Ein ungleiches Paar: Svetlana Wall als Tama und Edgar Diel als Chester. Foto: Alex
Von Ingeborg Salomon
Theater unterm Sternenhimmel erleben, ganz entspannt mit einem Glas Wein in der Hand, und danach noch ein bisschen plaudern - so sieht Sommervergnügen aus. Die Freiluftsaison ist eröffnet, und ab sofort gibt es in der Region einen Grund mehr, an einem lauen Sommerabend mal wieder in Kultur zu machen: Am Mittwochabend feierte die Wanderbühne Theater Carnivore Eröffnungspremiere.
Aufgeführt wurde die etwas schräge Komödie "Mit der Tür ins Bett" an einem Ort, der für Theater ziemlich ungewöhnlich ist, sich aber als höchst geeignet erwiesen hat: der Ziegenkäsehof in Nußloch. Ab sofort ist das Theater, mit dem sich der Heidelberger Schauspieler und Regisseur Florian Kaiser einen lange gehegten Traum erfüllt hat, auf Wanderschaft in der Region. Als weiteres Stück steht ab Juli das Lustspiel "fast Faust" auf dem Programm; Premiere ist am 3. Juli auf dem Weingut Clauer.
Die Eröffnungspremiere begeisterte die Zuschauer, die auf langen Bänken (sehr bequem mit Lehne) sitzend das Geschehen auf der von Motz Tietze gebauten Klappbühne verfolgten. Die Handlung des Zwei-Personen-Stücks "Mit der Tür ins Bett" von Henry W. Falk ist schlicht, aber Regisseur Florian Kaiser sowie die Schauspieler Svetlana Wall und Edgar Diel machen daraus eine pfiffige und höchst unterhaltsame Liebeskomödie. Nachdem der erfolglose und ziemlich gutmütige Chester die flippige Tama vom Selbstmord abgehalten hat, verlieben sich die beiden. Das Problem ist nur, dass Tama als gebranntes Kind einfach nur Sex will, Chester aber ein unverbesserlicher Romantiker ist. Das passt nicht zusammen, Tama verlässt Chester - um Monate später mit kugelrundem Babybauch wiederzukommen. Der überraschte Chester begluckt nun Baby und Haushalt, was die freiheitsliebende Tama ziemlich nervig findet. Nach zwei Stunden gab es (wahrscheinlich) ein Happy End und begeisterten Beifall der Premierengäste.
Edgar Diel hat bereits als Clemens Brentano in "Wandeln im Zwielicht" bewiesen, dass er sehr wandlungsfähig ist und vielschichtige Charaktere überzeugend verkörpern kann. Als Chester zeigt er Tama seine Liebe auf vielfältige Art in Wort und Tat, doch die will ihn einfach nicht verstehen. Als leicht zickige, im Inneren zutiefst unglückliche Tama zeigt auch Svetlana Wall ein ausdrucksstarkes Spiel. Sie kann schmollen, schreien, weinen, betteln und verführen, dass Chester und den Zuschauern Hören und Sehen vergeht. Beide haben ihre Ausbildung als Schauspieler an der Theaterakademie Mannheim absolviert und arbeiten auch mit dem ak.T Theater Heidelberg und Hubert Habig zusammen.
Auch das mit liebevollen Details ausgestattete Bühnebild sowie die pfiffigen Kostüme von Marcela Snáselová verdienen ein Sonderlob. Florian Kaiser ist Beleuchter, Kulissenschieber, Platzanweiser, Souffleur und Tontechniker in Personalunion, bei Letzterem unterstützt von den Tieren des Ziegenkäsehofs. Die verbreiten zwar ein etwas strenges Odeur, haben aber offenbar ein Gefühl für Timing und meckerten mitunter im passenden Moment - was bei den Zuschauern für zusätzliches Vergnügen sorgte.
Info: Die nächste Vorstellung ist am Samstag, 16. Mai, um 20 Uhr im Glashaus Waldpark Ladenburg (überdacht). Karten und weitere Termine unter www.wanderbuehne.com.