Komponist, Dirigent, Pädagoge

Uwe Lohrmann starb im Alter von 81 Jahren in Heidelberg

Seine Reflexionen über Musik, seine Offenheit, Neugier und großer Bildungshorizont waren ein steter Quell der Inspiration

19.11.2018 UPDATE: 20.11.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 23 Sekunden

Uwe Lohrmann

Foto: Archiv

Von Matthias Roth

Heidelberg. Mit dem Tod von Uwe Lohrmann verliert die Stadt einen kritischen Geist, einen feinen Beobachter, einen stets um hohes Niveau bemühten Künstler. Ob er Leserbriefe über Stadtgeschehnisse schrieb oder komponierte, ob er - noch in seiner Funktion als Dozent und Studienrat an der Pädagogischen Hochschule (1964-2000) - Verdis Requiem oder Bernsteins "Mass" mit Hochschulchor und Orchester aufführte, immer war der hohe Anspruch an sich selbst entscheidend für sein Handeln. Heidelberg trauert: Jetzt ist Uwe Lohrmann kurz vor seinem 82. Geburtstag nach schwerer Krankheit gestorben.

Der 1936 in Karlsruhe Geborene wuchs in Regensburg auf. Sein Vater war sehr früh verstorben, sein Stiefvater fiel Ende des Krieges 1945. Lohrmann wurde "Domspatz", wo er unter Theobald Schrems prägende musikalische Eindrücke erhielt. Zum Studium zog es ihn wieder in seine Vaterstadt, dort erhielt er auch seine erste Stelle als Organist und Chorleiter. Über Lampertheim kam er nach Heidelberg, wo er 1960 am Evangelischen Kirchenmusikalischen Institut (heute: Hochschule für Kirchenmusik) seine Studien bei Herbert Haag (Orgel) und Kurt Thomas (Dirigieren) fortsetzte. Hier lernte er 1968 auch den Komponisten Wolfgang Fortner kennen, der ihm das Tor zur Neuen Musik öffnete.

Der ebenfalls in Heidelberg lebende Fortner wurde zum künstlerischen Zentralgestirn in Lohrmanns Leben: Dieser nahm ihn mit in seine Freiburger Klasse, wo er - meist jüngeren - Intellektuellen begegnete, die einer neuen Klangkunst auf der Spur waren. Mit einigen hielt Lohrmann lebenslang Freundschaft. Dass Heidelberg seinem Freund und Förderer Fortner, der 1987 gestorben war und bundesweit betrauert wurde, zum 100. Geburtstag 2007 nur mit der Aufführung eines unbedeutenden Werks von 1939 gedachte, hat Lohrmann tief gekränkt.

Sein eigener Werkkatalog, etwa 40 Werke umfassend, beginnt im Jahr 1968. Viele Uraufführungen gab es in Heidelberg, aber auch in Hamburg, Rom, Moskau, Kasan oder Indianapolis. Größte internationale Aufmerksamkeit wurde ihm bei der Uraufführung eines Orchesterwerkes aus Anlass des 60-Jahr-Gedenkens des Abwurfs der Atombombe zuteil, die 2005 in Hiroshima stattfand.

Uwe Lohrmann fehlt. Seine kritischen Anmerkungen zum Alltagsgeschehen, sein Humor (meistens hatte er einen neuen Witz parat), seine Reflexionen über Musik, seine Offenheit und Neugier sowie, nicht zuletzt, sein großer Bildungshorizont und seine reichen Erfahrungen waren nicht nur für jüngere Menschen ein Quell der Inspiration und eine Stütze in Zweifelsfragen. Lohrmann hinterlässt Frau und drei erwachsene Kinder.

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