Herzensprojekt voller Überraschungen
Das Maifeld Derby auf dem Mannheimer Maimarkt-Gelände gehört zu den angesagtesten Newcomer-Festivals in Europa.

Von Sören S. Sgries
Mannheim. Ein Festival. Vor den Toren Mannheims. Und dazu noch ein ziemlich gutes. Als "Best Small Festival" wurde das "Maifeld Derby" im vergangenen Jahr bei den European Festival Awards ausgezeichnet. Und das vollkommen zu Recht. Denn das, was Festivalmacher Timo Kumpf ein "von jugendlichem Leichtsinn getragenes Herzensprojekt" nennt, bleibt für das Publikum die große Chance, in die Breite der ambitionierten Popmusik abzutauchen.
Was das genau bedeutet? Nun: Vor dem Festival-Wochenende – in diesem Jahr vom 31. Mai bis 2. Juni – steht man, ehrlich gesagt, regelmäßig etwas ratlos vor dem Timetable. Die ganzen Bandnamen, die da auftauchen, sind schließlich selten welche, mit denen man im Freundeskreis angeben kann. Zumindest nicht im Vorfeld. Denn hinterher, ja, da sind viele der Festival-Entdeckungen, die man hier machen durfte, plötzlich (inter-)nationale Stars. Oder aber die Favoriten der persönlichen Playlist. Hozier, Wanda, Bilderbuch, Sophie Hunger – sie alle waren schon seit 2011 auf den Mannheimer Bühnen.
Also: Wenn Kumpf und Team versprechen, "dieses Jahr wird gigantomanisch!" – dann wird es das vermutlich auch.
Und was erwartet das Publikum an drei Tagen, auf fünf (!) Bühnen?
Zum Beispiel so arrivierte Namen wie Róisín Murphy, irische Musikerin und "Queen of Elektropop", die am späten Freitagabend höchstwahrscheinlich nicht nur musikalisch, sondern mit ausgefallenem Kostüm auch optisch das Palastzelt in Ekstase versetzen wird.
Kurz vorher im Programm: The Vaccines mit ihrem "klassischen" britischen Indie-Rock. Oder der junge Berliner Edwin Rosen, der mit seinem sanft-vernuschelten Indie-Pop auf den Spuren Betterovs wandelt. Ein Durchstart-Kandidat. Man könnte bedenkenlos darauf wetten.
Der Samstag startet dann mit Yara, einer jungen Heidelberger Band, die sicher ihre "Champagner"-Single zu Gehör bringen werden. Klingt wie Faber – und das ist ein Kompliment. Eine ganz andere Welle reiten Balming Tiger, ein südkoreanisches Künstlerkollektiv, mit einem Hauch K-Pop und ganz viel Oldschool-HipHop. Zu sanften Träumen verführt später die polnische Pianistin Hania Rani, ehe die funkigen Roosevelt-Klänge mit dem Schweizer Akkordeon-Künstler Mario Batkovic um die Gunst des Publikums wetteifern. Hört sich skurril an, klingt aber fantastisch.
Vielfältig bleibt auch das Festival-Finale am Sonntag. Recht früh bringen dann English Teacher mit Frontfrau Lily Fontaine launigen Indie-Rock auf der Bühne. Hart bis hymnisch dürften es bei den Amerikanern von Mannequin Pussy werden, ehe dann einerseits die wuchtige Stimme von Grace Cummings auf der "Parcours d’amour"-Bühne lockt, andererseits die niederländischen Altin Gün mit den türkisch-inspirierten Klängen vom Bosporus träumen lässt. Und als Schlusspunkt dann: Slowdive. Britischer Shoegaze mit dickem Klangteppich – ihre jüngsten Konzerte begeisterten.
Programm
Freitag, 31. Mai: ab 16 Uhr, u.a. Piya (D), Gloria de Oliveira (D/BR), Franky Stew and Harvey Gunn (GB), Edwin Rosen (D), The Vaccinces (GB), Róisín Murphy (IE)
Samstag, 1. Juni: ab 14.15 Uhr, u.a. mit Yara (D), Balming Tiger (KOR), Grandbrothers (D), Hania Rani (PL), Lampe (D), Mario Batkovic (CH), Mildlife (AUS), Modeselektor (D), Oracle Sisters (F), Roosevelt (D), Fat Dog (GB)
Sonntag, 2. Juni: ab 13 Uhr, u.a. mit Altin Gül (NL), Chelsea Wolfe (USA), English Teacher (GB), Grace Cummings (AUS), Nusantara Beat (NL), Lambrini Girls (GB), Slowdive (GB)
Tickets: Drei-Tag-Festivalticket im Vorverkauf ab 175 Euro (ermäßigt 150 Euro). Tagestickets 75 bzw. 80 Euro. Tageskasse etwas teurer.
Weitere Infos: www.maifeld-derby.de