Heidelberg

Das war der Auftakt der 25. Literaturtage

Auftakt im Spiegelzelt auf dem Universitätsplatz - Prometheus sorgt für flammende Reden

16.05.2019 UPDATE: 17.05.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 48 Sekunden
Slam-Poet Philipp Herold zeigte bei der Eröffnung der Literaturtage im Spiegelzelt sein Können. Foto: Philipp Rothe

Von Ingeborg Salomon

Heidelberg. Literatur ist - um mit Theodor Fontane zu sprechen - "ein weites Feld". Deshalb konnte das Publikum bei der Eröffnung der Heidelberger Literaturtage im Spiegelzelt auf dem Universitätsplatz nicht nur eine Lesung mit Klaus Modick aus seinem Werk "Keyserlings Geheimnis" erleben, sondern auch den Slam-Poeten Philipp Herold und den Gebärdensprachkünstler Jürgen Endress. Beide wurden bereits mit mehreren Preisen ausgezeichnet.

Als für Uneingeweihte ziemlich gewöhnungsbedürftig erwies sich vor allem die Gebärdensprachpoesie, eine Mischung aus Gebärdensprache und Oberkörperpantomime. "Augen auf und Ohren zu", heißt da das Motto. Moderatorin Claudia Kramatschek verriet im Vorfeld nur, dass Endress’ Darbietung von einer wunderschönen Rose und einer großen Liebe handeln würde.

Das ließ sich an einzelnen Handbewegungen erahnen, die Einzelheiten dieser offenbar bewegten Beziehung erschlossen sich aber nicht. Wer Lust auf mehr bekommen hat, kann am Samstag um 15 Uhr tiefer in die Materie eintauchen, dann werden Endress’ stumme Gedichte von einem Gebärdendolmetscher für Hörende übersetzt.

Slam-Poet Philipp Herold präsentierte den Mythos von Prometheus, der den Göttern das Feuer stahl, um es den Menschen auf die Erde zu bringen, auf seine ganz eigene Art. Diese Transaktion hat ja bekanntlich gut geklappt, ohne Prometheus keine Teelichter, kein Lagerfeuer und keine flammenden Reden. Der gebürtige Heidelberger gilt als einer der facettenreichsten Slam-Poeten seiner Generation. Sein Buch "Alles zu seiner Zeit" ist im September 2018 erschienen und verbindet Text, Illustrationen und Audioaufnahmen.

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Dass die Heidelberger Literaturtage in den 25 Jahren ihres Bestehens etliche Wandlungen und vor drei Jahren eine satte Krise überstanden haben, ist vielen engagierten Menschen zu verdanken, denen Bürgermeister Dr. Joachim Gerner und Kulturamtsleiterin Dr. Andrea Edel herzlich dankten. Gründer Manfred Metzner saß ebenso im Publikum wie Edels Vorgänger Hans-Martin Mumm und zahlreiche Stadträte.

Die werden im Doppelhaushalt 2020/21 einen Etat bereitstellen, der die Fortführung der Literaturtage in einer neuen Trägerschaft gewährleistet. "Das Kulturamt wirkt dann nur noch beratend mit", erklärte Andrea Edel. Leiten wird das Team der Kulturwissenschaftler Georg Bachmann, der bereits das laufende Festival mitverantwortet. Ein Termin steht schon fest: Literaturfreunde sollten sich die Tage vom 24. bis 28. Juni 2020 freihalten.

Zum literarischen Auftakt entführte Klaus Modick mit seinem Roman "Keyserlings Geheimnis" das Publikum ins Jahr 1901, als der adlige Dandy Eduard Keyserling in der Schwabinger Boheme-Szene verkehrt und dem Maler Lovis Corinth Modell für ein Porträt sitzt. Modick las ausdrucksstark und mit feinem Humor, flankiert von einem Glas Wasser, einem Glas Rotwein und Moderatorin Claudia Kramatschek.

Die stellte dem Autor kluge Fragen zu seinem Werk, sodass das Publikum Vieles über den dichterischen Prozess erfuhr. Bis Sonntag gibt es ein vielseitiges Programm im und rund um das Spiegelzelt. Eine wichtige Veranstaltung ist neu hinzugekommen: Heute um 20.30 Uhr wird auf dem Universitätsplatz in einer Gedenkveranstaltung an die Bücherverbrennung vom 17. Mai 1933 erinnert. Dank der Bürgerstiftung und des Freundeskreises Literaturhaus konnte 2011 eine Gedenktafel eingelassen und nun erneuert werden.

Ort des Geschehens

Info: Das Programm findet sich hier.

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