Fast alles kann zum klingen gebracht werden: Katharina Breier zeigt es dem aufmerksamen jungen Publikum. Foto: Christian Kleiner
Von Andrea Döring
Mannheim. Ein alter Baum, dessen Äste mit Saiten bespannt sind, ein Wald aus grünen Rohren, ein Mobile aus Holz- und Metallstäben, Kugelbahnen mit Glöckchen, Alufolie und Streichhölzern. Bei "Terz & Tönchen" in der Jungen Oper des Nationaltheaters gab es für die jüngsten Theaterbesucher ab sechs Monaten, ihre Geschwister, Eltern und Großeltern viel zu entdecken. Die Inszenierung von Helmut Bieler-Wendt und Volker Staub feierte jetzt Premiere. Mit rund 50 begeisterten großen und kleinen Besuchern im Studio der Feuerwache in Mannheim war die Uraufführung ausverkauft.
Fasziniert und erstaunlicherweise ganz still verfolgen die Kleinen mehr als eine Viertelstunde lang, wie Katharina Breier und Tobias Schmitt wortlos zeigten, welche Möglichkeiten zur Klangerzeugung der Theaterraum bietet. Doch noch während die Schauspieler gegen lange Papierbahnen pusten, sie kratzen und anfangen, Stücke abzureißen, krabbelt Lenn, zehn Monate, auf das Mobile zu, zieht kräftig an den Stäben und freut sich über die Geräusche, die er damit macht.
Wortlos laden Breier und Schmitt daraufhin ein, selbst mitzumachen. In der nächsten halben Stunde haben Kinder und Erwachsene sichtlich viel Spaß mit den alltäglichen Materialien und Musikinstrumenten, die Bieler-Wendt und Staub installiert haben. Sie lassen Kugeln rollen, es in Kisten und Höhlen rascheln und klackern, krabbeln über Kissen, die dann knarzen, oder drücken auf Luftkissen, die über Gartenschläuche in Orgelpfeifen unterschiedliche Klänge erzeugen.
Paul, mit zehn Wochen der Allerkleinste, guckt gebannt im Tragetuch vor dem Bauch seiner Mutter das Mobile aus bunten, mit Scheinwerferfolie bespannten Hoola-Hoop-Reifen an, das sich an der Decke dreht. "Die Scheinwerferfolie macht so ein schönes Licht", erklärt Intendantin Ulrike Stöck. Was auf den ersten Blick spielerisch und leicht wirkt, hat ein sorgfältig entwickeltes dramaturgisches, musikalisches und pädagogisches Konzept "Windklinger, Saitenklinger und Selbstklinger, drei Instrumentengruppen aus dem Orchester, können die Kinder hier kennenlernen", erklärt Komponist und Instrumentenbauer Staub. "Anders als im normalen Musikbetrieb ist richtig und falsch hier aber ausgehebelt", freut sich Komponist und Pädagoge Bieler-Wendt.
Lenns Mama Anne Wöhrle ist ganz stolz auf ihn. Doch auch die anderen Kinder hat sie im Blick: "Es ist so schön, die Gesichter der Kinder zu beobachten", findet sie. Von Beruf ist sie Sonderpädagogin für Kinder mit Sprach- und Hörproblemen. Sie kann sich auch vorstellen, mit ihren Schülern in die Vorstellung zu kommen. "Hier bekommen sie Impulse fürs Hören und Sprechen, lernen Kommunikation über Klänge", so Wöhrle.
Info: Die nächsten Vorstellungen am Mittwoch, 16. 1., und Freitag, 8.2., jeweils 9.15 bis 9.45 Uhr und 10.45 bis 11.15 Uhr.