiten sei", sagte Intendant Matthias Schulz. Fünf Tage später musste das Haus aber selbst seine Proben einstellen, um Ensemble und technisches Personal nicht länger zu gefährden: Der geplante Live-Stream von Mozarts "Idomeneo" kann also nicht mehr stattfinden.

Nichtsdestoweniger setzen viele Musikinstitutionen und Musiker derzeit auf elektronische Medien, um Abonnenten und interessiertes Publikum auch in Quarantäne-Zeiten mit dem zu versorgen, was gern ein "Grundnahrungsmittel der Seele" genannt wird: Musik.

Der Pianist Igor Levit – normalerweise wäre der Stammgast beim Heidelberger Frühling in dieser Woche hier live zu erleben gewesen – fing als einer der ersten an, live über Twitter jeweils abends, 19 Uhr, aus seinem Wohnzimmer zu übertragen: Er spielt da unter dem Motto "No Fear" (Keine Angst) Beethoven-Sonaten oder Frederic Rzewskis Variationen über das spanische Revolutionslied "El Pueblo Unido Jamás Será Vencido" (Das vereinte Volk wird nie besiegt) auf seinem Account @igorpianist. Einige taten es ihm nach, Herbert Schuch etwa mit dem Dritten Klavierkonzert von Beethoven auf YouTube.

Die Stuttgarter Staatsoper stellte spontan ihre Produktion von Mozarts "Die Hochzeit des Figaro" kostenlos ins Netz – allerdings nur für eine Woche. Weitere sollen auf YouTube folgen (Info: www.staatsoper-stuttgart.de unter "oper-trotz-corona").

Die Bayerische Staatsoper München (www.staatsoper.de) schob gleich nach der Schließung einen älteren "Trovatore"-Mitschnitt mit Jonas Kaufmann und Anja Harteros ins Netz: Die Aufzeichnung ist frei bis zum 28. März aufrufbar. Die Staatsoper will auch Konzerte oder Ballett-Aufführungen, die vor leerem Haus gespielt werden, als Live-Stream ins Netz stellen, am 21. März etwa eine Aufzeichnung des dreiteiligen Balletts "Jewels" von George Balanchine (19.30 Uhr), und am 11. April soll Giuseppe Verdis "Fal-staff" live zu sehen und zu hören sein (19 Uhr). Weitere Termine sowie Mitschnitte vergangener Veranstaltungen werden angeboten.

Der Bayerische Rundfunk stellt auf seiner Website www.br-klassik.de/concert/alle-konzerte Konzertmitschnitte frei oder verweist auf eigene Live-Steams im Internet.

Die Berliner Philharmoniker stellen 30 Tage kostenlose Nutzung ihres Streaming-Dienstes bereit. Unter www.berliner-philharmoniker.de/titelgeschichten/20192020/digital-concert-hall/ kann man alte und neue Aufnahmen des deutschen Vorzeigeorchesters hören.

Die 3sat-Mediathek bietet derzeit Bernard Haitink und die Wiener Philharmoniker mit Bruckner an (Salzburger Festspiele 2019, www.3sat.de).