Coronavirus

Das können Sie gegen die Langeweile zu Hause tun

Wohl dem, der auf Hygge und DIY gesetzt hat

17.03.2020 UPDATE: 21.03.2020 06:00 Uhr 4 Minuten, 32 Sekunden
Foto:. Getty

Von Alexander Wenisch

Heidelberg. Wenn es hart auf hart kommt, neigt der Mensch zum Rückzug. In die eigene Höhle, wo er sich und seine Liebsten vor dem Chaos da draußen schützen kann. Marketing-Schlaumeier nennen das Cocooning – vom Kokon abgeleitet.

Cocooning wurde erstmals Ende der 80er von der amerikanischen Trendforscherin Faith Popcorn beschrieben. Deutlich zeigte sich das Rückzugs-Verhalten nach den Terroranschlägen vom 11. September ebenso wie während der Finanzkrise 2008. Bislang war Cocooning, durch die Werbeindustrie befeuert, eine individuelle Entscheidung. Wenn da draußen die Stürme toben, mache ich es mir daheim gemütlich. Die Inneneinrichtung sollte entsprechend flauschig sein – zuletzt diktiert durch das dänische "Hygge".

Und dass die neu-konservativen Do It Yourself-Protagonisten, bisher milde belächelt, die eigentlichen Propheten waren, das wird jetzt klar: Mit Stricken, Einwecken und Kochen lässt sich punkten – bisher nur auf Instagram, jetzt auch in der echten Nachbarschaft. Auf dieser Seite schreiben einige Kollegen, wie sie die Corona-Zeit nutzen wollen – vielleicht als Anregung. Im Folgenden geben wir weitere Tipps gegen die drohende Langeweile im Zwangs-Kokon.

Denn jetzt verordnen Staat und Virologen den Bürgern Hausarrest – kennt man als unbescholtener Erwachsener ja eigentlich nicht. Wohl dem, der vorgesorgt hat – nicht mit Nudeln, Tomatensoße und Klopapier, sondern mit dem Hygge-Wohlfühl-Faktor. Oder wer dem aktuellsten Trend gefolgt ist: wieder mehr Zimmerpflanzen. Vielleicht helfen Drachenbäume, Sukkulenten, Kakteen, Monstera ja über die Zeit hinweg, in der man drinnen hockt, während draußen alles anfängt zu knospen, zu duften, zu blühen.

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Bleibt nur zu hoffen, dass wir in der Zwischenzeit keinen Waschzwang entwickeln und keine kollektive Sozialphobie, weil jeder Mitmensch eine potenzielle Gefahr darstellt. Die Zeiten werden auch wieder besser. Bis dahin: Geduld im Kokon. 

RNZ-Redakteurin beim Gärtnern. Foto: Kern

"Endlich im Garten"

Von Stefanie Kern

Irgendwie freue ich mich schon darauf, endlich Zeit für meinen Garten zu haben: Die (selbst gebauten) Hochbeete warten schon seit November darauf, fertig befüllt zu werden, Saatgut für eigenes Gemüse habe ich auch schon gekauft und die Kinder dürfen auf der Wiese nach Regenwürmern suchen.

Im Gartenmonat März erwachen die meisten Gartenpflanzen aus ihrem Winterschlaf. Damit die Pflanzen, nach dem langen Winterschlaf, wieder richtig loslegen und wachsen können, benötigen sie ausreichend Nährstoffe. Der Frühling bietet sich daher an, den Nährstoffgehalt des Bodens wieder aufzubauen – also, um zu düngen. Im März werden nur wenige Pflanzen direkt ins Freiland gesetzt oder gesät. Die meisten Nutzpflanzen werden auf der Fensterbank erst noch vorgezogen, auch dafür möchte ich mir jetzt Zeit nehmen.

Foto: Getty

"Tastenabenteuer"

Von Ute Teubner

Als Kind durfte ich Blockflöte spielen. In sämtlichen Größen, Ausführungen und Lagen. Wie schön. Aber eigentlich hätte ich mich viel lieber an ein Klavier gesetzt – doch das gab’s nicht. Damals zumindest. Mittlerweile tummelt sich nämlich ein Piano bei uns zu Hause und fühlt sich wohl neben Geigen und Schlagzeug. Die Kinder sind halt musikaffin ...

Und ich? Ich bin es auch! Deshalb werde ich nun nähere Bekanntschaft mit unserem Tasteninstrument schließen. Wenn nicht jetzt, wann dann? Eine leichtere Beethoven-Bagatelle vielleicht? Das geht bestimmt! Und die Nachbarn freuen sich sicher auch über ein kleines musikalisches Lebenszeichen ... Schiefe Töne können in diesen Zeiten ja zum Glück niemanden wirklich stören, oder? 

Foto: Getty

"Mein Fotoalbum ist analog"

Von Anja Hammer

Irgendwo im Keller, Speicher oder Schrank steht sie: die Fotokiste. Sie ist voll mit Motiven aus analogen Tagen, Fotos, die man einmal geschenkt bekommen hat, und Bildern, die man mal ausgedruckt und dann doch nicht gebraucht hat. Und genau dieses Sammelsurium hat es verdient, endlich in einem Fotoalbum einen würdigen Platz zu finden. Schließlich steht jedes Bild für einen schönen Moment – und in diesen Momenten kann man beim Basteln eines Albums so richtig schwelgen. Wie war das damals noch? Das war doch da ... Längst vergessene Erinnerungen tauchen aus den Untiefen des Gehirns hervor und erzeugen Glückshormone.

Kleiner Tipp: Wer seine Fotos besonders in Szene setzen möchte, kann es mit der Scrapbooking-Technik versuchen. Dabei kommen buntes Papier, Sticker und Deko-Elemente zum Einsatz; fürs Erste tut es oft schon Geschenkpapier, das als bunter Hintergrund auf die Seite geklebt wird. Beim Zurechtschneiden, Kleben und Arrangieren vergeht die Zeit wie im Flug.

Zeit für die Steuererklärung. Foto: Getty

"Ran an die Rechnungen!"

Von Thomas Frenzel

Gehören Sie zu jenen liebenswürdigen Mitmenschen, die gerne improvisieren? Die das kreative Chaos lieben, es hegen und pflegen? Die sich jedes Jahr aufs Neue den Vorsatz machen, etwas Ordnung und Planung in ihren Jahresablauf zu bringen? Dann können Sie in diesen Corona-Freitagen loslegen.

Beispielsweise mit Ihrer Steuererklärung. Suchen Sie die Rechnungen, Kassenzettel, Verdienstbescheinigungen, Arzneiquittungen und was es sonst noch gibt in all den Ablagen, die Sie so chaotisch angelegt haben, und machen Sie daraus eine Steuererklärung, die sich auf der Habenseite Ihres Kontos auswirkt. Denn dieses Haben werden Sie in absehbarer Zukunft bitter nötig haben. Spätestens dann, wenn ganz offiziell bekannt gegeben wird, dass sich das Coronavirus nicht an die verlängerten Osterferien hält, Ihr gefeiertes Home-Office nur der erste Einstieg in die Kurzarbeit ist und dann lediglich eines angesagt sein wird: allseits neue Bescheidenheit.

RNZ-Redakteur vor dem Bildschirm. Foto: Orths

"Rollo runter, Bildschirm an"

Von Friedemann Orths

Was tun, wenn draußen nichts mehr geht, wenn Quarantäne in den eigenen vier Wänden angesagt ist? Was sich für viele wohl wie ein Albtraum anhört, ist für andere der Moment, auf den sie schon immer gewartet haben: Rollo runter, Bildschirm an: Videospiele!

Ob am PC, Smartphone oder der Konsole – das Hobby bietet so viele verschiedene Möglichkeiten, die Zeit totzuschlagen. Ob Rollenspiel, Sportsimulation, Strategiespiel, Shooter, Action-Adventure oder Jump and Run: Games haben für jeden Geschmack etwas zu bieten. Sogar online kann mit anderen gespielt werden, ganz ohne lästige Ansteckungsgefahr.

Nebenbei kann man sich via 
(Sprach-)Chat mit den Zockerkollegen unterhalten, knüpft und pflegt also selbst in der Isolation soziale Kontakte. Manche Spieler haben mehrere tausend Stunden in ihr Lieblingsspiel gesteckt – da sind ein paar Tage in der Wohnung doch nichts. Und wer bislang noch nie einen Controller in der Hand gehalten hat und sich nicht zum nächsten Elektrofachmarkt begeben möchte: Auf PC und Smartphone können Spiele digital heruntergeladen werden, auch kostenlos. Jetzt schlägt die Stunde der Gamer!

Was kann weg? Foto: Getty

"Ich fange im Keller an"

Von Matthias Roth

Es gibt so viel zu tun, das ich schon immer mal erledigen wollte, denkt man vor der großen Zwangspause, und dann: Wo fange ich an? Im Speicher? Im Keller? In der Garage? Im Wohnzimmer-Regal? Im Arbeitszimmer? Wenn man mittendrin steckt, relativiert sich plötzlich der ganze Arbeitseifer nach dem Motto: "Was ich heute kann besorgen, kann ich sicher auch noch morgen."

Mindestens sechs Wochen scheinen plötzlich unendlich lang, aber ich weiß genau: Am Ende dieser Zeitspanne werde ich denken: Das ging aber schnell rum! Und meine ganzen Pläne einer neuen Ordnung, einer neuen Struktur, einer neuen Grundlage für alles Künftige? Mal sehen. Ich habe mir vorgenommen, im Keller anzufangen. Er ist klein, nicht größer als ein Durchschnitts-Badezimmer. Aber er steht komplett voll mit Dingen, die ich seit 20 Jahren nicht mehr brauchte, mit Kartons von Fernsehern, Balkongrills, Golf- oder Tennisschlägern, dem vorvorletzten Home-PC, dem ersten, der damals Internet-tauglich war. Könnte man ja alles mal wieder brauchen!

Es ist ein Kampf gegen Windmühlenflügeln, aber einer, den ich dennoch aufnehmen werde – wenn die Müllabfuhr mitspielt!