Ihre Arbeiten tragen keine Titel: Barbara Padron Hernandez verarbeitet aber häufig surreal anmutende Träume und Erinnerungen an ihre Kindheit auf Kuba. Foto: chl
Von Milan Chlumsky
Walldorf. Mit 18 hat sie Kuba verlassen, jetzt ist sie 35. Einer großen Öffentlichkeit wurde sie durch ihren Auftritt in der Sendung "Voice of Germany" bekannt. Doch Barbara Padron Hernandez hat nicht nur eine prägnante Stimme, sie ist auch eine beeindruckende Porträtistin. Ihre Welt ist nicht die der Montmartre-Maler, die Falten wegverbessern. Im Gegenteil: Fast immer ist es ein Versuch, beide Seiten eines Menschen zu zeigen - die offensichtliche und die verborgene.
Daneben entstehen seltsame, fast surrealistische Welten, die ihren Ursprung auf Kuba haben. Als Zehnjährige verkaufte sie dort Bohnen, die Familie war arm, der Kommunismus nahm es nicht so genau mit der Kinderarbeit. Sie sang für ihre Mutter, die witterte, dass die Tochter Talent hat. Sie schaffte es in die von Touristen besetzten Hotelbars.
Mit ihrem damaligen Freund brach sie dann nach Stuttgart auf. Sie jobbte überall, wo sich eine Gelegenheit dazu bot, oft als Kellnerin. Mit ihrer Rockband Submarien hatte sie unzählige Auftritte in verschiedenen Clubs in Stuttgart, sie reiste nach England und Schweden. 2006 gewann sie mit ihrer Band den Rockpreis des Deutschen Pop-&-Rock Musikverbandes.
Daneben hat Barbara Padron Hernandez immer gemalt, schon auf Kuba. Die 15-Jährige verkaufte ihre Bilder, um die Familie zu unterstützen. Sie war zu dieser Zeit im Haus der Kultur eingeschrieben, wo sie die Grundlagen von Malerei, Musik und Kunst erlernte. In Stuttgart studierte sie weiter an einer privaten Kunstschule, 2004 begann sie ein Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. Inzwischen wurde ihr die Rückkehr nach Kuba als "antikommunistisches Element" verwehrt.
Barbara Padron Hernandez verbindet eine Reihe verschiedener Phänomene: die "nackte Realität" (viele ihrer Porträts sind anhand von Fotografien von Kollegen, Musikern oder Konzertbesuchern entstanden) mit Reminiszenzen an Kuba und ihre Kindheit, gepaart mit Traum-Elementen. Dabei spielt die Musik eine große Rolle, ihre Staffelei steht neben ihrem Klavier.
Nicht jeder ist imstande, die komplizierten Zusammenhänge zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu enträtseln. Ihre Porträts kommen scheinbar klassisch daher, sie offenbaren jedoch eine Überfülle an möglichen Deutungen: etwa in Bildern wie "Rebirth" oder "The Dance", das eher auf einen Geschlechterkampf denn auf Tanz hinweist.
Mit ihrer neuen Reihe will "SAP Art Moments" außerhalb der regulären Ausstellungen auf Impulse in der zeitgenössischen Kunst aufmerksam machen. Da ist die Werkreihe von Barbara Padron Hernandez eine wahre Entdeckung.
Info: Barbara Padron Hernandez im Walldorfer SAP-Schulungszentrum, bis 30. April.