Hintergrund II Agri Photovoltaik

07.06.2021 UPDATE: 07.06.2021 06:00 Uhr 1 Minute, 18 Sekunden

Alles eine Frage des Geldes

Wie geht das eigentlich, wenn eine von Bürgern getragene Energiegenossenschaft eine große Solaranlage bauen will? Florian Oeß, Vorstandsmitglied der BürgerEnergieGenossenschaft Kraichgau eG (BEG), erklärt es auf Anfrage und betont gleich anfangs: "Eine Errichtung durch uns selbst ist leider nicht möglich."

Dafür fehle der BEG das Know-how bei der Montage. Zudem sei man ja "nur" ehrenamtlich engagiert. BEG-Vorstandsmitglied Dennis Koppenhöfer arbeitet aber mit einem Projektierer zusammen – von der Planung über die Ausschreibung und Auftragsvergabe bis hin zur Projektbetreuung und Abnahme stemmen sie alles. Investitionsvolumen sowie Gewinngröße pro Hektar hängen vom einzelnen Projekt ab. Als Beispiel nennt Oeß die Aufdachanlage auf dem Sinsheimer Schulzentrum, die fast fertig ist. Bei dieser 450 Kilowatt-Anlage mit aufwendiger technischer Steuerung komme man auf 450.000 Euro.

Sollte die BEG im Falle der "Agri-Photovoltaik" ein konkretes Projekt vor Augen haben, werde die Genossenschaft den zu erwartenden Stromertrag durchkalkulieren und die Vermarktungsmöglichkeiten prüfen. Das kann beispielsweise der Stromverkauf direkt an einen Verbraucher sein oder die Vermarktung über die eigene Bürgerwerke eG in Heidelberg. Dann werden die Finanzierungskonditionen und der Einsatz von Eigenkapital in verschiedenen Kalkulationen durchgespielt. Auch wägt die BEG ab, ob sie das Projekt alleine oder mit Partnern verwirklicht. "Das kommt insbesondere darauf an, ob wir gerade ausreichend Eigenkapital haben oder nicht", so Oeß. "Wir haben gerade einige größere Projekte in der Mache und können gut neues Eigenkapital, also neue Mitglieder, gebrauchen", sagt er.

Wenn Partner hinzukommen, also eine andere Genossenschaft oder mehrere, gründen alle gemeinsam für das Projekt eine Gesellschaft. Diese finanziere dann die Anlage, "und auch sämtliche aus der Anlage auflaufenden Erträge und Kosten werden in der Gesellschaft geführt." Die Gesellschafter, so Oeß, würden entsprechend ihrer Beteiligung Kapitalausschüttungen bekommen. "Solch eine Konstellation wäre zum Beispiel auch mit einem Landwirt denkbar, wenn er sich selbst beteiligen möchte und kann." Sei das nicht der Fall, bekomme der Flächenverpächter eine Pacht, die je nach der Kalkulation unterschiedlich hoch sein könne. Zuletzt betont Oeß: "Wir als Genossenschaft haben recht überschaubare Renditeerwartungen und eher den Fokus, die Energiewende in der Region voranzubringen." (cab)