Mannheim und Karlsruhe

BAP auf "Zeitreise 81/82"-Tour

Die Konzerte in Mannheim und Karlsruhe sind ausverkauft. Restkarten gibt es noch für die Veranstaltung am Do., 28. November, 20 Uhr, Jahrhunderthalle Frankfurt.

14.11.2024 UPDATE: 14.11.2024 04:00 Uhr 3 Minuten, 34 Sekunden
Wolfgang Niedecken steht auf der Bühne. Foto: dpa

Für das Doppelalbum "Zeitreise – Live aus dem Sartory" haben sich die Männer um Sänger Wolfgang Niedecken (73) ihre Erfolgsplatten noch einmal vorgeknöpft.

Mit dem Kölner Sänger Wolfgang sprach Steffen Rüth über Proberaumbier, Unangepasstheit und Bob Dylan.

Wolfgang, stimmt es, dass ihr in der Anfangszeit mit Bap bei jeder Probe einen Kasten Bier leergetrunken habt?

Wolfgang Niedecken: Das stimmt, aber das war auch nicht schwer (lacht). Viele von unseren Freundinnen und Freunden waren damals auch dabei. Meistens bekam man zwei, mit viel Glück drei Flaschen ab. Deswegen sind wir anschließend gerne noch einen trinken gegangen.

Ist das heute noch so?

Nein, ich bin schon lange kein Biertrinker mehr. Wenn ich Alkohol trinke, dann lieber eine schöne Rieslingschorle. Außer beim Fußballgucken, da käme ich mir mit Wein komisch vor.

Die Karten für vier Konzerte in den Kölner Sartory-Sälen, an denen ihr im vorigen Dezember eure "Zeitreise" live aufgenommen habt, waren in Minutenschnelle ausverkauft. Hattest du das erwartet?

Nein, mit diesem durchschlagenden Erfolg habe ich nicht gerechnet. Es hätte ja auch sein können, dass die Leute sagen: Lasst mich doch mit dem alten Scheiß in Ruhe und macht lieber etwas Neues. Aber niemand hat gemurrt. Im Gegenteil. Alle sind glücklich, dass wir uns auf diese Reise begeben.

Den Kern des Live-Albums bilden die Songs eurer 1981 und 1982 mit sechs Monaten Abstand veröffentlichten Alben "Für usszeschnigge!" und "Vun drinne noh drusse". Das zweite verdrängte damals das erste von Platz eins der Charts. Beide Alben machten euch zu Rockstars, die im Vorprogramm der Rolling Stones spielten und enthalten mit "Kristallnaach" und "Verdamp lang her" zwei eurer größten Hits. Was war der Aufhänger, die alten Lieder neu einzuspielen?

Wir konnten unser "Alles fließt"-Album aus dem Jahr 2020 wegen Corona erst mit zwei Jahren Verspätung live auf die Bühne bringen. Wir sind alle sehr stolz auf diese Platte und haben so viele Songs davon ins Programm integriert, dass fast jedes dritte Lied ein neues war. Das war schon extrem, so viel Neues haben weder die Stones noch Springsteen ihrem Publikum je zugemutet, aber wir schon. Deshalb haben wir uns gesagt: Die restlichen Stücke muss wirklich jeder kennen. Also haben wir sehr viele Lieder aus den frühen Achtzigern aufgestellt, darunter auch Songs, die wir seit 35 Jahren nicht mehr gespielt hatten. Was bei Nummern wie "Zehnter Juni" oder "Wenn et Bedde sich lohne däät" im Publikum abging, das war unglaublich. Die Leute weinten teilweise Freudentränen. Und ich dachte mir: Was fangen wir jetzt damit an? Nach einigem Überlegen entschieden wir uns, eine Tour nur mit den Stücken dieser beiden Alben zu spielen und vorher schon ein entsprechendes Livealbum aufzunehmen.

Entstanden ist ein Füllhorn mit dreißig Liedern von früher, gespielt mit dem Können von heute.

Das sind ja alles unfassbar gute Musiker. Wir spielen als Band heute einfach viel besser als damals, als wir noch blutige Amateure waren. Zugleich sind wir die Arrangements sehr behutsam angegangen.

Was meinst du damit?

Auf unserem Album "Dreimal zehn Jahre" zum 30-jährigen Bandjubiläum haben wir teilweise Stücke total verschlimmbessert, weil wir übermotiviert waren und sie zeitgemäß interpretieren wollten. Da ist eine Version von "Do kanns zaubere" drauf, die haben wir zwei Mal gespielt und gemerkt, dass die Leute total entsetzt reagierten. Wir waren da eindeutig über das Ziel hinausgeschossen, aber man lernt aus Fehlern. Wir haben uns also wirklich an den Originalversionen orientiert, haben sie allerdings ein bisschen anders instrumentiert. Auf "Waschsalon", das eigentlich eine verkappte Chuck-Berry-Nummer ist, haben wir jetzt zum Beispiel ein Saxofonsolo drauf statt eines Gitarrensolos.

Ursprünglich hast du Malerei studiert. Wie sehr hat der Erfolg mit Bap deine Lebensplanung durchkreuzt?

Als wir 1976 mit Bap angefangen haben, hätte ich es nicht für möglich gehalten, dass wir mehr als zehn Jahre durchhalten würden. Auf einmal aber lebe ich davon, und bis heute lebe ich gut davon. Ich muss mich nirgendwo anpassen. Wenn unsere Lieder nicht im Radio gespielt werden, weil sie nicht "uplifting" genug sind, dann werden sie eben nicht gespielt. Deshalb fange ich nicht an, nur noch "Hohohoho" zu singen. Das würde mir keinen Spaß machen.

Ist dein Widerwille gegen das Sich-anpassen der Grund gewesen, warum du Künstler geworden bist?

Ich wäre bestimmt auch ein passabler Erdkunde- und Geschichtslehrer geworden, auch Deutsch hätte funktioniert. Aber ich wusste, wo meine Fähigkeiten am besten zur Geltung kommen, und Malerei war einfach noch mehr mein Ding. Mit Bap führte eins zum anderen, aber sich anzupassen, war mir wirklich immer total zuwider. Wir haben uns nirgendwo angebiedert, wir gehörten zu keiner Bewegung, wir haben es aus eigener Kraft so weit nach oben geschafft. Wobei uns der damalige Boom der Neuen Deutschen Welle schon auch genutzt hat, denn plötzlich gab es diese Aufmerksamkeit für im weitesten Sinne auf Deutsch Gesungenes. Irgendwie haben wir den Leuten das Gefühl der Authentizität vermittelt. Sie haben uns unsere Musik abgenommen und an uns geglaubt.

Vermag es ein grundsätzlich menschenfreundlicher Künstler wie du, die Zuversicht der Leute zu stärken?

Stell dir vor, ich würde ein Lied zu einem Thema schreiben und das Problem, das ich schildere, damit lösen. Das funktioniert leider nicht. Was ich machen kann, ist, die Fantasie der Menschen zu beflügeln und Gedanken anzuschieben. Das ist viel wertvoller als vorgefertigte Lösungen anzubieten. "I am a poet and I know it, hope I don’t blow it." Der Spruch ist nicht von mir, der ist von Bob Dylan, aus "I Shall Be Free No.10".

Hast du zu zu jeder Situation einen Dylan-Spruch auf Lager?

Davon kannst du ausgehen (lacht).

Info

Mannheim, Sonntag, 17. November, Rosengarten. Ausverkauft! Karlsruhe, Freitag, 22. November, Schwarzwaldhalle. Ausverkauft! Frankfurt, Donnerstag, 28. November, 20 Uhr Jahrhunderthalle. Restkarten 59 Euro auf eventim.de

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