Wilson und Hackett in Concert

Und über allem schwebt der Geist von Genesis

Ray Wilson und Steve Hackett spielten in der Umgebung

14.04.2017 UPDATE: 15.04.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 44 Sekunden

Ray Wilson war 1997 der Nachfolger von Phil Collins bei Genesis. Foto: Wiest

Von Peter Wiest

Bad Wimpfen/Offenbach. Steve Hackett war einer der ersten; Ray Wilson war der letzte. Beide Musiker waren Mitglieder von Genesis - einer der erfolgreichsten Bands aller Zeiten. Davon zehren sie noch heute - und sind wieder auf Tour: Hackett als Vertreter der ersten Genesis-Generation (er war von 1971 bis 1977 dabei) mit älteren und alten Nummern der Band; Wilson, von 1997 bis 1999 Nachfolger von Phil Collins, mit entsprechend jüngerem Material.

Es muss eine unendliche Sehnsucht sein nach der Musik dieser Gruppe: Das war beim Auftritt von Ray Wilson im Bad Wimpfener Kursaal ebenso deutlich zu bemerken wie bei Steve Hackett im Offenbacher Capitol. Und wenn sie alte Genesis-Stücke spielen, entzücken beide mit ihren Bands nicht nur das Publikum - sondern zeigen auch, dass sie es noch richtig drauf haben. Damit enden die Parallelen.

Kurios, aber wahr: Ray Wilson, der nur kurz und ganz zum Schluss dabei war, hat im Gegensatz zu Hackett längst eigenes Profil gewonnen und schreibt Songs, die zu hören stellenweise fast noch mehr Spaß macht als die alten Genesis-Nummern. Es war so ein außergewöhnliches Konzert in Bad Wimpfen, bei dem Wilson bereits zum dritten Mal auf Einladung der Kulturinitiative "Blacksheep" auftrat, eines Kulturvereins mit Status der Gemeinnützigkeit, der auf nicht profitabler Basis Konzerte veranstaltet. Zweieinhalb Stunden stand er auf der Bühne und riss das Publikum mit Klassikern wie "Home by the Sea", "No Son of Mine" oder einem faszinierenden "Carpet Crawlers" von den Sitzen - nur, um mit eigenen Songs wie "Take it slow" noch mehr zu brillieren.

Selbst Peter Gabriel-Stücken wie "In your Eyes" oder "Solsbury Hill" war Williams vollkommen gewachsen: Unglaublich, wie dieser Mann mit seiner Stimme umzugehen versteht und mühelos auch die anspruchsvollsten Vokalpassagen meistert. Ein Jammer, dass seine alte Band mit ihm nicht weiter machte damals - und andererseits ein Gewinn für das Publikum: Genesis hätte man wohl kaum im Bad Wimpfener Kursaal erleben können. Dorthin hatte Wilson eine tolle Band mitgebracht, unter anderem mit seinem Bruder Steve Wilson, einem exzellenten Gitarristen, dem genialen Keyboarder Kool Lyczek und der Geigerin Steffi Hoelk, in die sich das Publikum förmlich verliebte.

Nicht ganz so grandios kam im Offenbacher Capitol zumindest zum Beginn des Konzerts Steve Hackett daher. Seine eigenen Songs liegen hart an der Grenze zur Langeweile; selbst die Gitarrenpassagen des Altmeisters konnten das nicht verhehlen. Eine Wende nahm der Auftritt erst, als es endlich rein ging in die weit zurück liegende Vergangenheit von Genesis.

"Musical Box" oder "Firth of Fifth" nochmals live zu hören - davon konnte man nur träumen. Und dann noch originalgetreu wiedergegeben nicht nur in den Gitarrenparts, sondern auch gesanglich durch den stimmlich und auch optisch (fast) wie Peter Gabriel daherkommenden Nad Sylvan: Warum nicht gleich so, fragte sich da mancher im Publikum. Denn wer die Genesis-Sehnsucht stillen kann, sollte das auch tun.

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