Heidelberger Literaturtage

Lesewohnzimmer mitten in der Altstadt

Vom 15. bis 19. Juni kommen Bücherfreunde am Universitätsplatz auf ihre Kosten - Abwechslungsreiches Programm

02.05.2018 UPDATE: 03.05.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 5 Sekunden

Geballte Kompetenz für die Literaturtage (v.l.): Produktionsleiter Georg Bachmann, Phillip Koban vom Kulturamt, Kulturamtsleiterin Dr. Andrea Edel und Stefan Kaumkötter, ebenfalls vom Kulturamt. Foto: Alex

Von Ingeborg Salomon

Heidelberg. Wenn vom 15. bis 19. Juni wieder das historische Spiegelzelt auf dem Universitätsplatz steht, ist Festivalzeit. Bereits zum 24. Mal ziehen die Heidelberger Literaturtage Lesebegeisterte aller Generationen an, genau an dem Ort, an dem 1933 die Nationalsozialisten die Bücher geächteter Autoren verbrannt haben. Rund um das historische Spiegelzelt entsteht dieses Jahr ein Lesewohnzimmer mit öffentlichen Bücherregalen, Sitzsäcken, Hängematten und einem täglich wechselnden gastronomischen Angebot. Abhängen ist also durchaus erwünscht.

Seit 2017 hat das Kulturamt die Organisation der Literaturtage übernommen. "Wir befinden uns noch in einer Interimsphase und sind dabei, das Festival neu auszurichten, auch mit unseren Partnern aus dem Unesco-Netzwerk der Literaturstädte und dank unserer großzügigen Sponsoren", unterstrich Kulturamtsleiterin Dr. Andrea Edel.

Vier Schwerpunkte warten auf die Besucher, übergreifendes Thema ist die Standortbestimmung des Individuums in der Gesellschaft. Hier ein Auszug.

Beim Abendprogramm liest am Eröffnungsabend, Freitag, 15. Juni, um 19 Uhr Heinrich Steinfest aus seinem im März erschienenen Roman "Die Büglerin". Das leicht skurrile Werk des in Stuttgart lebenden Österreichers spielt zu großen Teilen in Heidelberg und nimmt die Gesellschaft (liebevoll) aufs Korn. Den Abschluss macht am Dienstag, 19. Juni, um 17.30 Uhr der Heidelberger Poetikdozent 2018, Maxim Biller. Sein Roman "Biografie" erzählt die verwickelte Geschichte von zwei jüdischen Freunden, die beide erfolglos versuchen, ihren übermächtigen Vätern und Frauen zu entkommen.

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Mit Iris Wolf und Thomas Lehr sind am Samstag, 16. Juni, um 17 und um 19 Uhr zwei Autoren zu Gast, die die persönlichen Verwicklungen ihrer Protagonisten in die Weltgeschichte beschreiben. Wolffs Roman "So tun als ob es regnet" umspannt vier Generationen des 20. Jahrhunderts über vier Ländergrenzen hinweg; Lehrs "Schlafende Sonne" führt von den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs bis ins heutige Berlin. Dass Literatur auch in einfacher Sprache wunderbare Geschichten erzählen kann, zeigt Alissa Walser mit zwei Autoren-Kollegen bei den "Stadtgeschichten", die am Dienstag, 19. Juni, um 20 Uhr präsentiert werden.

Der Sonntag, 17. Juni, steht dann ganz im Zeichen fremdsprachiger Literatur (samt ihren Übersetzungen). Zu hören ist um 15 Uhr der kenianische Schriftsteller Ngugi wa Thiong’o, der aus seinem Essayband "Dekolonisierung des Denkens" liest; um 19.30 Uhr folgt die Iranerin Maryam Madjidi mit ihrem autobiographischen Debüt "Du springst, ich falle". Den Abend beschließt um 21.30 Uhr Simon-Pierre Hamelin, der sich in "101, rue condorcet, Clamart", auf biographische Spurensuche begibt.

Das Rahmenprogramm bietet zwei ungewöhnliche Stadtführungen: am Samstag, 16. Juni, unter dem Motto "Lieder-liches Heidelberg", am 17. Juni "Dichter des Biedermeier"; Beginn ist jeweils um 14 Uhr am Spiegelzelt. An beiden Tagen lädt von 15 bis 16.30 Uhr ein Workshop "Shared Reading" alle Interessierten zum zwanglosen Austausch über Literatur ein. Bei den "Zwischentönen" stellen sich an mehreren Tagen Dichterkollektive mit jungen Literaten vor.

Bei der Late-Night-Lounge können die Festivalbesucher am Freitag, 15. Juni, ab 22.30 Uhr dem musikalischen Multitalent KliX lauschen, und einen Tag später ab 23 Uhr die Premiere des Live-Hörspiels "Fahrerflucht" von Alfred Andersch erleben.

Im Kinder- und Jugendprogramm präsentiert Kai Pannen am Samstag, 16. Juni, um 11 Uhr sein Buch "Mach die Biege, Fliege!", das den Frühjahrsputz aus Sicht von Insekten aufs Korn nimmt. Um 14 Uhr laden Nathan Curnow und Geoffrey Williams Jugendliche ab 12 Jahren ein, gemeinsam eine Performance auf die Beine zu stellen. Die Heidelberger Autorin Mechthild Goetze bringt am Wochenende um 12.30 Uhr das blaue Pferd in die Stadt, das schon durch viele Literaturstädte gereist ist und spannende Erlebnisse im Gepäck hat.

Info:  Das gesamte Programm und Karten im Vorverkauf gibt es unter www.heidelberger-literaturtage.de

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