Erschreckend brutal - Verbrechen und Prozesse
Von den OEG-Schlägern bis zum Babymord: Spektakuläre Verbrechen und Prozesse in der Metropolregion

In diesem Altenheim in Lambrecht im Landkreis Bad Dürkheim sollen drei Pfleger eine 85-jährige Frau ermordet haben. Darüber hinaus untersucht die Staatsanwaltschaft 39 weitere Todesfälle. Foto: Anspach
Von Alexander Albrecht
Wer regelmäßig Gerichtsverhandlungen verfolgt, erhält einen unverstellten Blick auf gescheiterte Existenzen. Da sitzen Menschen auf der Anklagebank, die in ihrem Leben kaum Anerkennung erfahren haben, irgendwann durchs Raster gefallen sind, die trinken und Drogen nehmen. Erschreckend brutal - und zum Äußersten entschlossen. Solche Fälle werden in diesem Jahr in der Region zuhauf juristisch aufgearbeitet.
Das Landgericht Frankenthal ist Schauplatz von drei Prozessen, die weit über die Region hinaus beachtet werden. Schon seit November 2016 muss sich dort ein 34-jähriger, zum Teil geständiger Mann verantworten - weil er seine zwei Monate alte Tochter im Kokainrausch vom Balkon der Wohnung im zweiten Stock eines Mehrfamilienhauses geworfen haben soll. Die kleine Senna war sofort tot. Ende September platzt der Prozess: Die Vorsitzende Richterin ist längerfristig erkrankt. Die Neuauflage mit neuem Richter startet im Dezember. Eine Zumutung für alle Beteiligten.
Lambrecht in der Pfalz hat den Beinamen "Tuchmacherstadt" - ein Idyll. Aber auch Ort grausamer Verbrechen. Drei ehemalige Altenpfleger sollen im Lambrechter Seniorenwohnheim zwei Bewohnerinnen mit einer Überdosis Insulin ermordet beziehungsweise erstickt haben. Eine ältere Frau starb fast, weitere ältere Menschen sind von dem Trio in wechselnder Besetzung schwer gedemütigt und misshandelt worden.
Die Ermittler kamen den Pflegekräften - zwei Männer und eine Frau - durch die Auswertung ihrer Handys auf die Schliche. Die drei haben in einer WhatsApp-Gruppe Hunderte Nachrichten ausgetauscht. Dass sie sich darin gegenseitig zu den Verbrechen anfeuern, nennen zwei der Angeklagten vor Gericht nicht ernst zu nehmende, makabre Mordfantasien. Lediglich der Dritte im Bunde gibt zu, eine gebrechliche Frau getötet zu haben.
Der Prozess wird ebenso im neuen Jahr fortgesetzt wie das Verfahren wegen des Mordes an zwei Geschäftsleuten aus Brühl und Mutterstadt. Die drei Angeklagten sollen die beiden Unternehmer zu einer Lagerhalle in Mannheim-Waldhof gelockt, sie erpresst und mit Kabelbinder kaltblütig erdrosselt haben. Sie beschuldigen sich gegenseitig.
Vor dem Mannheimer Landgericht werden Anfang nächsten Jahres die Urteile gegen sechs junge Männer fallen, die einen 29-Jährigen in der Straßenbahn bei Weinheim krankenhausreif geschlagen haben. Er wollte einer angepöbelten Frau helfen - und musste seine Zivilcourage teuer bezahlen.



