Schon in der Einleitung wird klar, dass Sheldrake nicht nur ein leidenschaftlicher Pilzforscher ist, sondern auch ein guter wissenschaftlicher Erzähler. Immer wieder reichert er seine Schilderungen um eigene Erlebnisse und Anekdoten anderer Wissenschaftler an. So berichtet er, dass ein Schleimpilzforscher Schwierigkeiten hatte, sich in einer Ikea-Filiale zurechtzufinden. Er baute den Grundriss im Miniaturformat nach und sah erstaunt zu, wie die Pilze sehr schnell den kürzesten Weg zum Ausgang fanden. "Die sind schlauer als ich", meinte er scherzhaft.
Im ersten Kapitel beschreibt der Autor, wie er in Italien mit erfahrenen Trüffelsuchern und ihren Hunden durch Wälder streifte, um die wertvollen Trüffelpilze zu finden. Diese Suche bildet den Rahmen für die vielen interessanten Dinge, die Sheldrake über Trüffel zu berichten weiß. Im zweiten Kapitel widmet sich der Autor ausgiebig dem Mycel, dem Netzwerk, das wiederum aus zahllosen Hyphen (winzigen Fäden) besteht. Er erklärt, wie sich dieses Netzwerk Nahrungsquellen erschließt und wie es sich ständig wandelt.
Dann kommt Sheldrake auf Flechten zu sprechen, für die einst der Begriff "Symbiose" geprägt wurde. Denn bei Flechten sind ein Pilz und eine Alge miteinander verflochten, aber auch Bakterien spielen eine wichtige Rolle, wie noch nicht allzu lange bekannt ist. Eindrucksvoll sind auch die Ausführungen über Mykorrhiza-Pilze an und in Wurzeln, auf die etwa 90 Prozent der Pflanzen angewiesen sind. Die Symbiose mit Pilzen haben es in der Evolution Wasserpflanzen, wie Algen, überhaupt erst ermöglicht, das Land zu erobern.
Der Autor berichtet von Amateur-Pilzforschern, die über das Züchten psychoaktiver Pilze zu ihrer Leidenschaft gekommen sind. Er schildert auch seine Teilnahme an einem wissenschaftlichen Versuch, bei dem er selbst solche Pilze zu sich nahm. In etlichen menschlichen Kulturen sind Pilze wegen ihrer Wirkung auf den menschlichen Geist verehrt worden oder werden es noch heute. Sheldrake spart auch die negativen Auswirkungen von Pilzen, die Gifte produzieren oder als Parasiten leben, nicht aus. Aber er betont natürlich, wie hilfreich Pilze bei der Herstellung von Arzneien sind.
Immer wieder schildert der Autor Kuriositäten, wie einen Austernpilz, der sich ausschließlich von Zigarettenkippen ernährt, oder eine amerikanische Firma, die Möbel aus getrocknetem Pilzmycel herstellt. Gerade dieses Erweitern des Blickfeldes über das Wissenschaftliche hinaus macht das Buch so lesenswert. Es ist selten, dass man mit Fug und Recht sagen kann, dass ein Buch eine weitgehend unbekannte Welt beschreibt. Aber im Falle dieses Buches ist es tatsächlich angebracht.