Neckarbrücke: Gegner und Befürworter beim Minister
Stuttgart/Ilvesheim. Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) nahm gestern Unterschriftenlisten für und gegen den Bau einer neuen Neckarbrücke entgegen

Stuttgart/Ilvesheim. Die Bürgermeister Roland Marsch (Edingen-Neckarhausen) und Andreas Metz (Ilvesheim) ziehen im Bürgermeistersprengel fast immer an einem Strang. "Wir verstehen uns gut und haben absolut keine Probleme miteinander", erläuterten sie der RNZ, dass man sich gegenseitig schätzt und respektiert.
Gestern waren Marsch und Metz allerdings in jeweils eigener Mission nach Stuttgart unterwegs, um im Landtag die Unterschriftenpakete der jeweiligen Bürgerinitiativen für beziehungsweise gegen den Bau der neuen Neckarbrücke an Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) zu überreichen. Mit dabei waren auch die Abgeordneten Uli Sckerl und Wolfgang Raufelder (Grüne), Gerhard Kleinböck und Helen Heberer (SPD) sowie Georg Wacker (CDU).
Die Brückenbefürworter aus Ilvesheim und Seckenheim hatten übrigens, was die Unterschriftenanzahl betrifft, klar die Nase vorne, denn sie konnten 2740 Unterzeichner präsentieren. Bürgermeister Marsch legte für Edingen-Neckarhausen immerhin 1158 Protestunterschriften vor. Die Bürger wollten den Neubau der Ladenburger Neckarbrücke L 597 zwar nicht verhindern, aber so wie sie planfestgestellt sei, damit könne die Doppelgemeinde nicht leben. Hintergrund: Durch den Neubau der Neckarbrücke zwischen Ladenburg und Edingen-Neckarhausen könnten die Ortsdurchfahrten von Ilvesheim und Seckenheim deutlich entlastet werden. Täglich fahren rund 15 300 Fahrzeuge über die Seckenheimer Brücke - die Anwohner sprechen von einer Zumutung (die RNZ berichtete).
Die Hoffnungen auf einen schnellen Bau der neuen Brücke erhielten jedoch in den vergangenen Monaten einen gewaltigen Dämpfer. Die planfestgestellte Brücke nimmt nämlich im "Maßnahmenplan Landesstraßen" nicht die höchste Dringlichkeitsstufe ein. Die Befürworter befürchten sogar, dass das Planfeststellungsverfahren - das bisher 2,5 Millionen Euro verschlungen hat - verfällt und somit der Bau des 23-Millionen-Euro-Projektes erledigt ist.
Damit könnten die Brückengegner aus Edingen-Neckarhausen gut leben. In einem Begleitschreiben an den Minister, das der RNZ vorliegt, bekräftigt Bürgermeister Marsch eindeutig, dass die planfestgestellte Trasse der L 597 nicht gewollt und auch nicht akzeptiert wird, zumal keinerlei schallschützenden Maßnahmen vorgesehen sind. Es könne nicht sein, dass Ilvesheim und Seckenheim entlastet werden, im Gegenzug aber die Bürger von Edingen-Neckarhausen massiv belastet würden.
Marsch findet es auch befremdlich, dass die Anliegen der Bürgerinitiative Edingen-Neckarhausen vom Regierungspräsidium "unter den Tisch gekehrt" wurden. "Die Bedenken in der Bürgerschaft sind groß. Wir lehnen den Bau der Brücke an dieser Stelle ab", betonte Marsch. Auch Bürgermeister Metz nutzte die Gelegenheit, dem Minister seine Sichtweise mitzuteilen. redete Metz nicht lange um den heißen Brei herum. Er betonte nochmals, dass der Brückenneubau im Interesse der Region sei, der Dialog müsse fortgesetzt werden. Dies sagte der Minister auch zu, machte aber auch klar, dass in den nächsten Jahren keine finanzielle Spielräume für den Brückenneubau vorhanden sind.
Nach der Übergabe der Unterschriften schüttelten sich Marsch und Metz übrigens freundschaftlich die Hand. Die Delegation aus Ilvesheim fuhr mit dem Auto zurück, während die Überbringer aus Edingen-Neckarhausen in den Intercity stiegen. Die unterschiedliche Interessenlage schade dem guten persönlichen Verhältnis natürlich nicht, bekräftigten beide Verwaltungschefs.
Wer von beiden der Bürgerschaft letztendlich eine positive Nachricht überbringen kann, steht derzeit noch nicht fest. Die Argumente müssen nun bewertet werden. Welche der 734 Straßenbaumaßnamen im Land mit einem Kostenvolumen von 2,5 Milliarden Euro priorisiert werden, steht derzeit noch in den Sternen.



