Samir Schwab (l.) aus Buchen steht zusammen mit dem Berliner Rapper Punch Arogunz auf der Bühne. Grund dafür war die Release-Party des Erfolgsalbums "Schmerzlos", für das der Buchener die Beats für drei Songs produziert hat. Foto: Fivesteps Photograpy
Buchen. (ahn) "Die Sache mit meinem Alter sehe ich positiv. Nur weil ich mit 15 Jahren in den Charts gelandet bin, ruhe ich mich nicht auf meinem Talent aus, sondern arbeite weiter." Angenehm bescheiden geblieben ist er, der inzwischen 16-jährige Samir Schwab aus Buchen. Obwohl er eigentlich allen Grund hätte, sich in seinem Erfolg zu sonnen. Denn schließlich hat er jüngst die Beats für drei Songs auf dem Album "Schmerzlos" des Berliner Rappers Punch Arogunz produziert. Die Platte stieg auf Platz acht in die Albumcharts ein. Doch Samir ist auf dem Boden geblieben, wie wir bei einem Treffen mit ihm feststellten.
Weiteres Beispiel gefällig? "Ich stehe nicht morgens mit einem Siegerlächeln vor dem Spiegel. Ich weiß, dass ich für meinen Erfolg gearbeitet habe und dass sich diese Arbeit gelohnt hat. Aber ich weiß auch: Es geht weiter mit der Arbeit", so die recht erwachsen klingenden Worte des Teenagers.
Angefangen hat alles eigentlich damit, dass Samir Videos geschnitten hat - wofür er auch ein gewisses Talent zu haben scheint. Denn er bekam immer größere Aufträge. So produzierte er unter anderem Tour-Blogs von Rappern, z.B. vom aus dem Iran stammenden Nimo, vom Berliner Marvin Game oder dessen Bruder Morten. Letzterer ist vor allem Musikproduzent, von dem sich der junge Buchener inspirieren ließ, wie er erzählt: "Ich wurde vor allem durch Mortens Arbeit beeinflusst. So ist bei mir die Motivation entstanden, selber Beats zu produzieren." Inzwischen verbindet den Buchener und den Berliner eine aktive Zusammenarbeit.
Wobei: Das Produzieren von Beats stellt für den Buchener wohl weniger Arbeit als Leidenschaft dar. Wenn Samir im kreativen Flow ist, vergisst er alles andere - auch mal die Uhrzeit. "Ich kann nachts besser arbeiten. Das Problem dabei ist, dass ich keine Kopfhörer, sondern meine Boxen benutze. Da kann es dann schon mal sein, dass mein Opa an die Tür klopft und sagt, dass es jetzt gut ist", erzählt er lachend.
Doch wie entsteht überhaupt ein Beat? "Ich gehe an jede Produktion anders heran", erklärt Samir, wobei es allerdings auch Konstanten gebe. "Ich spiele selbst die Grundmelodie ein oder benutze Samples. Dann lege ich darunter den Beat." Dabei nicht jedes Mal das Rad neu zu erfinden und sich auch mal von anderen inspirieren zu lassen, findet Samir fruchtbar: "Ich halte es nicht für schlimm, von anderen Künstlern Songs oder Samples zu benutzen und diese dann nach meinen Vorstellungen zu verändern."
Denn das Endprodukt ist immer noch sein eigenes. An Selbstbewusstsein mangelt es dem 16-Jährigen jedenfalls nicht. "Ob ich Vorbilder habe? Eigentlich eher weniger. Denn ich habe mein eigenes Soundbild entwickelt." Dieses beschreibt er als neumodisch und modern.
Dass seine Beats und Sounds eine eigene, authentische musikalische Sprache sprechen und eine hohe Qualität aufweisen, findet auch der Rapper Punch Arogunz. Denn nachdem Samir ihm einige seiner Sounds geschickt hatte, wollte der Berliner, dass Samir den Beat für einen Song auf dessen neuem Album "Schmerzlos" liefert, das bei seinem Release im Mai von null auf Platz acht der Albumcharts eingeschlagen ist. "Ursprünglich war es nur ein Song, dann sind allerdings noch zwei weitere Songs dazugekommen", berichtet der - man kann es nicht oft genug wiederholen - erst 16-jährige Produzent.
Weil die zwei Künstler sich von Anfang an sehr gut verstanden, überreichte Punch Arogunz dem Buchener im Rahmen der Album-Release-Party in Münster höchstpersönlich ein Exemplar des Albums, in dessen Booklet der Rapper allen Produzenten für "die besten Beats meines bisher besten Albums" dankt. Außerdem durfte Samir mit auf die Bühne, wo er zusammen mit dem Rapper einen Song performte. "Das war schon cool. Vom Vibe hat es sich richtig angefühlt. Von so etwas träumt man ja eigentlich immer." Auf der Bühne zu stehen könnte sich Samir auch künftig vorstellen. "Ich würde gerne mit einem Rapper auf Tournee gehen, und zwar als DJ."
Doch zuvor will er noch ab September seinen Schulabschluss auf der Werkrealschule in Walldürn machen. Danach wird er wahrscheinlich eine Ausbildung im Bereich der Video- und Musikproduktion absolvieren.
Das dürfte bei diesem Erfolg niemanden verwundern. Und außerdem ist Musik eine konstante Größe in Samirs Leben. "Musik bedeutet mir wahnsinnig viel. Ich hätte ohne sie mit einigen Sachen nicht so gut umgehen können."
In seiner Freizeit hört er alles Mögliche. "Ob mir ein Lied gefällt, ist unabhängig vom Genre." Von einem Denken in Schubladen hält er sowieso nicht viel - und das nicht nur im Bereich der Musik. Dennoch hat der Rap es ihm besonders angetan. "Kein anderes Genre fasziniert mich so sehr, auch bezüglich der Kreativität und Emotionalität. Rap bietet für mich am meisten Identifikationsfläche." Samir und Rap - davon profitieren eben beide Seiten.