"Für immer für Dich"

Kerstin Ott stellt neues Album vor

"Für immer für dich" ist seit kurzem erhältlich. Live: "Schlagernacht des Jahres", Samstag, 7. Dezember, 18 Uhr, Festhalle Frankfurt.

14.11.2024 UPDATE: 15.11.2024 04:00 Uhr 4 Minuten, 8 Sekunden
Kerstin ott auf der Bhne. Foto: dpa

Früher war sie spielsüchtig, hat nach eigenen Angaben 100 000 Euro an Automaten verzockt und lebte zeitweise im Auto. Seit ihrem Überraschungshit "Die immer lacht", der ihr Leben vor acht Jahren positiv auf den Kopf stellte, ist Kerstin Ott aus Heide in Schleswig-Holstein eine der erfolgreichsten Frauen der Schlagerbranche. Steffen Rüth unterhielt sich mit der 42-Jährigen über Ehrgeiz, ihre Heimwerkerkünste und Sucht.

Kerstin, du kommst gerade von einem Auftritt in Bayern zurück. Was tust du als erstes, wenn du nach einer Reise durch die Haustür kommst?

Kerstin Ott: Auspacken und Wäsche waschen. Ich kann es nicht leiden, wenn die Sachen überall rumliegen. Wahrscheinlich hat mich da meine Kindheit geprägt. Ich bin in einer Pflegefamilie aufgewachsen wo Ordnung halten sehr wichtig war.

"Für immer für dich" ist ein ehrliches und ungeschöntes Liebeslied für deine Frau Karolina.

Absolut. Ich finde, wir haben so viel zusammen geschafft und aufgebaut, da kann man ruhig auch mal besingen, was wir schon alles erlebt und bewältigt haben. Auch bei uns gibt es nicht die ganze Zeit rosa Wolken und rote Rosen, aber unser Fundament ist wirklich sehr, sehr stabil.

Im Song "Das letzte Hemd hat keine Taschen" redest du dir selbst gut zu, das Leben noch mehr zu genießen. Warum ist das so schwer?

Weil man einfach in diesem Trott drin ist. Wir haben Familie, ein Haus, das muss alles gepflegt und verwaltet werden. Manchmal geht mir das tierisch auf die Nerven, immer der Möhre hinterherzurennen. Das Leben hat ja wahrlich mehr zu bieten, als immer nur Geld zu verdienen und alles abzuarbeiten, was einem vor die Füße fällt. Es fällt mir allerdings nicht so leicht, mich mal rauszunehmen und zu sagen "Ich bin jetzt drei Tage lang für niemanden zu erreichen".

Wie ehrgeizig bist du, was die Karriere betrifft?

Ich bin ehrgeizig, aber ich bin auch zufrieden mit dem, was ich habe. Man vergisst viel zu oft, sich selbst zu loben, wenn man etwas gut gemacht hat.

Wobei kannst du entspannen?

Nicht, indem ich die Füße hochlege oder im Bett bleibe. Ich erhole mich am besten, wenn ich mit meiner Frau und unserem Hund spazieren gehe. Oder wenn ich in meiner Werkstatt was arbeite.

Du hast eine Werkstatt?

Als es mit der Musik losging, habe ich mir jeden Monat eine Maschine gekauft, weil ich dachte, ich werde irgendwann wieder in meinem Job als Malerin und Lackiererin arbeiten. Und jetzt habe ich eine sehr gut ausgestattete Werkstatt mit Akkuschraubern, Sägen und vielem mehr.

Wie weit kommst du mit deinem handwerklichen Geschick?

Schon recht weit. Ich kann eigentlich alles außer Elektrik. Eine Trockenwand hinstellen, das bekomme ich auf jeden Fall hin. Auch mit Holzarbeiten kenne ich mich recht gut aus. Dadurch, dass ich 20 Jahre auf Baustellen gearbeitet habe, konnte ich mir viele Dinge selbst beibringen.

Wann kam der Punkt, von dem an du wusstest, dass dein alter Beruf nur noch ein Hobby sein würde?

Das war ein fließender Prozess. Die Angst, irgendwann als Musikerin nicht mehr erfolgreich zu sein, wurde mit jedem Jahr kleiner, und ich selbst fühlte mich immer sicherer in diesem Beruf. Mittlerweile mache ich mir keinen Stress mehr. So lange ich meine Familie ernähren kann, ist alles gut.

Im Song "Rockstar" heißt es: "Bleib sonderbar". Ist das Stück ein Plädoyer für alternative Lebensentwürfe?

Vor allem ist es ein klarer Aufruf, an dich zu glauben und dein Ding zu machen, auch wenn es schwierig wird. Ich denke, es ist besser, deinen eigenen Weg zu gehen als den, der dir von deinen Eltern oder der Gesellschaft aufgezeigt wird. Es ist besser, das zu machen, was man fühlt – und nicht das, was die anderen von einem erwarten. Gegenwind inklusive. Es heißt ja immer "Sei einzigartig". Aber wenn du es dann bist, haben manche Leute gleich Schwierigkeiten damit.

Nimmst du es in Kauf, auch mal anzuecken?

Ja, klar. Es gibt genug Menschen, denen zum Beispiel mein Äußeres nicht gefällt oder die es witzig finden, mich "Karsten" zu nennen. Dass diese Leute mit mir ein Problem haben, ist wiederum nicht mein Problem. Die meiste Zeit geht mir das auch total am Allerwertesten vorbei.

Du lebst dein Leben, auch deine Beziehung, recht offen. Kannst du nachvollziehen, dass etwa Hape Kerkeling sagt, er gehe wegen der blöden Sprüche und Pöbeleien nicht mehr Händchen haltend mit seinem Mann durch Berlin?

Das kann ich verstehen, und ich finde es traurig. Meine Frau und ich sind jedoch ohnehin nicht die Leute, die sich in der Öffentlichkeit abknutschen. Wir mögen unsere Liebe nicht zur Schau stellen – nicht, weil es eine homosexuelle Liebe ist, sondern weil sie privat bleiben soll.

Du stehst für Vielfalt und eine diverse Gesellschaft. Hat sich etwas bewegt, seit du am Start bist?

Ich merke auf jeden Fall, dass die Schlagerszene offener geworden ist. Hinter den Kulissen gab es schon immer viele queere Menschen. Aber jetzt werden es langsam auch auf der Bühne mehr. Ob das allerdings mit an mir liegt, das weiß ich nicht.

Ist es eigentlich richtig, dass du mit dem Rauchen aufgehört hast?

Ja, vor anderthalb Jahren schon. Außerdem bin ich Veganerin geworden, und seit mehr als einem Jahr habe ich keinen Alkohol mehr getrunken. Ich weiß: Viele Veränderungen auf einmal, und es war schon ziemlich krass, das alles durchziehen. Ich kann aber sagen, dass es sich langsam auszahlt und das gesündere Leben Spaß zu machen beginnt.

Angeblich hast du dich auf Pilgerreise in Portugal dazu entschieden.

Diese Reise wollte ich unbedingt machen, weil ich dachte, ich stecke in der Midlife-Crisis. Ich war immer müde und ausgelaugt, das eine oder andere Wehwehchen kam dazu. Also beschloss ich, die vegane Ernährung mal auszuprobieren, vegetarisch ernährte ich mich ja schon länger. Ich bin zehn Tage gelaufen, ganz alleine, jeden Tag so 15 bis 25 Kilometer. Ich habe die Landschaft genossen und mich ausgepowert.

"Für immer für dich" ist seit kurzem erhältlich. Live: "Schlagernacht des Jahres", Samstag, 7. Dezember, 18 Uhr, Festhalle Frankfurt. Karten 69,90 bis 99,90 Euro, eventim.de

Und wo du schon dabei warst, hast du dem Alkohol abgeschworen?

Genau. Das war eine krasse Umstellung, nichts mehr zu trinken. Vor allem gesellschaftlich. Speziell in der Musikbranche wird viel getrunken. Und wenn ich auch mal Alkohol getrunken habe, dann immer sehr viel. Danach hatte ich immer zwei Tage einen krassen Kater. Irgendwann überlegst du dir, ob du das wirklich brauchst. Die Antwort ist: nein.

"Für immer für dich" ist seit kurzem erhältlich. Live: "Schlagernacht des Jahres", Samstag, 7. Dezember, 18 Uhr, Festhalle Frankfurt. Karten 69,90 bis 99,90 Euro, eventim.de


Info:

"Für immer für dich" ist seit kurzem erhältlich. Live: "Schlagernacht des Jahres", Samstag, 7. Dezember, 18 Uhr, Festhalle Frankfurt. Karten 69,90 bis 99,90 Euro, eventim.de

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