Quatsch mit Mozart
Das Musiktheater "Neo Dome I" enttäuscht beim Mannheimer Sommer
Von Jesper Klein
Mannheim. Viel übrig geblieben ist nicht von Wolfgang Amadeus Mozarts Oper "Idomeneo", auch wenn die Buchstaben dieselben sind: "Neo Dome I" heißt das Musiktheater, das am Donnerstag im Schwetzinger Rokokotheater Premiere feierte. Regisseur Ariel Efraim Ashbel hat dabei keine Scheu, einen Klassiker aufs Korn zu nehmen. Und tatsächlich sind beim Mannheimer Sommer ja schon einige Theaterexperimente geglückt. Dieses kann allerdings nicht überzeugen.
In der ersten Hälfte des gut einstündigen Abends beschränkt sich die Regie weitgehend darauf, verschiedene Hintergründe herauf- und herunterzufahren. Wir sind wahlweise in Schwetzingen oder irgendwo im All, was wohl vage mit der Zukunft zu tun hat. Auch in den davor wild choreografierten Massenszenen geht ziemlich viel durcheinander. Der Fokus der Inszenierung liegt dabei auf dem Chor, nicht auf einzelnen Sängern. "Sprache kein Problem" heißt es auf dem Programmzettel, was für gesungenes Italienisch ohne Übertitel eine durchaus gewagte Beschreibung ist. Was hier gesungen wird, spielt also keine Rolle.
Die bunt kostümierten Protagonisten sehen aus wie aus einer nicht näher bestimmten Zeit gefallen. Hinten auf der Bühne steht ein Cembalo als Relikt der Vergangenheit, das man aber gar nicht hört, da vorne das Orchester (Leitung: Clemens Heil) lärmt. So soll es wohl sein, denn auch musikalisch wird Mozart in die Mangel genommen. Die Bearbeitung von Ethan Braun zerlegt die Oper in Fragmente, ein Versatzstück folgt auf das nächste. Die Fassung kann aber ebenso wenig überzeugen, da sie kaum erkennen lässt, nach welchen Prinzipien die musikalische Ebene umgearbeitet wurde. Letztlich ist weder das szenische noch das musikalische Erlebnis nachvollziehbar.
Übrig bleibt viel Quatsch und Klamauk, irgendwo zwischen Mensch, Natur und Mozart. Der Chor beginnt zu gurgeln, Tänzer werden zu mit Wasserpistolen herumspritzenden menschlichen Springbrunnen. Das generiert zwar einige Lacher, ist aber letztlich auch eine Kapitulation vor der ernsthaften Auseinandersetzung mit dem Stoff. Doch es gibt diesen einen Moment: Durch ein Loch in der Rückwand der tiefen Bühne des Rokokotheaters fällt echtes Abendlicht hinein in den Saal, dazu spielt ein Fernorchester von draußen – und irgendwie ist die Welt dann doch in Ordnung.