hintergrund - termühlen MLP

09.01.2017 UPDATE: 09.01.2017 06:00 Uhr 51 Sekunden

> Der MLP-Skandal. 2002 stürzte der damalige Vorstandsvorsitzende Bernhard Termühlen den bis dahin sehr erfolgreichen Finanzvertrieb MLP mit fragwürdigen Bilanzierungsmethoden in eine tiefe Krise. Die Aktie stürzte um 90 Prozent ab, das Unternehmen flog aus dem Dax. Termühlen musste Ende 2003 das Unternehmen verlassen. Als ein Grund für die Krise wird die katastrophale Kommunikationspolitik Termühlens betrachtet. Unter anderem konnte er die angezweifelten Bilanzierungspraktiken nicht plausibel erläutern, obwohl sie in der Branche in Teilen nicht ungewöhnlich waren.

Der 2003 berufene Finanzvorstand Uwe Schroeder-Wildberg hatte in der Bilanz 2002 unter Inkaufnahme hoher Verluste aufgeräumt und für eine Kehrtwende gesorgt.

Im Dezember 2004 hatte die Staatsanwaltschaft Mannheim nach zweieinhalbjährigen Ermittlungen gegen Termühlen und zwei weitere MLP-Manager Anklage wegen des Verdachts der Bilanzfälschung erhoben. Erlöse aus verkauften Forderungen und Rückversicherungsprovisionen seien als Gewinne ausgewiesen worden, während ihnen gegenüberstehende Rückzahlungsverpflichtungen nicht in die Bilanz aufgenommen worden seien, begründete die Staatsanwaltschaft damals ihre Klage. Unter Termühlen machte MLP den Fehler, das Prinzip der "unabhängigen" Beratung durch den Vertrieb eigener Versicherungsprodukte in Frage zu stellen. Auch diese Fehlentwicklung korrigierte Schroeder-Wildberg, indem er die Versicherungstöchter verkaufte.

Im Jahr 2007 wurde das Verfahren gegen Termühlen und die Mitangeklagten eingestellt. Termühlen musste allerdings eine Geldzahlung in sechsstelliger Höhe leisten. 2012 urteilte das Oberlandesgericht Karlsruhe in einem Schadenersatzverfahren, dass zwar in Teilen falsch bilanziert worden sei, allerdings ohne nachweislichen Vorsatz. tv