Wild will an den Meistbietenden verkaufen
Börsengang soll endgültig vom Tisch sein - Verkauf für rund zwei Milliarden Euro steht offenbar kurz bevor

Eppelheim. Die Ära der Familie Wild beim Eppelheimer Aromenhersteller dürfte nach 83 Jahren bald Geschichte sein. Vor drei Jahren war noch ein Börsengang für das Aromengeschäft geplant. Der ist nach neuesten Informationen aber vom Tisch.
Wie das Manager Magazin gestern unter Berufung auf Finanzkreise meldete, soll Wild Flavors meistbietend verkauft werden. Unternehmensnahe Kreise hatten das der RNZ gegenüber bereits bestätigt. Finanzkreise rechnen, so das Manager Magazin, mit einem Verkaufspreis von bis zu zwei Milliarden Euro für Wild Flavors. Damit dürfte sich auch der US-Finanzinvestor KKR, der seit gut vier Jahren 35 Prozent der Anteile hält, mit einem hohen Gewinn verabschieden.
Auch das zweitgrößte Unternehmen des Wild-Konzerns, die Sisi-Werke mit der Getränkemarke Capri-Sonne, die bisher komplett im Besitz von Hans-Peter Wild ist, steht Brancheninsidern zufolge zum Verkauf. Bisher war für die Capri-Sonne ebenfalls ein Börsengang im Gespräch.
Die Schweizer Filiale der Citigroup, die mit dem Verkaufsprozess für den Aromenhersteller beauftragt ist, soll die Zahl der Bieter auf eine Handvoll beschränkt haben. Aus Kreisen der am geplanten Verkauf Beteiligten sei zu hören, dass Hans-Peter Wild einen strategischen Käufer gegenüber einem Finanzinvestor bevorzugen würde.
Zu den Favoriten zählt deshalb der weltgrößte Aromenhersteller Givaudan aus der Schweiz. Das börsennotierte Unternehmen verfügt über Tochtergesellschaften und Filialen in mehr als 40 Ländern und beschäftigt rund 9400 Mitarbeiter. Givaudan erwirtschaftete 2013 einen Umsatz von 4,4 Milliarden Schweizer Franken (3,6 Milliarden Euro). Das Unternehmen beliefert unter anderem Kosmetik- und Lebensmittelhersteller wie Procter & Gamble, Unilever oder Colgate mit Geschmacks- und Duftstoffen und Parfüme für Estée Lauder Companies, L'Oréal und Yves Saint Laurent.
Der Konzern könnte nach dem Kauf von Wild gewaltige Synergien, das heißt Einsparpotenziale, heben und deshalb einen höheren Preis bieten, heißt es. Was ein Verkauf für den Standort Eppelheim bedeuten würde, ist unklar.
Als einziger Finanzinvestor soll das schwedische Unternehmen EQT bieten dürfen, das vor gut zehn Jahren den deutschen Aromenhersteller Symrise geschaffen hat. Chef von Symrise, das auch zu den Bietern für Wild gehören soll, war vor einigen Jahren der jetzige Vorstandsvorsitzende der Heidelberger Druckmaschinen AG, Gerold Linzbach. Für den Finanzinvestor würde sprechen, dass dieser Capri-Sonne gleich mitkaufen könnte.



