Iron Maiden in Frankfurt

Metal und Mythos

Ihr Arena-Auftritt in Frankfurt zeigt: Die britischen Urväter des Heavy Metal sind unvergänglich.

30.07.2025 UPDATE: 29.07.2025 04:00 Uhr 2 Minuten, 12 Sekunden
Kraftvolles Storytelling: Bruce Dickinson zieht 50.000 Fans in seinen Bann. Foto: dpa

Von Emilia Brenneis

Frankfurt. Bereits Stunden vor Konzertbeginn nehmen sie die Stadt ein, die Menschen mit den schwarzen T-Shirts. Die treue Fanbase, die nicht selten von weit her anreist und oft gleich mehrere Konzerte einer Tour besucht, haben sich Iron Maiden durch 50 Jahre kompromisslos guten Heavy Metal hart erarbeitet. Eine Band mit Kultstatus – und das, ohne jemals wirklich in den Mainstream abgerutscht zu sein. Das Konzert im Frankfurter Deutsche Bank Park hilft zu verstehen, warum das Phänomen Iron Maiden noch immer so gut funktioniert.

Begleitet werden die Briten von der schwedischen Band Avatar, die mit schnellem, melodischem Death Metal und koordiniertem Headbanging das ausverkaufte Stadion anheizen. Aber gekommen sind sie hier alle für den Headliner.

Sofort offenbart sich Iron Maidens außerordentliches Talent für das Vertonen von Geschichten. Bruce Dickinson performt die Texte mit opernhaftem Tenorgesang. Währenddessen rennt der 66-Jährige die Bühne rauf und runter. Die zwei energischen Leadgitarren und Steve Harris’ dynamisches Bassspiel, sowie der präzise Schlagzeug-Galopp stehen Dickinsons Energie in keiner Weise nach. Die Band scheint in Bestform. Sie startet mit "Murders Of The Rue Morgue", der musikalischen Interpretation einer Kurzgeschichte Edgar Allan Poes, die von einem Mord in Paris erzählt. Grandiose Bühnenbilder schaffen dazu die passende Atmosphäre: ein Sturm, der sich über den Dächern von Paris und dem Eiffelturm zusammenbraut.

Schon beim zweiten Song stürmt Monster-Maskottchen Eddie im Rotrock, der Uniformjacke des Britischen Empires, und mit Hammer bewaffnet auf die Bühne. Eddie reinkarniert sich in jedem Song neu – auf der Leinwand der Bühne begegnet man ihm als Pharao, Prophet oder Cyber-Krieger, je nach thematischem Kontext des Albums.

Dass die Hardrocker aus Großbritannien stammen, wird nicht nur durch Eddies Militäruniform deutlich: Gern wird in Frankfurt der Union Jack geschwenkt, britische Geschichte in Songs wie "The Trooper" oder "Aces High" verarbeitet. Vor Letzterem hallt eine Churchill-Rede durchs Rund, während Scheinwerfer das Dach erleuchten und Eddie mit Fliegerbrille durchs Bühnenbild saust.

Iron Maiden bewahren sich stets eine gewisse Ironie in der Selbstinszenierung – ohne dabei ins Lächerliche zu kippen. Ganz im Gegenteil: Sie zeigen, wie komplex ihre Stilrichtung ist. Natürlich kann Metal auch einfach mal draufhauen bedeuten: schnell, laut, hart. Doch 13 Minuten lange Kunstwerke wie "Rime Of The Ancient Mariner" führen eindrucksvoll vor Augen, dass Metal eben auch heißen kann, düstere Gedichte der englischen Romantik mit vielschichtigen Gitarren, Rhythmuswechseln und versatilem Gesang neu zu verarbeiten. Die Videoscreens auf der Bühne nehmen uns bei diesem Song über das Schicksal eines alten Seemanns mit auf ein Schiff, umringt von tosenden Wellen – später formt sich daraus ein Eddie, der das Schiff überrollt: "Water, Water Everywhere", passend zum Regen, der sich währenddessen auf dem Stadiondach entlädt.

Schade ist, dass diese Großartigkeit auf den Rängen nicht vollständig ankommt: Durch die übersteuerten Höhen lässt die Tonqualität hier leider zu wünschen übrig. Doch der Blick auf das jubelnde Publikum im Stehbereich macht das fast wieder vergessen. Wenn Väter gemeinsam mit Söhnen und Töchtern mit erhobener Faust "Run To The Hills" schmettern, kommen einem vor Rührung fast die Tränen. Familienfreundlich sind Iron-Maiden-Konzerte allemal.

Die Setlist der "Run For Your Lives World Tour 2024/2025", die das Herz eines jedes Ur-Fans höherschlagen lässt, kommt mit den Klassikern "Fear Of The Dark" und "Wasted Years" zu ihrem Ende. "We will return!", kündigt Bruce Dickinson an, bevor die Band unter tosendem Applaus von der Bühne geht. Dass Iron Maiden wirklich noch viele Jahre Heavy Metal vor sich haben – daran zweifelt nach diesen glorreichen zwei Stunden niemand mehr.

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