"Äußerst fraglich"

14.02.2017 UPDATE: 15.02.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 7 Sekunden

Drei Fragen an Ferdinand Dudenhöffer, Automobilexperte

Von Tobias Schmidt, RNZ Berlin

Peugeot erwägt die Übernahme von Opel. Wie beurteilen Sie die Nachricht?

Das kommt überraschend. Ein Verkauf wäre aus Sicht der Opel-Mutter General Motors aber nicht unplausibel. Opel kommt einfach nicht aus der Verlustzone heraus. Dafür macht Opel die Auswirkungen der Brexit-Entscheidung verantwortlich. Das ist für mich nicht überzeugend. Für General Motors wäre der Verkauf der verlustbringenden Tochter eine Möglichkeit, die Unsicherheiten für General Motors zu verkleinern.

Inwieweit könnte die Übernahme durch Peugeot denn Opel helfen? Wäre der Vollzug eine gute Nachricht für die Mitarbeiter?

Nein, es wäre für die Mitarbeiter wohl eine schlechte Nachricht, die mehr Unsicherheit bringen würde. Peugeot und Opel verkaufen ihre Wagen fast ausschließlich in Europa, und sie haben kaum SUVs im Programm, die derzeit gut laufen. Sie treten sich auf einer kleinen Scholle auf die Füße. Sie müssten Kapazitäten abbauen, das würde auch Werke bei Opel treffen. Eisenach oder Kaiserslautern sehe ich als gefährdete Standorte. Ob Peugeot für Opel eine große Zukunft bringen würde, ist äußerst fraglich. Die Lage würde Opel und die Mitarbeiter schwieriger.

Durch die Übernahme entstünde der zweitgrößte Autokonzern Europas hinter Volkswagen, und das unter französischer Führung. Eine Bedrohung für VW oder die gesamte deutsche Branche?

VW kann dem gelassen entgegensehen. Zwei Fußkranke werden noch lange kein 100-Meter-Weltrekordläufer. Zusätzlich stagniert das Kerngebiet von Peugeot und Opel, nämlich Europa. Europa macht 15 Prozent des Weltmarktes aus. Die restlichen 85 Prozent sind die Wachstumsregionen mit Asien, China und Nordamerika. Dort sind Peugeot und Opel so gut wie gar nicht vertreten. Dass Peugeot dennoch nach Opel greifen will, liegt womöglich daran, dass der Konzernchef Carlos Tavares allein auf Größe setzt.